Die siebte Staffel «Das grosse Promibacken» geht mit sechs neuen Folgen ab Mittwoch, den 11. Januar (ab 20:15 Uhr in Sat.1 und auf Joyn) an den Start. Dann werden wieder acht Prominente süsse Kreationen entstehen lassen. Erstmals in der Geschichte der Sendung wird mit Schauspieler Kai Schumann (46) ein Teilnehmer ausschliesslich vegan backen.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät er, ob er dabei Nachteile gegenüber seinen Mitstreitern hat und mit welchem Vorurteil er aufräumen möchte. Zudem erzählt der Darsteller, der seit 2013 vegan lebt, was ihm bei der pflanzenbasierten Ernährungsweise anfangs schwerfiel und gibt veganen Neulingen Tipps.
Warum hatten Sie Lust, beim «Promibacken» mitzumachen?
Kai Schumann: Das erste Mal kam ich mit dem «Promibacken» in Berührung als ich zusammen mit Janine (Kunze) «Heldt» drehte und sie den Titel holte. Ich war enorm beeindruckt von ihren irren Tortenkreationen. Als dann jetzt die Anfrage kam, war ich sofort begeistert. Ich habe das als grosse Chance gesehen mit einem Vorurteil aufzuräumen: «Vegan - schmeckt nicht.» Ausserdem hatte ich einfach Lust auf diese Herausforderung. Als Schauspieler muss ich ja immer wieder in verschiedenste Berufe hinein schnuppern. Jetzt dieses wundervolle Handwerk der Konditorei zu erlernen, erschien mir besonders reizvoll.
Haben Sie viel Back-Vorerfahrung mit in die Sendung gebracht?
Schumann: Ich liebe kochen. Ich mag es einfach, in Kühlschrank und Vorratsschränke zu schauen, die Augen zu schliessen, den Duft der Zutaten einzusaugen und einem Gericht dabei zuzuschauen, wie es sich selbst kreiert. Alle meine Versuche so zu backen waren eher weniger von Erfolg geprägt. Da muss man ja schon relativ genau in den Mengen sein, sprich sich an Rezepte halten. Rezepte sind für mich aber wie Regeln. Ich will sie ständig austesten und verändern. (lacht)
Erstmals backt mit Ihnen ein Promi ausschliesslich vegan. Hatten Sie grosse Nachteile im Gegensatz zu Ihren Mitstreitern?
Schumann: Überhaupt nicht. Das ist es ja gerade, was ich vermitteln möchte: Vegan zu leben ist kein Nachteil. Es ist kein Verlust. Für mich fühlt es sich eher wie ein Gewinn an. Natürlich bin ich nicht so geübt im Umgang mit tierischen Lebensmitteln. Und in den technischen Prüfungen arbeiten wir ja alle gleich. Aber das mache ich durch meine gute Vorbereitung wett.
Ist veganes Backen schwieriger als veganes Kochen?
Schumann: Ich denke, weder das Eine noch das andere ist schwierig. Für viele Menschen ist es nur ungewohnt. Es ist alles eine Frage der Gewöhnung. Das Grossartige an der menschlichen Spezies ist ja, dass sie so ungemein adaptiv ist. Wir können eigentlich alles lernen. Ist das nicht toll? Ich bin immer wieder begeistert über die ständig neu entstehenden Ideen der Menschheit.
Was sind für Sie die wichtigsten Zutaten/Hilfsmittel beim veganen Backen?
Schumann: Mineralwasser für die Luftigkeit in Teigen. Albaöl gibt einen leckeren Geschmack. Backpulver.
Nüsse als Grundlage für Cremes und Pasten. Und natürlich viel Geduld.
Seit 2013 ernähren Sie sich vegan, ein Bericht über einen Schlachthof hat Sie dazu gebracht. Was ist Ihnen am Anfang schwergefallen?
Schumann: 2013 war es schon viel einfacher als 1995. Da versuchte ich das erste Mal vegan zu leben. Damals habe ich mich fast ausschliesslich von Studentenfutter ernährt. (lacht) Es ist wie immer, wenn man irgendwo neu ist, man muss sich erstmal mit der Umgebung vertraut machen. Die Wege und Gebräuche kennen lernen und gewohnte Reflexe umtrainieren. Das ist, als wenn du plötzlich im Linksverkehr fährst, dein Körper muss auch erstmal lernen richtig zu lenken.
Aber nach einer Weile der Übung fühlt man sich frei und grossartig. Also welche Produkte gibt es? Was kann ich daraus machen? Was ist überhaupt vegan? Was nicht? Was bestelle ich in Restaurants? Natürlich hatte ich Gelüste. Besonders wenn mir der Duft von Buletten in die Nase stieg, hatte ich sehr mit mir zu kämpfen. Aber mittlerweile kenne ich so viele Tricks und Kniffe, dass ich selbst eingefleischte (lacht) Fleischliebhaberinnen und -liebhaber aufs Glatteis führen könnte.
Was sind die grössten (falschen) Vorurteile, die Sie gegenüber veganer Ernährung bisher gehört haben?
Schumann: Vegane Ernährung ist ungesund. Ja, es gibt gewisse Mineralstoffe wie Eisen oder Vitamin B12, die der Körper über tierische Nahrung etwas leichter verstoffwechseln konnte. Aber das zu ersetzen ist absolut simpel. Auch das immer wieder so gepriesene Protein lässt sich einfach durch pflanzliche Ernährung beschaffen. Ausserdem ist der Proteinwahnsinn der Moderne sowieso komplett irre. Der extreme Konsum von Protein führt zu einem überdurchschnittlich hohen Stickstoffanteil in unserem Urin, der wiederum in zu hoher Konzentration das Grundwasser verseucht. Ansonsten ist die Fachliteratur voll von Berichten über die gesundheitlichen Vorteile einer pflanzlichen Ernährung. Naja, und das andere grosse Vorurteil «Vegan schmeckt nicht» widerlege ich ja in der Sendung.
Sie haben 2014 die Tierrechtsorganisation PETA in einer Kampagne gegen Pelz unterstützt. Achten Sie also auch insgesamt auf einen veganen Lifestyle (vegane Kleidung etc.)?
Schumann: Ich würde es so formulieren: Ich versuche, soweit es mir mein Verstand und mein Herz ermöglichen, einen Lebensstil zu führen, der so wenig Leid und Zerstörung wie möglich produziert. Das war nicht immer so und ich lerne immer wieder etwas dazu. Auf das vegane Leben bezogen heisst das, ich trage Leder und andere tierische Stoffe nur Second Hand oder eben, weil ich sie schon vor meiner Lebensphase besass. Ich ernähre mich komplett pflanzenbasiert, würde aber nie ein Lebensmittel einfach wegschmeissen, nur weil es tierischen Ursprungs ist. Das fände ich verwerflich.
Wie sehen Sie die Entwicklung der veganen Ernährung? Muss in der Gesellschaft noch mehr passieren?
Schumann: Ich bin absolut beeindruckt, welche enorme Entwicklung die Gesellschaft vollzieht. Ich erinnere mich an die Bioläden in den 90igern und heute ist Bio ein wichtiger Grundstandard. 2018 waren es noch 800.000 vegan lebende Menschen in Deutschland, mittlerweile sind es 1,6 Millionen. Das heisst, in nur vier Jahren hat sich die Zahl verdoppelt. Das ist absolut berauschend. Und natürlich wünsche ich mir, dass diese Zahl weiter wächst und dass sich gesamtgesellschaftlich der Blick auf all die anderen Spezies, die mit uns auf diesem Planeten leben, ändert. Die Menschheit neigt dazu, alles zu verdinglichen und nur auf seine Verwertbarkeit zu reduzieren. Daraus entsteht unglaublich viel Leid am Ende auch für unsere Spezies. Es gibt einen Begriff dafür: Tragik der Allmende. Frei verfügbare, aber begrenzte Ressourcen sind durch Übernutzung bedroht, was auch die Nutzerinnen und Nutzer selbst bedroht.
Welche Tipps können Sie Vegan-Neulingen geben?
Schumann: Vor allem den Spass nicht verlieren. Seid nicht zu streng mit euch. Wenn ihr am Anfang noch manchmal schwach werdet, bei Fleisch oder anderen tierischen Lebensmitteln dann ist das okay. Geiselt euch nicht. Der Weg ist das Ziel. Probiert so viel verschiedene vegane Produkte aus wie möglich. Nur weil etwas nicht schmeckt, stellt nicht alles grundsätzlich in Frage. Es schmeckt ja auch nicht jedes tierische Produkt. Es lohnt sich, sich durch alle die verschiedenen Tofusorten und Milchalternativen zu probieren. Besonders die Marke macht oft einen Riesenunterschied.
Und ganz wichtig: Man muss gut würzen. Die Gewürze machen den Geschmack. Das ist übrigens bei den meisten tierischen Produkten auch so, nur ist uns das da oft nicht so bewusst. Lasst euch auf gar keinen Fall erzählen, ihr dürftet jetzt keine Ersatzprodukte essen, also solche die tierische Lebensmittel imitierenm, aber vegan sind. Why not? Es schmeckte ja gut. Nur, was es bedeutet, ist halt nicht so gut. Sucht einfach im Netz nach guten Rezepten. Wenn ich zum Beispiel Lust auf einen traditionellen Geschmack habe, sagen wir zum Beispiel Leberwurst - ich liebte Leberwurst - dann suche ich im Netz nach «veganer Leberwurst» und stosse auf ein Rezept aus weissen Bohnen, welches unfassbar nach Leberwurst schmeckt. Warum? Wegen der Konsistenz und dem Majoran, der ja ein typisches Gewürz in Leberwurst ist. Wenn man einmal anfängt in das vegane Universum einzutauchen, dann ist das eine scheinbar unendliche Welt neuer Rezepte und Geschmäcker. Ich liebe es.
Was ist Ihr liebstes veganes Rezept?
Schumann: Ich bin so überhaupt nicht der Hitlisten-Typ. Sich auf eine liebste Sache festzulegen, schränkt einen doch unfassbar ein, oder? (lacht) Die Rübli Couture von Christian Hümbs habe ich veganisiert. Auf die stehe ich gerade sehr. Ich mag wirklich gern Gemüseeintöpfe in allen Variationen. Koche aber auch eine höllisch gute vegane Bolognese. Kürbis und Süsskartoffel in Thymian-Mandelmus mit Granatapfelkernen - auch Hammer. Oder mein Weihnachtsbraten. Das ist ein Butternut-Kürbis mit einer orientalischen veganen Hackfüllung. Das war auch echt lecker.
Was steht bei ihnen 2023 an, welche Projekte haben Sie?
Schumann: Ich freu mich schon riesig auf die Dreharbeiten zur neuen Staffel von «Mord mit Aussicht». Ausserdem arbeite ich an einem Backbuch. Und ich plane eine Koch/Backshow.
Und was wünschen Sie sich für das Jahr?
Schumann: Gesundheit und Frieden. Ich wünsche uns, dass wir die Kraft finden und den Mut, neue Wege zu beschreiten zum Wohle aller.