Der Kanadier Keanu Reeves (60) gehört unzweifelhaft zu den grössten Schauspielstars des Planeten. Seit den frühen 1990er Jahren feiert er mit unvergessenen Werken wie «Point Break» (deutscher Titel: «Gefährliche Brandung») oder «Speed» Erfolge. Um die Jahrtausendwende wurde Reeves, dem eine Vorliebe fürs Science–Fiction–Genre nachgesagt wird, mit dem ultimativen Mindfuck «Matrix» vorübergehend zu dem Superstar überhaupt. Seit 2014 prügelt er sich als schweigsamer Killer John Wick durch ein bereits vier Filme umfassendes Action–Franchise, das an den weltweiten Kinokassen bislang über eine Milliarde US–Dollar eingespielt hat.
Kein guter Schauspieler?
Reeves galt über lange Jahre unter Fans und Filmkritikern als nicht sonderlich guter Schauspieler. Einige sagten ihm sogar nach, dass er niemals spielen und immer nur er selbst sein würde. Ein unfairer Vorwurf, der sogar ein wenig lächerlich anmutet, ruft man sich Reeves' grösste Rollen ins Gedächtnis. Wer, wenn nicht er hätte denn sonst den zunächst naiven, zurückhaltenden Programmierer Neo spielen können, der über lange Zeit so sehr dagegen strebt, sein Messias–Schicksal anzunehmen?
Und wer, wenn nicht er unter den bereits etablierten, hochkarätigen Hollywoodstars hätte die bahnbrechenden Kampf–Sequenzen, die «Matrix» neben der philosophischen Story auch zu bieten hatte, so überzeugend und fesselnd absolvieren können?
Reeves machte sich zunächst mit athletischen Rollen einen Namen, in denen er gleichsam sein Superstar–Charisma voll ausspielen konnte. Von Patrick Swayze (1952–2009) wurde er in «Point Break» zum Surfer und Thrill–Seeker indoktriniert, der am Ende des grandiosen, stylischen Crime–Thrillers von Kathryn Bigelow (72) erkennt, dass seine bisherige Identität als angepasster Polizist zu nichts taugt.
Dass er an den Kinokassen nicht nur ein One–Hit–Wonder ist, bewies Reeves dann im Jahr 1994 später mit «Speed», dem atemlosen Action–Thriller mit der so simplen wie effektiven Prämisse eines Busses, der nicht zu langsam fahren darf. Danach stand ihm Hollywood offen, doch Reeves bewies im weiteren Verlauf der 1990er Jahre nicht unbedingt ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Rollen – und schaffte es in den Jahren nach dem 2003 erschienenen «Matrix Revolutions» ebenfalls, sein gerade zurückgewonnenes Schauspielkapital mit Auftritten in Filmen wie «Das Haus am See», «Street Kings» oder «47 Ronin» wieder zu verspielen.
«John Wick» als Karriererettung
Schwer vorstellbar, wo Keanu Reeves heute ohne die «John Wick»–Filmreihe als Schauspieler stehen würde. Beobachter weisen dabei oftmals auf Parallelen zwischen Reeves' eigener, ganz privater Lebensgeschichte und der des schweigsamen Killers hin.
Denn John Wick hat bereits seine Frau verloren, als Gangster in sein Haus eindringen, und auch noch seinen Hund töten, den seine Frau ihm im Wissen um ihren bevorstehenden Tod mit den Worten «aber du brauchst noch etwas, jemanden, den du lieben kannst» besorgt hatte.
Auch Keanu Reeves hat in seinem Leben einige Schicksalsschläge erlitten. Seine damalige Freundin Jennifer Syme (1972–2001) brachte im Jahr 1999 die gemeinsame Tochter Ava zur Welt, die jedoch eine Totgeburt war. Syme kam später bei einem Autounfall ums Leben. Seine Schwester Kim Reeves (57) kämpfte zehn Jahre lang gegen eine Leukämie–Erkrankung und sein guter Freund River Phoenix (1970–1993), mit dem er in Gus Van Sants (72) Kultfilm «My Own Private Idaho» zu sehen war, starb 1993 an einer Überdosis.
Reeves selbst hat Millionen von US–Dollar für die Krebsforschung gespendet – und gilt daneben auch schlicht als ein netter Mensch, der etwa einer schwerbepackten Frau in der U–Bahn seinen Sitzplatz anbietet, oder sehr geerdet und unglamourös auf einer Parkbank ein Sandwich verspeist.
Gerade das Internet scheint in zahlreichen Memes fasziniert von Reeves zu sein, der im Jahr 2019 seine Beziehung zur Künstlerin Alexandra Grant (51) öffentlich machte. Wohl einige seiner Fans würden sich wünschen, einfach mal Zeit mit dem so nahbar, sympathisch und zuweilen nachdenklich wirkenden Superstar verbringen zu können, der so wenig über sein Privatleben preisgibt. Am heutigen Montag (2. September) wird Keanu Reeves 60 Jahre alt.