Offiziell steht König Carl XVI. Gustaf (76) an der Spitze des schwedischen Königshauses. Doch insgeheim sind es Königin Silvia (78) und Kronprinzessin Victoria (45), die bei den Sympathiewerten im Land punkten und damit den Fortbestand der Monarchie sichern. Diesen beiden starken Frauen spürt die Doku «Die Kraft der Königin - Schwedens starke Frauen» (9.8., 20:15 Uhr, ZDF) von Royal-Expertin Julia Melchior nach. Exklusive Aufnahmen von der Königsfamilie, witzige und rührende Anekdoten sowie Interviews mit der Familie, Wegbegleitern, Historikern und Experten gewähren besonders persönliche Einblicke.
«Eine starke Frau im Königshaus muss unabhängig sein, gut reden können und Leidenschaft mitbringen. Sie muss Interesse haben - an den Menschen und an ihrem Job», fasst die schwedische Königshaus-Korrespondentin Jenny Alexandersson zu Beginn der Doku die Eigenschaften zusammen, die sich Silvia und Victoria teils hart und akribisch erarbeitet haben.
Königin Silvia - eine berufstätige Mutter
Die damalige Chefhostess Silvia Sommerlath lernte den damaligen Kronprinzen Carl Gustaf bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München kennen. 1973 wurde er König und machte sie 1976 zu seiner Königin. Genau genommen zur Königsgemahlin, von der gemeinhin vor allem Nachwuchs und Repräsentieren erwartet werden. Macht ist mit dieser Rolle nicht verbunden, Einfluss aber schon. Und Königin Silvia wusste diesen mit Fleiss, Mut, Haltung und diplomatischem Geschick zu nutzen.
Sie setzte neue Massstäbe und betrachtete sich vor allem stets als berufstätige Mutter. Das machte sie sehr populär, denn: «Die Stärkung der Frau ist in Schweden schon lange ein wirklich grosses Thema und in diesem Punkt ist die Königsfamilie ein Vorbild», erklärt Alexandersson im Film.
«Victoria ist wahrscheinlich die beliebteste Person in Schweden»
Silvias Tochter Victoria ist die erste Frau nach mehr als 300 Jahren, die eines Tages Schwedens Thron besteigen wird. Als Teenagerin belastete Victoria diese künftige Verantwortung sehr. Ihre Mutter ging offen damit um und bat öffentlich um Verständnis für die Magersucht ihrer Tochter.
Längst hat sie sich gefangen und nach jahrelangem Kampf 2010 endlich auch ihren Traummann Daniel Westling (50) heiraten dürfen. Die beiden interpretieren ihre Jobs ähnlich modern wie Königin Silvia. Prinz Daniel zieht mit und hält der Thronfolgerin den Rücken frei. Als erster Prinz eines regierenden Hauses hat er Elternzeit genommen. Dennoch fällt der Spagat zwischen Job und Familie auch einer Kronprinzessin nicht leicht. «Da geht es mir so wie den meisten anderen. Beides zusammen ist schwierig. Aber an meiner Rolle und an meinen Aufgaben liegt mir einfach unendlich viel. Zum Glück habe ich einen sehr verständnisvollen Mann. Wir versuchen, das wirklich gemeinsam durchzuziehen», so Victoria im Film.
Kronprinzessin Victoria gehört zu den populärsten Personen des öffentlichen Lebens in Schweden und Daniel und die Kinder sind Teil ihres Erfolgs. «Sie ist wahrscheinlich eine der beliebtesten Personen in Schweden, wenn nicht die beliebteste. Wenn sie etwas macht und für eine Idee eintritt, die ihr wichtig ist, und darüber spricht in ihrer überzeugenden Art, dann hat das eine Wirkung», sagt Jan Eliasson, Schwedens ehemaliger Aussenminister. Selbst Monarchie-Gegner im Königreich Schweden sind Fans von Victoria.
Victoria bei der «Gay-Gala»
Mit Auftritten wie jenem fast schon legendären, als Victoria 2013 Überraschungsgast bei der «Gay-Gala» war, festigte sie ihren Status. «Dass ein Mitglied eines Königshauses zu einer Schwulengala kommt, um einen Preis zu überreichen, das hat es noch nie gegeben. Auf der ganzen Welt nicht», erklärt Anders Öhrmann, Chefredakteur «QX» Magazin und Veranstalter der «Gay-Gala». Die Leute hätten zunächst gar nicht geglaubt, dass sie es war, erinnert er sich weiter. «Sie dachten, das sei eine Dragqueen, die Victoria imitieren würde. Aber dann wurde ihnen klar: Oh mein Gott. Die Kronprinzessin ist auf unserer Gala. Ich stand hinter der Bühne, schaute durch den Vorhang und sah, wie sie jubelten. Ich hatte Gänsehaut und die Tränen flossen», gibt Öhrmann zu.
Im Anschluss daran habe es «einen Victoria-Effekt auf der ganzen Linie» gegeben. Sie habe «erheblich zur Normalisierung des ganzen LGBT-Themas beigetragen», schwärmt er weiter in der Doku. «Ich bin überzeugt, dass Victoria die Gesellschaft beeinflussen kann. Wenn sie auch keinen politischen Einfluss hat, hat sie doch Macht, weil sie so populär ist.»
Auf Victoria wird mit ihrer Tochter Estelle (10) ebenfalls eine Königin in Schweden folgen. Und das Training hat auch für sie schon begonnen. «Es ist ihnen [den Schweden-Royals, Red.] wichtig, dass Estelle nicht von heute auf morgen in dieses Leben hineingeworfen wird», erklärt Journalistin Sara Ericsson. «Sie war schon bei diversen Veranstaltungen dabei, Geburtstagsfeiern und anderen grossen Ereignissen. Aber sie darf eben auch Kind sein», so Ericsson. Einige der Events werden in der Doku gezeigt - und in der Tat schlägt sich auch die übernächste Generation von «Schwedens starken Frauen» bereits blendend...
Kommende Woche geht es nach Monaco
In der kommenden Woche zeigt das ZDF noch eine Doku über royale Frauen. «Monacos unglückliche Fürstin - Der Fluch der Grimaldi-Frauen» (16.8., 20:15 Uhr) spürt der Frage nach, warum Fürstin Gracia Patricia (1929-1982), Prinzessin Caroline (65) und Fürstin Charlène (44) trotz ihrer scheinbar so privilegierten Leben tragische Figuren sind.