Zu ihrem 50. Bühnenjubiläum im Jahr 2020 stürmte Marianne Rosenberg (69) mit ihrem Album «Im Namen der Liebe» erstmals an die Spitze der deutschen Albumcharts. Mit ihrem neuen Werk «Bunter Planet», das am 7. Juni 2024 erscheint, könnte ihr dieses Kunststück nochmals gelingen. In den 14 neuen Hymnen auf die freie Gesellschaft und «die Schönheit, die in einem offenen Miteinander liegt», klingt die Sängerin so frisch und tanzbar wie nie zuvor.
Für das neue Album holte sich Marianne Rosenberg mit Leslie Clio (37) und Namika (32) zwei junge Kolleginnen ins Studio, um gemeinsam das «Disco–Gefühl» in die heutige Zeit zu transportieren. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news berichtet sie, wie aktuelle Trends ihre Musik beeinflussen und warum sie es mit ihrem Mega–Hit «Er gehört zu mir» seinerzeit nicht zum Eurovision Song Contest schaffte.
Frau Rosenberg, ihr neues Album «Bunter Planet» klingt erstaunlich zeitgemäss und enthält viele tanzbare Disco–Nummern. Wie gelingt es Ihnen, sich musikalisch immer wieder neu zu erfinden?
Marianne Rosenberg: Mein Producer–Team und ich verfolgen sehr genau, welche Einflüsse es von Musikern, die nach uns geboren wurden, aktuell gibt. Nicht alles gefällt uns, aber so können wir – teils unbewusst – auch moderne Trends für unsere Arbeit aufnehmen. Wir kopieren nicht, aber wir verschliessen uns auch nicht vor den Ideen nachfolgender Musiker–Generationen. Das ist sicher ein Grund, der unseren Sound prägt. Tanzbare Rhythmen und gelungene Streicher–Arrangements runden das Bild ab und bringen uns das Disco–Gefühl zurück.
Mehrere der neuen Songs entstanden in Zusammenarbeit mit jungen Musikerinnen wie Leslie Clio und Namika. Wie kamen diese generationsübergreifenden Kooperationen zustande?
Rosenberg: Ich bin mit mehreren Musikern in ständigem Kontakt, natürlich auch mit Jüngeren. Wir tauschen uns oft aus und manchmal kommt es zu einer Zusammenarbeit. Das finde ich sehr schön und es verhindert auch, dass ich mich um mich selbst drehe, mich gar immer wiederhole.
Im Titelsong des Albums beschwören Sie den alten Traum eines toleranten und friedlichen «bunten Planeten», auf dem die Liebe und nicht das Geld regiert. Wie weit entfernt erscheint Ihnen dieser «bunte Planet» derzeit?
Rosenberg: Unsere Gesellschaft und eigentlich die ganze Welt scheint sich immer mehr zu polarisieren. Auf der einen Seite Macht, Unterdrückung, Hass und Kriege, auf der anderen Seite gehen immer mehr Menschen, glücklicherweise auch viele junge Menschen, für Freiheit, Toleranz, Diversität, Klimaschutz und gegen die rechten Menschfänger auf die Strasse. Ich bin also ganz bestimmt nicht die Einzige, die sich nach einer bunten Welt sehnt. Wie weit wir davon entfernt sind? Ich glaube, das hängt von uns allen und unserem Engagement ab.
Für das Jahr 2024 ist keine Marianne–Rosenberg–Tournee geplant. Wird man Sie rund um Ihren 70. Geburtstag im kommenden Jahr wieder live erleben können?
Rosenberg: Ich sehne mich weniger nach Massenveranstaltungen in grossen Mehrzweckhallen. Aber eine Club–Tour, bei der der Kontakt zwischen mir und den Menschen direkter ist, würde mich für das nächste Jahr reizen. In die Augen der Menschen sehen zu können, die mit mir meine Musik erleben, ist das Schönste, was es für mich gibt.
In ihrer Karriere nahmen Sie an fünf ESC–Vorentscheiden teil, schafften es dabei jedoch nie auf den ersten Platz. Käme für Sie ein weiterer Versuch infrage?
Rosenberg: Damals in den Siebzigern war meine Musik wohl ihrer Zeit voraus. Songs wie «Marleen» oder «Er gehört zu mir» hatten es unheimlich schwer. Phillysound aus Deutschland kannten die meisten Leute nicht, fanden die Rhythmen sehr ungewöhnlich. So fiel «Er gehört zu mir» schon im Vorentscheid durch. Erst in den 80ern und 90ern wurden diese Songs das, was sie heute noch sind. Aktuell reizt es mich nicht so sehr, wieder mit anderen Musikern und Musikerinnen in den Ring zu steigen. Ich liebe Musik über alles, aber ich mag keine Wettbewerbe.
2023 nahmen Sie an der TV–Show «The Masked Singer» teil. Wie war es für Sie, zum ersten Mal in Ihrer Karriere als riesiger Pilz auf der Bühne zu stehen?
Rosenberg: Die Aufgabe, mich in anderen Tonarten und anderen Genres zu bewegen, fand ich eine tolle und bereichernde Herausforderung, auch wenn die Meisten meine Stimme trotzdem sofort erkannt haben. Das Kostüm war sicher sehr lustig, hatte aber einen riesigen Haken. Ich konnte darin kaum laufen, geschweige denn agieren oder gar tanzen. Daher war der Pilz oft wie angewachsen. Aber alles in allem hat es mir doch sehr viel Spass gemacht.