Nach einer Trennung und seinem letzten grösseren Film «Ein Sommer in Salamanca» (2019) wurde es auch pandemiebedingt etwas ruhiger um den Schauspieler Manuel Cortez (44, «Angst im Gepäck – Trotzdem glücklich leben»). Es folgten eine neue Liebe, die intensive Auseinandersetzung mit psychologischen und philosophischen Themen und eine schwere Krankheit.
Nun meldet er sich im Fernsehen zurück. In dem TV–Zweiteiler «Hotel Barcelona» (10./17. September, 20:15 Uhr, ZDF) spielt er den quirligen Sternekoch Castillo Diaz. Im Interview mit spot on news erzählt der in Freiburg im Breisgau geborene deutsch–portugiesische Künstler über die schöne Zeit am Set in der katalanischen Hauptstadt Barcelona – und über die sehr schwere Zeit davor.
Mit «Hotel Barcelona» feiern Sie eine Art Schauspiel–Comeback. Würden Sie das auch so bezeichnen?
Manuel Cortez: Es ist das erste grössere Filmprojekt nach meiner Erkrankung, das stimmt. Durch Corona habe ich in den letzten zwei, drei Jahren nicht wirklich viel gemacht. Jetzt geht es endlich wieder und das freut mich sehr.
Wie kam es zu der langen Pause?
Cortez: Mein letzter grosser Film kam 2019 heraus, dann kam Corona und ich habe noch ein bisschen Theater gespielt. Danach ist erst ein Filmprojekt nach dem nächsten geplatzt und 2021 bin ich dann selbst schwer krank geworden. Ich hatte Corona und lag mehrere Wochen im Krankenhaus – und es sah nicht gut aus. Ich habe es dann zwar gepackt, hatte aber ziemlich lange mit Long Covid zu kämpfen: Ich war sehr schnell erschöpft, hatte Schwindelgefühle und Kreislaufprobleme. Es hat bis Ende 2022 gedauert, bis ich für Dreharbeiten wieder fit genug war. Bei «Hotel Barcelona» hat endlich alles wieder gepasst.
Wie gefällt Ihnen Ihre Rolle des Sternekochs Castillo Diaz?
Cortez: Einen Sternekoch zu spielen, hat mir sehr viel Spass gemacht, weil ich mich auch privat sehr für das Kochen interessiere. Ausserdem bringt dieser Castillo eine schöne Lebendigkeit und Schnelligkeit in den Zweiteiler. Es war mir wirklich eine Freude.
Kennen Sie einen Sternekoch, an dem Sie sich ein bisschen orientieren konnten?
Cortez: Vor einigen Jahren habe ich bei einer TV–Show [«Hell's Kitchen», 2014, Sat.1, Red.] mitgemacht, bei der ich mich viel mit dem Thema Küche und auch mit Sterneköchen wie Jamie Oliver oder Frank Rosin auseinandersetzen konnte. Daher kannte ich den Ton, die Geschwindigkeit beim Arbeiten und das leicht Cholerische bis Beleidigende dieser Künstler am Herd.
Castillo bringt Leben in die Geschichte, das stimmt. Er hat aber auch Versagensängste. Sie haben sich ja viel mit Ängsten beschäftigt und darüber sogar ein Buch («Angst im Gepäck – Trotzdem glücklich leben») geschrieben. Was würden Sie Castillo raten, wenn Sie sein Coach wären?
Cortez: Wenn Castillo mein Klient wäre, würde ich ihn erstmal darauf hinweisen, zu überlegen, warum er unbedingt diesen Stern braucht und warum er so wenig von seiner eigenen Arbeit hält. Dann hätten wir herausgearbeitet, welche Fähigkeiten, Stärken und Qualitäten er hat und warum er sich so sehr auf das fixiert, was er nicht hat. Wir würden uns damit beschäftigen, dass er sich mit einer positiven Einstellung und dem Glauben an sich selbst auf sein Ziel fokussieren soll – statt verzweifelt auf den Mangel zu blicken. Die Qualität im Hier und Jetzt sollte im Fokus sein und nicht der Mangel des nicht–vorhandenen Sterns.
Apropos Angst, wie aufgeregt waren Sie vor und bei den Dreharbeiten nach der langen Corona–Pause?
Cortez: Generell waren diese Dreharbeiten für mich eine unglaublich tolle Zeit. Es war wie ein Ausatmen nach einer besonders schweren Zeit. Natürlich hat auch die Stadt Barcelona viel dazu beigetragen. Das ist eine Stadt mit Lebendigkeit und Freude. Emotional war es aber schon auch eine grosse Herausforderung, weil natürlich manchmal die körperliche Erinnerung hochkam und ich Angst hatte, dass ich es vielleicht doch nicht schaffe. Ich bin dann einfach jeden Tag Schritt für Schritt in diesen Dreh gegangen und habe es so gut gemacht, wie es für mich möglich war. Alles ging gut und so war es eine sehr schöne Erfahrung für mich, die ich auch abgespeichert habe. Seitdem kann ich Long Covid für mich wirklich als abgehakt betrachten, was wunderbar ist.
Wo können Sie richtig gut entspannen, wieder runterkommen und Kraft tanken?
Cortez: Ich bin ein Stadtmensch und liebe Natur. Richtig runterkommen, kann ich aber am besten in der Natur. Ich bin sehr gern im Wald, brauche Idylle, Ruhe und Einsamkeit in Verbindung mit der Natur. Das ist mir im Laufe der Jahre immer wichtiger geworden. Wandern in den Bergen, der kleine Bach im Wald oder in den Dünen irgendwo am Meer sitzen – solche Orte in der Natur tun mir wahnsinnig gut, das zelebriere ich auch. Ich bin aber auch ein Fan von bunten, lebendigen und kraftvollen Städten wie zum Beispiel Barcelona, in denen man sich treiben lassen oder im Café sitzen und den Menschen zusehen kann. Natürlich sehe ich mir auch mal eine Kirche an, ich liebe es aber noch mehr, den Kern, das Herz der Stadt durch ihre Bewohnerinnen und Bewohner zu erfahren.
Im ersten Teil von «Hotel Barcelona» geht es unter anderem um eine fiktive Prinzessin von Spanien, die sich in einen katalanischen Rebellenführer verliebt. Interessieren Sie sich für die realen Royals?
Cortez: Null. Also wirklich null. Ich bekomme nur mit, was unausweichlich ist, wie das Drama um Harry und Meghan oder den Tod der Queen. Für mich ist die Monarchie absolut überholt, altbacken und ich finde es unfassbar, was das den Steuerzahler jedes Jahr kostet. Für unseren Film war das aber toll, eine spanische Prinzessin und einen Katalanen, der im Konflikt mit dem spanischen Königshaus steht, in Verbindung zu bringen. Das hat eine gewisse Brisanz und ist historisch gesehen auch spannend. Die Royals als Celebrity–Talk–Thema interessieren mich aber wirklich gar nicht.
Auch Meghan als ehemalige Schauspielkollegin nicht?
Cortez: Ich habe sie damals in «Suits» gesehen und fand sie ganz niedlich. Das war es dann aber auch schon.
Worauf dürfen sich Ihre Fans nach «Hotel Barcelona» als Nächstes freuen?
Cortez: Ich habe gerade in Dresden etwas abgedreht. Und dann schauen wir mal. Ich bin auf jeden Fall wieder da und freue mich auf alles, was kommt ...