Am 16. Juni wird Martin Feifel 60 Jahre alt. In einem Interview mit der Zeitschrift «Bunte» zieht der Münchner Film– und Fernseh–Schauspieler Zwischenbilanz seines Lebens. Und die fällt nicht nur rosig aus – genau wie die selbst gemalten Bilder, die er demnächst in einer Münchner Galerie ausstellt. Feifel spricht darüber, wie er den Tod seines Vaters vor fünf Jahren verarbeitet. Tiefe Einblicke in sein Seelenleben gibt er auch in Bezug auf seine ehemalige Alkoholsucht. Obwohl er vor zehn Jahren den letzten Tropfen Alkohol getrunken hat, werde er merklich seltener besetzt als zuvor.
Nach Abstinenz weniger Aufträge als vorher
Martin Feifel ist ein Vollblutschauspieler – und das über alle Genres hinweg. Sein Leinwand–Debüt gab Feifel 1991 in einer kleinen Rolle in Helmut Dietls Filmsatire «Schtonk». 1997 feierte er seinen Durchbruch in der Hauptrolle des Dichters Friedrich Hölderlin in «Der Feuerreiter». Seither kennen ihn Zuschauerinnen und Zuschauer aus zahlreichen Krimiserien genauso wie aus der von Sky produzierten Mini–Serie «Der Pass» oder der deutsch–österreichischen Reihe «Der Wien–Krimi: Blind ermittelt», in deren Folge «Tod im Palais» er am 9. Mai in der ARD zu sehen ist. Mit Feifel vor der Kamera stand lange Jahre ein anfangs unsichtbarer Begleiter: seine Alkoholsucht. «Seit fast zehn Jahren», so Feifel im Interview, trinke er «keinen Tropfen Alkohol mehr. Aber was sich einmal in der Branche herumspricht, bleibt da.» Seine Bilanz hört sich deshalb zunächst ernüchternd an: «Es ist wie ein Makel. Seit ich aufgehört habe, Alkohol zu trinken, habe ich das Gefühl, weniger Aufträge zu bekommen als vorher.»
Durch das Sterben des Vaters zur Malerei gefunden
Feifels Stärke, der sich selbst als «melancholischen Menschen» beschreibt, liegt in seinem Mut zur Verletzlichkeit und Gebrochenheit. Und diese besondere Begabung will er auch weiterhin nutzen: «Ich kann meine abgründigen Rollen nur spielen, wenn ich etwas in ihnen finde, das ich liebe. Sonst nehmen sie mir die Leute nicht ab. Dass ich dünnhäutig und verletzlich bleibe, hilft mir also schon auch.» Gern würde der Sohn des angesehenen Mediziners und Universitätsprofessors Gernot Feifel mehr spielen und sein Können vor Kameras noch häufiger unter Beweis stellen. Das Verhältnis zum Vater war lange schwierig, Feifel rang um Anerkennung: «Sein Respekt für meine Schauspielerei kam sehr spät. Aber er ist zu jeder Vorstellung gekommen, hat jeden Film gesehen, wovon ich gar nichts wusste.» Als sein Vater im Sterben lag, hat Feifel zu einer alten Leidenschaft zurückgefunden: der Malerei. Seine Bilder zeigte er seinem Vater auf dem Handy – mit versöhnlichem Ausgang: «Als ich mich dann verabschiedet habe, hat er so eine Lippenbewegung gemacht, also die Lippen so gespitzt, wie wenn er ‹schön› oder ‹gut› sagen würde. Und damit habe ich dann meinen Frieden gefunden.»
Ehefrau ist Managerin und Kritikerin
Heute sind die Bilder, die Feifel malt, leuchtender und leichter als früher. Schuld daran ist auch seine Frau Judith Sutter, mit der er seit 2016 verheiratet ist und die ihn seit 2019 mit ihrer Agentur managt. Wenn Feifel ein Bild verkauft, freut er sich – und es stimmt ihn traurig zugleich. «Dann sagt sie: 'Du musst dir vorstellen, dass es bei jemandem an der Wand hängt. Und die Leute erfreuen sich daran.» Das mache ihn «tatsächlich glücklich», so Feifel. Zu Hause stelle sich seine Frau seine Bilder vors Bett oder ins Wohnzimmer. «Sie sagt, dass ihr Blick dann gern vom Fernseher zu den Bildern wandert und sie gar kein Fernsehen mehr schaut, sondern meine Bilder betrachtet.» Wenn Martin Feifel wieder häufiger auf dem Bildschirm zu sehen ist, dürfte sich das womöglich aber ändern.