1. Home
  2. News
  3. Katharina Böhm wird 60: Ein bescheidener TV-Star
Mit «Die Chefin» holt sie Top-Quoten

Katharina Böhm wird 60: Ein bescheidener TV-Star

Katharina Böhm ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands – und gleichzeitig eine der unbekanntesten. Am 20. November feiert die Tochter des grossen Karlheinz Böhm ihren 60. Geburtstag.

Artikel teilen

Katharina Böhm kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken.
Katharina Böhm kann auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken. ddp/Sven Simon

Dieses typische Lächeln ist ihr wichtigstes Markenzeichen. Es ist nicht das Strahlelächeln einer Erfolgsfrau, das mehr Zähne zu zeigen pflegt als Herzlichkeit. Es ist ein kleines, ja vorsichtiges Lächeln, mit ein bisschen Skepsis. Es macht den Starappeal dieser Frau – und ein Star ist sie ohne Zweifel – etwas fragiler und dadurch nahbarer.

Wenn Katharina Böhm so lächelt, ist sie die Frau, die Millionen von TV–Zuschauerinnen und –Zuschauer so verehren und lieben. In weit über 70 Filmen hat sie mitgewirkt, meist für das Fernsehen, oft in Serien. Meist verkörpert sie eine schöne, sehr feminine Frau, die nach aussen verletzlich wirkt, aber einen starken, kämpferischen Charakter hat. Das würde auch ihrem Naturell entsprechen, hat sie mal gesagt.

Mit «Die Chefin» holt sie regelmässig Top–Quoten

Seit 2012 sehen Fans sie regelmässig in der ZDF–Reihe «Die Chefin», einem Quotenbringer des Mainzer TV–Senders, für den Katharina Böhm mit jeder Episode über fünf Millionen vor den Fernseher lockt. Sie spielt die Kriminalhauptkommissarin Vera Lanz, eine Frau von markanter Schönheit und grossem Durchsetzungsvermögen.

Dass diese aussergewöhnliche TV–Polizistin im richtigen Leben allmählich auf die Pension zusteuern würde, mag man nicht glauben, aber es ist so: Katharina Böhm wird am 20. November 60 Jahre alt.

Sie trägt einen grossen Namen

Ein zweites Markenzeichen ist der Name. Katharina Böhms österreichischer Vater Karlheinz Böhm (1928–2014) war als Schauspieler im gesamten deutschsprachigen Raum eine Berühmtheit, vor allem durch seine Rolle in der «Sissi»–Trilogie als Kaiser Franz Joseph an der Seite der zauberhaften Romy Schneider (1938–1982). Später wurde Karlheinz Böhm das Gesicht der Hilfsorganisation «Menschen für Menschen», die gegen die Armut in Äthiopien kämpft.

Der Grossvater war eine geniale Weltberühmtheit: Karl Böhm (1894–1981), einer der ganz grossen Dirigenten seiner Zeit. Es gibt Fotos, die Katharina Böhm als kleines Mädchen auf dem Schoss des legendären Opas zeigen. Seine Ehefrau, die bekannte Sopranistin und Opernsängerin Thea Linhard–Böhm (1903–1981), war Katharinas Grossmutter. Sie ist also mit ausschliesslich klassischer Musik aufgewachsen. Als Teenie hat sie dagegen aufbegehrt und ganz laut die Beatles abgespielt, das hat dem Grossvater auch gut gefallen.

Und dann war da noch ihre Mutter Barbara Lass (1940–1995), die eigentlich Kwiatkowska hiess und aus Polen stammte. Sie galt als polnische Brigitte Bardot (90), ging 1960 nach Paris, filmte unter anderem mit Alain Delon (1935–2024) und war in erster Ehe mit dem Regisseur Roman Polański (91) verheiratet. 1962 lernte sie bei Dreharbeiten zu «Rififi in Tokio» Karlheinz Böhm kennen, sie verliebten sich und heirateten. 1964 kam ihre Tochter Katharina in Sorengo bei Lugano in der Schweiz zur Welt. Die Ehe verlief nicht besonders glücklich und wurde schliesslich 1980 geschieden.

Die Tochter lebte nach der Trennung zunächst überwiegend beim Vater, sie war sogar bei seiner ersten Reise nach Afrika mit dabei. Doch ab 12 verbrachte sie ihre Jugend bei ihrer Mutter in einem Haus in Baldham, einem Ortsteil von Vaterstetten bei München, wo schon der Grossvater Karl Böhm gewohnt hatte.

Man sagt, dass Katharina Böhm die Schönheit ihrer Mutter geerbt habe, sie werde ihr immer ähnlicher, was die Tochter als «sehr schönes Kompliment» wahrnimmt. Barbara Lass lebte bis zu ihrem frühen Tod mit 54 (durch eine Hirnblutung) in Baldham. In ihrer Heimat wird sie wie eine politische Heldin verehrt, weil sie die Gewerkschaftsbewegung Solidarność aktiv unterstützte, die gegen das kommunistische Regime Polens agierte. In ihrem Haus in Bayern suchten polnische Oppositionelle Zuflucht.

Mit «Die Guldenburgs» wird sie zum TV–Liebling

Zu diesem Zeitpunkt hatte Tochter Katharina längst den Berufsweg ihrer Eltern eingeschlagen. Bereits mit 12 stand sie in der Schweiz für die Serie «Heidi» (als Klara) vor der Kamera. Es folgte die erste Hauptrolle mit 20 in «Kaltes Fieber» (u.a. mit Ulrich Tukur, Axel Milberg und Joachim Król).

Ab 1988 begeisterte sie das deutschsprachige Publikum in ihrer ersten grossen TV–Rolle als zauberhafte Komtesse Susanne («Nane») von Guldenburg in der Erfolgsserie «Das Erbe der Guldenburgs» (ZDF). Das war der Durchbruch.

Katharina Böhm war auch Ensemblemitglied des Theaters in der Josefstadt. In Italien wirkte sie in acht Folgen für die italienische Krimi–Serie «Commissario Montalbano» mit und spielte in den Serien «Die Kinderklinik», «Die Unzertrennlichen» und «Nachtschicht» mit. Grosse Auftritte in Filmen hatte sie unter anderem in «Gefährliche Gefühle» (2004) und «Mord in bester Familie» (2011).

Sie meidet das Blitzlicht

Schliesslich kam vom ZDF das Angebot, die Titelrolle in der neuen Freitagabend–Serie «Die Chefin» zu übernehmen. Ausgerechnet eine Rolle als Polizistin! «Als Kind der 80er–Jahre, aus einem sehr freigeistigem Elternhaus, waren mir Gesetzeshüter bis dahin immer eher suspekt. Meine bisherigen Polizeikontakte beschränkten sich auf die Auseinandersetzung bei Anti–Atomkraft–Demonstrationen», verriet sie einmal spot on news.

Heute ist Katharina Böhm eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands – und gleichzeitig eine der unbekanntesten. Auftritte abseits des Sets sind sehr selten, über ihr Privatleben ist kaum etwas bekannt, sie hält sich konsequent aus den Schlagzeilen des Boulevards raus.

Sie lebt mit ihrem Sohn Samuel, den sie als Alleinerziehende aufgezogen hat, nach wie vor in ihrem Elternhaus in Baldham. Wer Samuels Vater ist, gibt sie öffentlich nicht bekannt, sie sagt nur, dass ihr Sohn Kontakt zu ihm habe. Ihr Lebensgefährte ist der Regisseur Rick Ostermann (46).

«Ich habe irgendwann mal gegoogelt, was in Wikipedia über mich steht», verriet sie einmal im Interview mit spot on news. «Da stimmt nicht alles, was mir aber auch egal ist. Ich bin so früh mit Presse erzogen worden, dass ich dem nicht viel Gewicht gebe.»

«Ich schätze immer mehr das Weniger»

Bescheidenheit spielt im Leben der Frau mit dem grossen Namen eine grosse Rolle. Sie sagt, dass sie sehr gern nachts mit ihren beiden Hunden spazieren geht. Sie habe gemerkt, «wie schön das ist, in der Nacht in dieser Stille herumzulaufen, und wie viel mir das gibt. Ich weiss nicht, ob das mit dem Alter zu tun hat, aber ich schätze immer mehr das Weniger.»

Im gleichen Gespräch mit der «Osnabrücker Zeitung» erklärt sie auch ihre Definition ihres Berufs: «Das Wort Filmstar war nie in meinem Kopf. Lieber ist mir da Schauspielerin, weil es mit den Begriffen schauen und spielen zu tun hat. Das hat mich immer gereizt. Für mich ist das heute noch wie ein Sandkasten: Das Kind behauptet, der Sandkasten sei ein Piratenschiff. Und dann ist er auch ein Piratenschiff, das wird nicht mehr hinterfragt. Und ich kann bis heute im Sandkasten spielen, das ist doch genial.»

Von SpotOn am 20. November 2024 - 13:33 Uhr