Die neueste, siebte Episode der «Game of Thrones»-Nachfolgeserie «House of the Dragon» ist erschienen. Kennern der Buchvorlage von Fantasy-Kultautor George R.R. Martin (74) wird in der Folge «Driftmark» eine bedeutende Änderung zu dessen Werk «Feuer und Blut» (2018) auffallen: Statt dass Daemon (Matt Smith, 39) und Rhaenyra Targaryen (Emma D'Arcy, 30) deren Ehemann Laenor Velaryon (John MacMillan) ermorden lassen, darf dieser leben - und höchstwahrscheinlich sogar in der Fremde mit seinem Freund und Lebenspartner glücklich werden. Die Gründe für diese Abweichung von der Vorlage sind vielfältig.
Der Unterschied zu George Martins «Feuer und Blut» erklärt
Zunächst einmal zur Buchvorlage: Hier stirbt Laenor wirklich und noch dazu auf sehr öffentliche Art. Sein Liebhaber Qarl Correy (Arty Froushan, 27) ist hier tatsächlich für den Mord verantwortlich - vermutlich, weil er von Daemon bezahlt wurde. Qarl flüchtet, kann entkommen und ward nie wiedergesehen.
Die HBO-Serie «House of the Dragon» ändert diese Geschichte nun. Laenor mag hier seine Ehefrau Rhaenyra zwar prinzipiell, doch die beiden führen eine rein platonische Beziehung und er ist nicht der Vater ihrer Kinder. Das schwächt Rhaenyras Thron- und Herrschaftsanspruch gewaltig, wie die Serie «House of the Dragon» in der vorherigen sechsten Episode aus Staffel eins bereits sehr schön illustriert hat.
In der Show ersinnen Rhaenyra und Daemon den Plan, Laenors Tod lediglich vorzutäuschen. Daemon ermordet einen Diener, schmeisst seine Leiche ins Feuer, und da es in der mittelalterlichen Fantasy-Welt von «House of the Dragon» noch keine Forensik gibt, nehmen alle an, dass es sich bei der verkohlten Leiche wirklich um Laenor handelt. Einen ähnlichen Trick wendete übrigens Theon Graufreud in «Game of Thrones» an, um den Tod von Bran und Rickon Stark vorzutäuschen.
Die Konsequenzen des vorgetäuschten Mordes
Laenor und sein Freund Qarl erhalten damit etwas, was im Serienuniversum von «Game of Thrones» und «House of the Dragon» wahrlich eine Seltenheit darstellt: ein Happy End. Zwar werden Zuschauer vermutlich niemals sehen, wie es den beiden auf dem Kontinent Essos, jenseits der Meerenge, ergeht, doch dürfen sie in der Fremde ihre in Westeros verbotene Liebe wesentlich freier ausleben, und Laenor ist zudem von der Last des Thrones befreit. Er wäre ja bei König Viserys (Paddy Considine, 49) Ableben ansonsten zu Rhaenyras Königinnengemahl geworden.
Für Rhaenyra und Daemon ergeben sich aus dem vorgetäuschten Tod gleich eine ganze Reihe von Vorteilen. Die beiden können nun heiraten, was sie am Episodenende in einer Valyrischen Hochzeitszeremonie auch tun. Neben Lord Corlys Velaryon (Steve Toussaint, 57) hat Rhaenyra in Daemon zudem ihren stärksten Verbündeten gewonnen. Bei Daemon handelt es sich um einen kampfstarken Krieger, Anführer und mächtigen Drachenreiter. In den Sieben Königslanden ist er gefürchtet und für seine Unberechenbarkeit bekannt.
Nach dem Verständnis der Targaryens ist die «Inzest-Ehe» der beiden auch legitim. Sie können jetzt Nachfahren von reinem Valyrischen Blut zeugen.
Doch nicht nur das. Auch begehren und lieben sich Rhaenyra und Daemon tatsächlich. Beide scheinen unglücklich mit ihrem bisherigen Lebensweg zu sein, und schlafen in Episode sieben zum ersten Mal miteinander.
Nach Laenors Tod wird Rhaenyra gefürchtet
Noch ein weiteres, geradezu machiavellistisches Kalkül ist hier im Spiel: Daemon erklärt Rhaenyra, dass ja niemand ausser den vier Beteiligten darum weiss, dass Laenor in Wirklichkeit noch lebt. Ihre zahlreichen adligen Konkurrenten und Konkurrentinnen wie Ser Otto Hohenturm (Rhys Ifans, 55) und dessen Tochter Alicent (Olivia Cooke, 28), die neue Ehefrau von König Viserys, werden vermuten, dass Rhaenyra kaltblütig über Leichen geht. Und für eine zukünftige Herrscherin, deren Thronanspruch infrage gestellt wird, ist es wahrlich nicht schlecht, gefürchtet zu werden.
Die Änderung zur Buchvorlage lässt Rhaenyra sympathischer wirken
Und noch einen letzten Vorteil bietet die Abweichung zur Buchvorlage von George R.R. Martin - allerdings auf der Ebene der Serienmacher um Miguel Sapochnik (48) und Ryan Condal: Hätte Rhaenyra kaltblütig ihren Ehemann ermorden lassen, wäre es für Zuschauer schwieriger geworden, Sympathien für sie zu hegen. Das ist allerdings wichtig, weil es sich bei ihr ja schliesslich um die Hauptfigur der Serie «House of the Dragon» handelt.
Nach Episode sieben, und nachdem Rhaenyra ihren bisherigen Ehemann Laenor leben und in der Fremde glücklich werden lässt, können sich Zuschauer der HBO-Serie aber nach wie vor mit Rhaenyra identifizieren und darauf hoffen, dass sie im Intrigenspiel letztendlich triumphieren wird.
Ihre grosse Konkurrentin Alicent wirkt hingegen in der neuen Episode ganz und gar nicht sympathisch, als sie verlangt, dass einem Kind ein Auge genommen wird. Dass die Serienmacher eine nicht unbedeutende Änderung an Martins Buchvorlage vornehmen, hat also gleich eine ganze Reihe von Gründen.