Er kann tanzen und singen, schauspielern und fliegen – erhob sich jedoch schon mehrfach ohne Flugzeug wie Phoenix aus der Asche. Multitalent John Travolta, der am 18. Februar sein 70. Lebensjahr angeht, ist kein Hollywood–Star von der Stange. Beachtlicher als seine beruflichen Comebacks ist jedoch seine Fähigkeit, aus jeder noch so grossen privaten Tragödie gestärkt hervorzugehen. Die ersten Schicksalsschläge musste er verkraften, als seine Karriere noch in den Kinderschuhen steckte – auch jüngst traf es ihn 2022 gleich doppelt.
Geboren wurde John Joseph Travolta als jüngstes von sechs Kindern 1954 in Englewood, New Jersey. Sein Vater stammte aus Italien und arbeitete als Reifenhändler, seine irische Mutter hingegen gab ihrem Sohn die Leidenschaft zur Schauspielerei mit. Sie selbst spielte Theater, unterrichtete ihren Sohn und verschaffte ihm erste Rollen auf kleinen Bühnen. Mit 16 Jahren brach Travolta, mit dem Segen seiner Eltern, die Highschool ab und wagte sich in die aufregende Welt auf der anderen Seite des Hudson Rivers – nach New York.
Tod seiner Freundin und seiner Mutter
Nach kleineren Auftritten in diversen Serien und Fernsehfilmen ergatterte Travolta 1976 die Hauptrolle im Drama «The Boy in the Plastic Bubble» – und verliebte sich unsterblich in die 18 Jahre ältere Schauspielerin Diana Hyland, die in dem TV–Film seine Mutter spielte. Nur kurze Zeit später bekam sie die Diagnose Brustkrebs.
Bis zu ihrem Tod am 27. März 1977 im Alter von 41 Jahren blieben Hyland und Travolta ein Paar. Im September des gleichen Jahres gewann Diana Hyland posthum einen Emmy Award als beste Nebendarstellerin für ihre Performance in «The Boy in the Plastic Bubble». Travolta nahm damals den Preis stellvertretend für sie entgegen. «Wo immer du bist, Diana, ich liebe dich», sagte er auf der Bühne.
Der nächste Krebstod erschütterte bereits ein Jahr später das Leben von John Travolta. Seine geliebte Mutter, Helen Travolta, geborene Helen Cecilia–Burke (1912–1978), verlor im Dezember 1978 den Kampf gegen den Krebs. Sie wurde 66 Jahre alt.
Das Disco–Fieber bricht aus
Doch die bis dahin tragischste Phase im Leben des Stars stellte sich zugleich als seine erfolgreichste heraus. Der Grund: Die gesamte Welt tanzte plötzlich mit ihm Disco. In «Saturday Night Fever» (1977) liess Travolta als New Yorker Tony Manero die Hüften zu Songs von den Bee Gees kreisen – es bescherte ihm seine erste Oscar–Nominierung. Seine Tanzqualitäten verhalfen ihm zu einem weiteren Hit: Im Musical–Film «Grease» (1978) gab er den lässigen Halbstarken Danny Zuko, der mit seiner Gang «T–Birds» abhängt und ein Auge auf die australische Schönheit Sandy Olsson (Olivia Newton–John) geworfen hat.
Ruhiges Leben, ruhige Karriere?
Doch so wenig sich Plateauschuhe und Blumenmuster in die zuweilen düstere Popkultur der 80er hinüberretten konnten, so sehr geriet auch Travoltas Karriere ins Stocken. Statt anspruchsvoller Rollen hagelte es Flops, statt renommierten Preisen wurde die Anti–Oscars aka die Goldene Himbeere auf ihn aufmerksam. Seine grössten Erfolge in dieser Zeit blieben die zwei Teile der Komödie «Kuck mal, wer da spricht!», der Erwerb seines Pilotenscheins sowie die Erkenntnis, am Set des Films «Die Experten» in Person von Schauspielerin Kelly Preston die Liebe seines Lebens gefunden zu haben.
Travolta hätte wohl ohne zu zögern sein berufliches Glück zugunsten seines privaten geopfert. Zunächst sah es auch danach aus: 1991 heiratete er Preston, ein Jahr später kam der gemeinsame Sohn Jett zur Welt. Auf der Leinwand fand der einstige «Grease»–Star derweil so gar nicht mehr statt – bis ein Regisseur ums Eck bog, der sich als Spezialist dafür entpuppte, vermeintlich ausgediente Hollywood–Grössen zu reaktivieren.
Quentin Tarantino (60) schenkte Travolta sein Vertrauen und bot ihm eine Rolle in «Pulp Fiction» an. Im Film verwandelte er sich in den vor Coolness strotzenden Gangster Vincent Vega mit einem Herz für gute Milkshakes und einem noch immer beeindruckenden Hüftschwung. Es folgte die zweite Oscar–Nominierung und eine Schaffensphase, in der er pro Jahr mindestens in zwei grossen Produktionen mitwirkte. Darunter im herrlich übersteuerten «Im Körper des Feindes» im Clinch mit Nicolas Cage (60) oder der Gangster–Komödie «Schnappt Shorty», für die Travolta einen Golden Globe abstaubte.
Alles wurde jedoch nicht zu Gold: 2000 scheiterte er als Produzent und Hauptdarsteller mit der Verfilmung von «Battlefield Earth», einem Buch des Scientology–Gründers L. Ron Hubbard, und «gewann» dafür drei Goldene Himbeeren. Travolta ist selbst seit langer Zeit Teil der umstrittenen Bewegung.
Abschied von Jett und seiner geliebten Frau
Der schlimmste Schock, der Eltern heimsuchen kann, traf Travolta und Preston im Jahr 2009. Ihr Sohn Jett kam im Alter von 16 Jahren in einem Familienurlaub auf den Bahamas ums Leben. Die genauen Todesumstände sind bis heute nicht komplett bekannt. Es heisst, er sei wohl an den Folgen eines Krampfanfalls gestorben.
Nur elf weitere gemeinsame Jahre waren Travolta und seiner Ehefrau nach diesem Schicksalsschlag vergönnt. Zwei Jahre habe sie «mutig» gegen den Krebs gekämpft, ehe sie der Krankheit am 12. Juli 2020 erlag. «Kellys Liebe und ihr Leben werden immer in Erinnerung bleiben», schrieb der Schauspieler damals auf Instagram und gab an, zum Wohl seiner beiden weiteren Kinder, Tochter Ella (23) und Sohn Benjamin (13), vorerst kürzer treten zu wollen.
Mit wenigen Ausnahmen hat sich Travolta an diesen Schwur gehalten und der Traumfabrik den Rücken gekehrt. Auch das schützte ihn im Jahr 2022 jedoch nicht davor, sich erneut von gleich zwei geliebten Hollywood–Wegbegleiterinnen verabschieden zu müssen. Sowohl seine «Grease»–Liebe Olivia Newton–John als auch seine «Kuck mal, wer da spricht!»–Herzensdame Kirstie Alley erlagen im August beziehungsweise Dezember einem Krebsleiden.
Zwei seiner liebsten Dinge auf Erden gebührte zuletzt Travoltas öffentliche Aufmerksamkeit: Im November des vergangenen Jahres gratulierte der Star, der seit einiger Zeit auf Vollglatze setzt, seinem Sohn Benjamin zum 13. Geburtstag mit den Worten «Ich liebe dich, mein Junge».
Seine bis dato letzte nennenswerte Amtshandlung rührte aus dem vergangenen Januar: Travolta moderierte eine Gala, bei der unter anderem auch Prinz Harry (39) als «Lebende Legende der Luftfahrt» geehrt wurde. Zwei Dinge eint sie: Die Liebe fürs Fliegen und der Schmerz von viel zu frühem Verlust.