Er führte sein Land nach der Ära des Faschismus in die Moderne und in die Mitte Europas. 2014 musste er nach einer Reihe von Skandalen abdanken, 2020 ging er ins Exil. Wie konnte es zu dieser Entwicklung um Juan Carlos (85) kommen? Eine Doku-Reihe bei Sky beleuchtet nun den Aufstieg und Fall des spanischen Altkönigs.
«Juan Carlos - Liebe, Geld, Verrat» startet am 21. Mai 2023 bei Sky und beim Streamingdienst Wow. Die vier Episoden von je 45 Minuten laufen am 21. Mai und dem 28. Mai in Doppelfolgen auf Sky Documentaries.
Im Fokus des «Doku-Thrillers», wie der Sender das Format nennt, steht der Skandal um Corinna zu Sayn-Wittgenstein (58). Die Geschäftsfrau und ehemalige Geliebte des Königs packt in der Doku exklusiv als «Kronzeugin» aus. Der Fall bündelt exemplarisch die persönlichen Affären und die finanziellen Verstrickungen, die den König über Jahrzehnte begleiteten.
Berüchtigte Elefantenjagd als Auslöser
Auslöser war die berüchtigte Elefantenjagd in Botswana 2012. Dieses dekadente Hobby mitten in der Rezession sorgte für einen Aufschrei in Spanien. Neben anderen Skandalen war die Elefantenjagd ein Hauptgrund für den Rücktritt, zu dem seine Kinder Juan Carlos 2014 nötigen.
Juan Carlos bricht sich bei dem teuren Ausflug die Hüfte. Seine gute Freundin Corinna zu Sayn-Wittgenstein bringt ihn zurück nach Spanien - und erweckt erstmals öffentliches Interesse. Der Monarch wollte sich von seiner Frau Sophia (84) trennen und Corinna heiraten, erfährt man später.
Geheimdienste setzten Corinna zu Sayn-Wittgenstein unter Druck
Doch Juan Carlos betrügt auch seine Geliebte. Als die gebürtige Deutsche dies erfährt, wendet sie sich von ihm ab. Der Geheimdienst will sie aus dem Land drängen, schliesslich kennt sie kompromittierende Interna über Juans Carlos' Finanzen. Eine Zahlung des Königs an Corinna über 65 Millionen Euro sorgt für weiteres Aufsehen.
Zu Sayn-Wittgenstein geht trotz des Drucks vonseiten des Geheimdienstes in die Offensive. Sie schmuggelt brisante Dokumente nach London und arbeitet mit den Behörden zusammen; Verstrickungen von Juan Carlos zum Beispiel mit Saudi-Arabien kommen ans Licht.
«House of Cards» trifft Shakespeare
Als Mischung aus «House of Cards» und Shakespeare beschreibt Produzent Christian Beetz (54) sein Projekt. Für seinen Koproduzenten Felix Kempter ist es eine Kombination aus «investigativer Enthüllung, emotionalem Liebesdrama und packendem Thriller».
Beetz, der bereits unter anderem für die Facebook-Doku «The Cleaners - Im Schatten der Netzwelt» verantwortlich zeichnet, kam eher zufällig zu dem Stoff. Der spanische Autor und Journalist Pedro Barbadillo sprach ihn an, er plane eine Doku über die dunklen Seiten von Juan Carlos. Das Team wurde bei seinen Recherchen nach eigenen Angaben von Beginn an unter Druck gesetzt. Webseiten und E-Mails wurden gehackt, Interviews mutmasslich abgehört.
Neben der «Kronzeugin» zu Sayn-Wittgenstein konnten die Macher weitere hochkarätige Gesprächspartner vor die Kamera locken. So sprechen unter anderem der ehemalige spanische Premier José María Aznar (70) und Philip Adkins, Exmann von zu Sayn-Wittgenstein und ehemaliger Vertrauter Juan Carlos'. Nur der Altkönig selbst wollte sich nach Angaben der Filmemacher nicht äussern - wenn man die Doku sieht, weiss man auch warum.