Die Münchner Schauspielerin Lavinia Nowak (29) verkörpert im TV–Biopic «Kati – eine Kür, die bleibt» (3. Oktober, 20:15 Uhr, ZDF) den ehemaligen Eiskunstlaufstar Katarina «Kati» Witt (58). Zusammen mit ihrer Trainerin, Jutta Müller (Dagmar Manzel, 66), waren sie die DDR–Ikonen des Eissports. In dem Film, der am Tag der Deutschen Einheit ausgestrahlt wird, konzentrieren sich Regisseurin Michaela «Mimi» Kezele (geb. 1975, «Tatort: MagicMom») und Drehbuchautorin Dr. Andrea Stoll (64, «Und alle haben geschwiegen») zeitlich auf die Geschehnisse rund um die Olympischen Winterspiele 1994 im norwegischen Lillehammer. Damals kehrte Witt überraschend als gesamtdeutsche Eiskunstläuferin zurück. Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt Schauspielerin Lavinia Nowak unter anderem, wie sehr Katarina Witt in das Filmprojekt eingebunden war.
War Ihnen Katarina «Kati» Witt vor dem Film ein Begriff?
Lavinia Nowak: Ich bin nicht mehr die Generation, die Katarina Witt als Eiskunstläuferin erlebt hat. Und als ich die Anfrage und das Drehbuch bekommen habe, habe ich erst beim Lesen gemerkt, dass es eine reale Geschichte ist. Zuerst war einfach immer nur von «Kati» die Rede. Als mir dann klar wurde, dass es um Katarina Witt geht, kannte ich sie natürlich schon aus Talkshows. Ihre Eiskunstlauftrainerin Jutta Müller war mir allerdings kein Begriff.
War Eislaufen ein Kriterium beim Casting für die Rolle?
Nowak: Nein. Ich persönlich stand zuletzt mit 14 Jahren auf dem Eis – und das auch mehr wild als gut. Bremsen konnte ich gar nicht. Als ich die Rolle bekommen habe, habe ich begonnen mit einer Trainerin in Wien zu üben. In der mehrmonatigen Vorbereitungszeit auf die Dreharbeiten habe ich drei– bis viermal die Woche morgens immer drei Stunden lang trainiert. Parallel dazu hatte ich noch Theaterproben und abends Vorstellung, oft mit Muskelkater. Das Eislauftraining haben wir bei Wind und Wetter durchgezogen. Wenn es regnet, wird das Eis schön glatt – du darfst dann nur nicht hinfallen, sonst bist du natürlich pitschnass, aber genau das motiviert auch (lacht).
Wer hat Sie bei den Profi–Szenen gedoubelt?
Nowak: Da ich es in der Vorbereitungszeit natürlich nicht auf Olympia–Niveau geschafft habe, haben mich zwei Double aus dem tschechischen Olympia–Kader unterstützt.
Haben Sie sich mit Katarina Witt im Vorfeld getroffen?
Nowak: Vor den Dreharbeiten haben wir dreimal lange telefoniert und dann kam sie uns am Set in Prag besuchen. Das war wunderschön und super aufregend. Wir haben uns beide so gefreut, uns zu sehen und uns endlich mal persönlich kennenzulernen. Alle um uns herum haben dann auch angefangen zu lachen, weil wir so gleich gelacht haben.
Sie sehen Katarina Witt im Film unglaublich ähnlich. Was hat sie zu Ihrer optischen Ähnlichkeit gesagt?
Nowak: Schon bei unserem ersten Skype–Gespräch war Katarina völlig begeistert und hat gleich jemanden dazu gerufen und gesagt: «Schau mal, das musst du dir ansehen. Das gibt's doch gar nicht.»
Ist sie in Prag mit Ihnen mal kurz übers Eis gelaufen?
Nowak: Nein, leider nicht. Ich glaube, sie geht nur noch ganz selten aufs Eis.
Wie sehr war Katarina Witt inhaltlich bei dem Film involviert?
Nowak: Ja, der ganze Film ist in enger Absprache mit Katarina entstanden. Die Autorin, Dr. Andrea Stoll, hat sich oft mit Katarina getroffen und haben stundenlang miteinander geredet, soweit ich weiss. Und auch die unterschiedlichen Versionen des Drehbuchs wurden immer erst von Katarina abgenommen. Für mich als Schauspielerin war diese enge Zusammenarbeit ebenfalls beruhigend. Wenn ich so nah an jemanden ranmuss, wie in dem Fall, ist es schön, wenn die Person damit einverstanden ist.
Wie hat Katarina Witt auf den fertigen Film reagiert?
Nowak: Nachdem Katarina den fertigen Film gesehen hatte, hat sie mir sofort eine Sprachnachricht geschickt und darin gesagt, dass sie total happy ist und die ganze Zeit geweint hat, weil sie sich so zurückversetzt gefühlt hat, in eine für sie sehr wichtige Zeit. Und komischerweise sind auch mir die Tränen gekommen, als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe – und das, obwohl ich mich erst eine Stunde bemühen musste, zu vergessen, dass ich gerade mir selbst zugucke.
Ohne zu viel verraten zu wollen: Der Film berührt tatsächlich, vor allem in einer eher überraschenden Szene. Wie erklären Sie sich das?
Nowak: Das habe ich mich auch gefragt und es hat mich dann irgendwie an das Phänomen «K–Drama» erinnert. Ich muss gestehen, dass ich grosser Fan dieser Koreanischen Serien bin. Bei denen ist mir aufgefallen, dass sie oft von einer Drehbuchautorin und einer Regisseurin entwickelt und inszeniert werden und auch durch einen weiblichen Blick erzählt werden. «Kati – eine Kür, die bleibt» stammt mit Regisseurin Michaela «Mimi» Kezele und Drehbuchautorin Dr. Andrea Stoll auch federführend von zwei Frauen. Vielleicht haben sie einen anderen Zugang zu Gefühlen?
Die TV–Ausstrahlung ist für den Tag der Deutschen Einheit geplant. Sie sind 1995 in München geboren. Welche Rolle spielt dieser Feiertag für Sie?
Nowak: Ich bin lange nach dem Mauerfall geboren und stecke dadurch emotional nicht so drin wie Menschen, die das live mit dem Herzen erlebt haben. Um sich einem Thema objektiv und vorurteilsfrei nähern zu können, ist gerade das aber klasse.
Der Film zeigt auch eindrucksvoll, wie tief das Privatleben der Menschen von der Stasi durchdrungen wurde. Wie war die Stimmung bei diesen Szenen am Set?
Nowak: Diesem Thema haben sich alle mit sehr viel Fingerspitzengefühl genähert. Uns war wirklich wichtig, dass wir das genau erwischen, darum haben wir uns dafür die Samthandschuhe angezogen.
Es ist ein Film für Kati–Witt–Fans und für Biopic–Fans. Insbesondere erinnert er wegen der 1980er Jahre Olympia–Szenen an «Eddie the Eagle – Alles ist möglich» (2016) und an das Eiskunstlaufdrama «I, Tonya»(2017) ...
Nowak: Ja, «I, Tonya» habe ich mir auch zur Vorbereitung angeguckt. Mich hat interessiert, wie diese wunderbare Schauspielerin Margot Robbie das mit dem Eislaufen macht. Das war schon sehr spannend für mich.