Der Komiker Max Giermann (47) gehört zu den gefragtesten Parodisten des Landes. Imitationen von Berühmtheiten wie Schauspieler Klaus Kinski (1926-1991), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne, 53) oder Entertainer Stefan Raab (56) haben ihn berühmt gemacht. Mit der Satireshow «Switch Reloaded» gelang dem gebürtigen Freiburger 2007 der grosse Durchbruch, seitdem sind seine detailgetreuen Nachahmungen aus dem deutschen Fernsehen gar nicht mehr wegzudenken.
Ab dem 6. April ist Giermann nun wieder in der Amazon-Comedy «LOL: Last One Laughing» zu sehen, deren vierte Staffel anläuft. An der Show nimmt der 47-Jährige bereits zum dritten Mal teil, war aber einmal auch als Überraschungsgast dabei. Neben ihm versuchen diese Staffel Cordula Stratmann (59), Moritz Bleibtreu (51), Jan van Weyde (43), Elton (51) Michael Mittermeier (56), Joko Winterscheidt (44), Kurt Krömer (48), Martina Hill (48) und Hazel Brugger (29), sechs Stunden nicht zu lachen.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news verrät Giermann nun, warum er die Show als «Riesengeschenk» erachtet, ob er zur nächsten Staffel wieder dabei wäre und was das deutsche Fernsehen von der Sendung mit Michael Bully Herbig (54) lernen kann.
Weihnachten, Ostern oder die nächste Staffel «LOL»: Auf was freuen Sie sich am meisten?
Max Giermann: Am meisten auf Ostern! Aber das kann man doch gut mit «LOL» verbinden und an Ostern mit den ersten beiden Folgen der vierten Staffel anfangen. Das lohnt sich auf jeden Fall, versprochen!
Das Mitmachen scheint Ihnen viel Spass zu machen. Sie sind schon das vierte Mal dabei.
Giermann: Für mich war «LOL» ja wirklich auch ein Riesengeschenk, weil ich vorher eigentlich immer hinter meinen Rollen verschwunden bin. Bei «LOL» konnte ich mich mal ganz anders zeigen. Diese Spielwiese liebe ich, aber sechs Stunden lang nicht lachen zu dürfen, das ist schon wirklich ein bisschen anstrengend.
Sie haben immerhin schonmal als professioneller Clown gearbeitet. Hat das auch ein Stück weit geholfen?
Giermann: Klar, durch die Clownerie bin ich ja auch zur Comedy gekommen. Das hat mir in allen Punkten geholfen. Ich habe ja in den vorherigen Staffeln auch viele clowneske Sachen gemacht, Dinge, die man so von mir vielleicht noch nicht kennt. Und bei der Improvisation hilft das auch, mal Clown gewesen zu sein. Man fühlt sich ohnehin oft an die Anfänge zurückerinnert und wird wieder richtig demütig, wenn keiner lacht... das erdet.
Ihre Kollegen teilen dieses Schicksal. Können Sie das zumindest etwas geniessen, was die machen?
Giermann: Geniessen kann ich es währenddessen nicht. Es sind wieder solche Highlights dabei in Staffel vier. Um da das Lachen zu vermeiden, muss man sich unglaublich fokussieren, wie ein Sportler, der sich auf eine Höchstleistung konzentrieren muss. Den Spass hat man dann danach, wenn man rekapituliert, was man alles erlebt hat.
Jetzt sind auch wieder einige Nicht-Comedians dabei, wie Elton oder Moritz Bleibtreu. Sind die eher ein Unsicherheitsfaktor oder «leichte Beute» für Sie?
Giermann: Ich glaube, wir alle sind davon ausgegangen, dass sowohl Elton als auch Joko leichte Beute sind. Ob sich das bewahrheitet, darf man sich dann in den neuen Folgen anschauen. Aber die wurden natürlich entsprechend in die Mangel genommen - saulustig, wie Kurt Krömer den Elton verfolgt... Es ist einfach so unterhaltsam, den Leuten beim Leiden zuzusehen. Ich bin immer wieder überrascht, wie gut dieses Format funktioniert.
Wen hatten Sie im Vorfeld als grösste Konkurrenz ausgemacht?
Giermann: Meine grösste Konkurrentin habe ich zunächst in Martina Hill gesehen, Cordula Stratmann kannte ich vorher nicht persönlich und konnte sie nicht einschätzen. Bei Moritz Bleibtreu wusste ich überhaupt nicht, was da kommen könnte. Kurt Krömer habe ich versucht, aus dem Weg zu gehen. Aber meine Erfahrung der letzten Staffeln ist, dass immer die Momente gefährlich sind, mit denen man gar nicht rechnet (lacht).
Jetzt läuft schon die vierte Staffel «LOL» in zwei Jahren. Glauben Sie, dass das zu viel ist in der kurzen Zeit?
Giermann: Nein, das Format an sich ist einfach so stark, das kann man sicher noch ein paar Mal neu erzählen. Ich muss mich nur selber fragen: ‹Wie oft will ich da eigentlich noch mitmachen?›
Also für eine fünfte Staffel wüssten Sie noch nicht, ob Sie wieder mitmachen?
Giermann: Ich würde wahrscheinlich sofort wieder Blut lecken. Aber klar: Ich muss dann schon ganz tief in meiner Trickkiste graben, um wieder frische Ideen zu finden. Aber grundsätzlich liebe ich das Format, alles ist sehr liebevoll gemacht.
Sie sind spätestens seit «Switch Reloaded» bekannt als Mann der 1.000 Gesichter und Stimmen. Wann haben Sie dieses Talent an sich entdeckt?
Giermann: Als junger Schauspieler wurde ich bei Switch mit ins Ensemble aufgenommen und bin da dann auch
erstmal nicht mehr aus der Parodieecke rausgekommen - im Guten wie im Schlechten. Aber das ist
ja auch das Schöne jetzt bei «LOL», mich ganz anders zu zeigen auch jenseits von Kinski, Raab und Co.
Wen würden Sie gerne einmal parodieren, sind aber nicht sicher, ob Sie sollen?
Giermann: Ganz grundsätzlich gibt es eigentlich keine Tabus. Mittlerweile schliessen sich natürlich Frauenfiguren aus, das geht jetzt einfach nicht mehr, was ich ja auch richtig finde. Mich interessieren immer die Figuren, wo man nicht auf Anhieb sofort nach der Parodie schreit. Wie bei Habeck zum Beispiel...
Haben Sie unter Ihren vielen Parodierollen einen Favoriten?
Giermann: Klar Kinski war über die Jahre schon ein Favorit. Eine Figur, die immer Spass gemacht hat, weil sie so
nach vorne geht. Parodistisch gesehen ist Habeck eigentlich meine beste Rolle.
Wechseln Sie auch zuhause hin und wieder zwischen Ihren Charakteren hin und her?
Giermann: Nein, das mache ich gar nicht. Privat versuche ich auch gar nicht, einen auf lustig zu machen. Das entspricht einfach nicht meinem Naturell. Kürzlich bat mich allerdings ein Freund in einem Restaurant den Kinski zu machen - er hatte was gut bei mir. Danach hat er es vermutlich bereut, weil er da jetzt mit Sicherheit Hausverbot hat (lacht).
Zuletzt waren Sie bei «Frei Schnauze» zu sehen - auch ein älteres Format. Was sagen Sie zu dem Trend, ältere Sendungen neu aufzulegen?
Giermann: «Frei Schnauze» war bei mir eine ganz persönliche, auch emotionale Sache, weil das die Anfänge meiner Karriere waren. Und es hängen Erinnerungen an Dirk Bach und Mirco Nontschew dran. Daher fühlte es sich richtig an, die Neuauflage zu übernehmen. Aber ich persönlich gucke Retro-Formate eher nicht an.
Haben Sie eine Idee, wie wieder mehr frische Ideen ins Fernsehen kommen können?
Giermann: Ich würde sagen, man muss es künstlergetriebener angehen. «LOL» ist da das beste Beispiel. Niemand sagt: ‹Warte mal, das geht so nicht! Das will doch keiner sehen und das müssen wir nochmal umschreiben!› Wir dürfen machen was wir wollen. Und ich glaube, das Geheimnis ist, dass man die kreativen Köpfe frei gestalten lässt.
Das deutsche Fernsehen kann also von «Last One Laughing» lernen?
Ich finde schon.