Am Donnerstag, dem 13. Februar, startet die grosse Jubiläumsstaffel der ProSieben–Castingshow «Germany's next Topmodel». Moderatorin und Modelmacherin Heidi Klum (51) führt seit 20 Jahren durch die Sendung. In der aktuellen Ausgaben des «Stern»–Magazins blickt sie zurück auf schwierige Jahre, unmoralische Angebote und ihr falsches Lachen.
Mehrfach musste sich das Castingformat Vorwürfen stellen, unter anderem Magersucht zu propagieren. «Vor 20 Jahren gab es bestimmte Körpermasse, die für mich und für alle, die gern modeln wollten, einzuhalten waren», bezieht Klum dazu Stellung. Aber ihr war es immer wichtig, dass ihre Modelanwärterinnen fit sind: «Ich habe Berater eingeladen, die den Models geholfen haben, sich innerhalb des Formats gesund zu ernähren.» Zu dünne Mädchen habe sie aber nie unterstützt. «Alle Kandidatinnen und Kandidaten sprechen ausserdem mit einem Psychologen, der uns grünes oder eben rotes Licht gibt. Aber ja, die vom Business vorgegebenen Standards, auch die zur Körpergrösse, haben wir in der Sendung eine ganze Zeit lang übernommen», gibt sie ehrlich zu.
Ihr selbst wurden früher «Pillen angeboten, um den Appetit zu zügeln». «Ich war super ‹in shape›, schlank und sportlich, aber es reichte nicht», erinnert sich das Supermodel.
Diversity? In der Realität Mangelware
Heute setzt sie auf Diversität bei «GNTM», fördert Plus–Size–Bewerber und Bewerberinnen, Best–Ager und Transgender–Models. In der realen Modewelt hätten es diese Kandidaten und Kandidatinnen aber noch schwer: «Die Kunden und Firmen ziehen leider noch nicht so mit, wie ich mir das wünschen würde. Manche der Kandidatinnen werden noch nicht einmal zu Castings eingeladen. Es ist sehr schade, wie viele Unternehmen sich ‹Diversity› auf die Fahne schreiben, in der Realität davon aber wenig verwirklichen.»
Traumatische Erlebnisse bei GNTM? «Nicht verwunderlich»
Was Heidi Klum darüber denkt, dass einige ihrer 941 Kandidatinnen in 19 Jahren von traumatischen Erlebnissen berichteten? «Das finde ich nicht verwunderlich. Unsere Kandidatinnen sind Menschen und damit unterschiedliche Wesen.» Niemand würde allerdings mit seinen Problemen alleine gelassen werden. «Professionelle psychologische Unterstützung kann während der Dreharbeiten jederzeit in Anspruch genommen werden, auch täglich», so die millionenschwere Unternehmerin.
Ehrliche Worte findet sie auch für ihre Anfänge bei «GNTM», als sie damals mit 31 Jahren das erste Mal Models für ProSieben coachte – und parallel ihre älteste Tochter Leni (20) hinter den Kulissen stillte. Es folgten noch drei weitere Kinder in kurzen Abständen: «Als junge Mutter mit vielen Babys war das nicht immer leicht und eine Herausforderung. Es gab damals auch kaum Mode, in der ich vor der Kamera auftreten konnte.»
Zu Beginn ihrer Karriere sei sie oft verunsichert gewesen, weil sie monatelang keine Engagements erhielt. «Ich habe mich gefragt, ob ich nicht besser aufgeben und zurückgehen sollte, ich hatte eh oft Heimweh», gesteht die taffe Blondine. Es wurde bemängelt, dass sie nicht ehrlich lachen könne. Daraus habe sie gelernt: «Ich hatte verstanden, dass Kritik okay ist und ich das nicht auf meine Person beziehen muss. Und alles andere kann man üben. Was ich auch gemacht habe. Deshalb kann ich heute immer und zu jeder Zeit herzlich lachen, egal, in welcher Stimmung ich tatsächlich bin. Heute wird mir eher vorgeworfen, dass ich zu viel lache.»
Auch die Strahlefrau hat schlechte Tage
Natürlich gäbe es Tage in ihrem Leben, an denen sie ein Tief und nichts zu lachen habe: «Aber ansehen kann man es mir nie.» Sie wurde zwar für ihre positive Art immer wieder kritisiert, aber die gebürtige Rheinländerin sei sich damit treu geblieben.
Selbst wenn unmoralische Angebote zu schnellem Ruhm verlockten, blieb sie standhaft. «Belästigt wurde ich schon, aber die Personen, die es versucht hatten, haben ganz schnell gemerkt, dass sie da bei mir falsch sind. Ich wollte meinen eigenen Weg gehen und war mir meines Wertes und meines Könnens sicher. Irgendwas mit irgendwem anzufangen, um einen Job zu bekommen – das war nie mein Ding.» Ihre Agentur habe sie zwar zu seltsamen Dinner–Terminen mit Menschen geschickt, «die dann aber mehr wollten als nur ein Abendessen.» Das habe sie jedoch klar abgelehnt und sich danach bei ihrem Modelagenten beschwert. Ihre Kolleginnen aus der Model–WG in New York waren dafür offener: «Eine Mitbewohnerin von mir wurde zum Beispiel zweimal im Monat von dem Sänger Prince abgeholt. Aber wie gesagt, ich war da eher langweilig.»
Alice Schwarzer ist herzlich eingeladen
Konfrontationsscheu war die offenherzige Klum dagegen nie, betont sie. Jahrelange «GNTM»–Kritikerinnen habe sie sogar in das Format eingeladen: «Alice Schwarzer zum Beispiel. Ich wollte, dass sie in unsere Show kommt, damit ich mich mit ihr über ihre Kritik austauschen kann. Sie hat immer abgelehnt. Was ich schade finde, denn sie ist eine Frau, die sich klar positioniert. Aber sie wollte die direkte Konfrontation nie.»