Jeremy Loops (38) ist nicht nur Singer-Songwriter, sondern auch Umweltaktivist. Bei seinen Touren arbeitet er etwa hart daran, seine Kohlenstoffemissionen auszugleichen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news gibt er einige Tipps, wie man sein eigenes Leben nachhaltiger gestalten kann. Ausserdem spricht er über seine Zusammenarbeit mit Ed Sheeran (31), mit dem er den Song «Better Together» geschrieben hat. «Er ist einfach so ein cooler, einladender, freundlicher und rücksichtsvoller Mensch», schwärmt Loops über den Superstar. Der Song findet sich auf dem Album «Heard You Got Love», das der Südafrikaner am Freitag (8. Juli) veröffentlicht hat.
Das Thema Umweltschutz ist Ihnen sehr wichtig. Tourneen und Festivals stehen oft in der Kritik, nicht nachhaltig genug zu sein. Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern?
Jeremy Loops: Das Reisen an sich muss verbessert werden. Nachhaltigkeit ist ein universelles Problem und beschränkt sich nicht nur auf unsere Branche. Ich habe keine Antworten darauf, wie unsere Branche selbst das Problem lösen kann, aber ich denke viel darüber nach und ich weiss, dass viele meiner Kollegen das auch tun.
Sie haben hart daran gearbeitet, die Kohlenstoffemissionen Ihrer Touren auszugleichen. Wie haben Sie das gemacht?
Loops: Ich habe eine Baumpflanzorganisation mitbegründet, die über 100.000 Bäume gepflanzt und Tausende von Menschen über Nachhaltigkeit aufgeklärt hat. Wir betrachten die Sache ganzheitlich - ich kann X tun, um Y auszugleichen. Aber wie können wir eine Veränderung in grossem Massstab herbeiführen? Das funktioniert auch über Gemeinschaft.
Welche Tipps haben Sie, um das eigene Leben nachhaltiger zu gestalten?
Loops: Ernähren Sie sich gut. Fahren Sie möglichst wenig Auto. Nutzen Sie alternative Energien. Versuchen Sie es einfach! Ich bin keineswegs unfehlbar, aber wenn Sie die Absicht haben, können Sie Ihr Leben langsam und stetig nachhaltiger gestalten. Das ist grossartig.
Sie kommen im September auf Ihrer Tour nach Deutschland. Was verbinden Sie mit den deutschen Fans?
Loops: Ich liebe Deutschland total! Ich liebe die Live-Musik-Kultur! Ich liebe es, wie die Leute bei den Shows im Moment leben. Mindestens drei meiner Top-Ten-Lieblingsshows haben in Deutschland stattgefunden. Ich bin schon aufgeregt, wenn ich nur daran denke, wieder dorthin zu kommen.
Ihre Mutter kommt aus der Schweiz. Wie oft sind Sie dort? Haben Sie noch Verbindungen dorthin?
Loops: Die Familie meines Vaters ist bereits verstorben, aber die komplette Familie meiner Mutter lebt in der Schweiz. Nur meine Eltern, meine beiden Schwestern und ich leben noch in Südafrika. Ich sehe die Schweizer Familie immer mal wieder, mindestens zwei- oder dreimal im Jahr. Es ist immer wunderbar, dorthin zu kommen. Sie leben in einem kleinen Ort namens Aarau und freuen sich immer, mich, meine Geschwister oder meine Band zu empfangen. Es ist grossartig.
Ich könnte mir vorstellen, dass viele Männer und Frauen Sie um Ihr tolles Haar beneiden. Haben Sie eine spezielle Haarpflegeroutine für Ihre Locken?
Loops: Mit dieser Frage habe ich nicht gerechnet. (lacht) Würde es Sie verärgern zu erfahren, dass ich eigentlich keine besondere Routine habe? Ich wasche meine Haare in der richtigen Häufigkeit mit Produkten, die ich mag, aber es gibt keine Zauberformel. Diese Mähne auf meinem Kopf ist wirklich genetisch bedingt. Ich schätze, das ist eine noch enttäuschendere Antwort, als zu sagen, dass ich etwas Besonderes damit mache, oder? (lacht)
Ihr neues Album «Heard You Got Love» ist zwischen Ihren täglichen Tauchgängen im Meer entstanden. Welche Entdeckungen haben Sie bereits im Meer gemacht?
Loops: Was ich am meisten über das Meer gelernt habe, ist die Ehrfurcht und die Angst, die man hat, wenn man ganz allein dort draussen ist. Das Meer ist wie eine Metapher für das Leben - wenn man richtig geschickt ist, kann man das Meer zähmen und es nach seinem Willen formen, aber man muss das Meer immer respektieren. Denn wenn man nicht aufpasst, kann es einen verschlingen. Es ist bemerkenswert da draussen.
Inwiefern inspiriert Sie das Meer zum Schreiben neuer Songs?
Loops: Das Meer erinnert mich daran, wie klein wir im Rahmen und in der Weite der Welt wirklich sind, und das ist eine befreiende Erfahrung. Es ist befreiend, zu wissen, dass man nicht so wichtig ist, wie man glaubt. Es hilft uns, unser Ego zu zähmen. Und in gewisser Weise hilft es, uns daran zu erinnern, dass wir alle als Menschen hier sind, um uns gegenseitig zu versorgen. Diese Befreiung, dieser Tod des Egos, macht es so viel einfacher, Klarheit über das Songwriting zu bekommen.
Der Song «This Town» mit Ladysmith Black Mambazo spiegelt für viele Ihrer Fans Ihr Heimatland Südafrika wider. Welche Bedeutung hat der Song für Sie?
Loops: In «This Town» gibt es einen Text, der besagt: «Es gibt nichts in meinem Namen, ausser ich schaffe es». Ich denke, das trifft den Kern der Botschaft für mich und mein Land. Die Südafrikaner sind ein widerstandsfähiges Volk, aber egal, was wir durchmachen, niemand kommt, um uns zu retten. Nur wir können uns gegenseitig retten und unterstützen. Und dieser Drang, uns einen eigenen Namen zu machen und unseren eigenen Weg zu finden, ist wirklich inspirierend.
Sie haben den Song «Better Together» mit Ed Sheeran geschrieben. Wie haben Sie sich kennengelernt und wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Loops: Ich habe Ed kennengelernt, als er auf seiner «Divide»-Tour in Südafrika Stadion-Shows gespielt hat. Er lud mich ein, mit ihm auf seiner Afterparty etwas zu trinken, und wir verstanden uns sehr gut. Er schlug vor, dass wir zusammen Songs schreiben sollten. Da er offensichtlich ein Superstar ist, der mit jedem zusammenarbeiten kann, muss man das mit Vorsicht geniessen. Aber er war aufrichtig, wir kamen zusammen und schrieben «Better Together». Dafür bin ich dankbar.
Ed Sheeran ist einer der absoluten Superstars, wird aber oft als sehr bodenständiger Mensch beschrieben. Wie haben Sie ihn erlebt?
Loops: Wissen Sie, die Leute sagen oft: «Oh, diese berühmte Person ist bescheiden oder supercool», aber dann trifft man sie und sieht, dass das alles nur gespielt ist. Als ob das Coolsein nur aufgesetzt wäre. Ed Sheeran hingegen ist wirklich bodenständig. Er ist einfach so ein cooler, einladender, freundlicher und rücksichtsvoller Mensch. Das ist eine unglaubliche Eigenschaft, wenn man bedenkt, wie viel Aufmerksamkeit er bekommt. Ich habe grossen Respekt davor, und ich glaube, ich habe daraus auch viel Ermutigung mitgenommen. Man kann ein globaler Superstar werden und trotzdem einfach man selbst sein. Das ist klasse.
Ihre Songs strotzen nur so vor Lebensfreude. Woher nehmen Sie diese Energie?
Loops: Das Leben ist hart! Das Leben ist eine Herausforderung. Das Leben ist oft brutal. Wissen Sie, der berühmte Philosoph Thomas Hobbes sagte, das Leben sei «eklig, kurz und brutal», und so düster diese Sichtweise auf die Menschheit auch ist, ich denke, wir alle erleben sie in gewissem Masse. Ich könnte Musik machen, die davon handelt, wie hart das Leben ist, aber warum sollte ich das tun? Wenn man angesichts schwieriger Erfahrungen fröhliche, hoffnungsvolle Musik macht, dann ist das knallhart! Es ist Protest, indem man nicht immer weiter Schwierigkeiten verherrlicht. Das ist mein Ansatz. Man kann Freude haben, und wenn man sie nicht leicht finden kann, weil alle nur schlechte Nachrichten erzählen, dann kann man sie in meiner Musik finden.