Matthew Perry (1969–2023) wird in seiner Rolle als Chandler Bing in «Friends» den Serienfans für immer in Erinnerung bleiben. Der verstorbene Schauspieler spielte in allen zehn Staffeln der erfolgreichsten Serie der 1990er Jahre mit. Abseits seines grossen Erfolgs kämpfte Perry gegen seine Suchtprobleme, über die er im vergangenen November in seiner Biografie offen wie nie zuvor sprach.
Karriere im TV
Geboren wurde Matthew Perry am 19. August 1969 in Williamstown, Massachusetts, und wuchs im kanadischen Ottawa auf. Dort besuchte er zusammen mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau (51) die Grundschule. Sein Vater John Bennett Perry (82) war Schauspieler und Model. Als Teenager zog Perry zu ihm nach Los Angeles, besuchte dort die High School und spielte erfolgreich Tennis.
In der Schule stand Perry bereits auf der Theaterbühne, später ergatterte er erste Gastauftritte im Fernsehen. Dazu gehörten die Serie «Second Chance» und der Film «Morning Maggie». Sein grosser Durchbruch gelang ihm dann 1994 mit der NBC–Sitcom «Friends». Mit seinem komödiantischen Talent entwickelte er Chandler Bing, der für seine sarkastischen Sprüche bekannt ist, zu einer Kultfigur und wurde für seine Darstellung 2002 für einen Emmy nominiert. Die Serie lief von 1994 bis 2004 in zehn Staffeln und machte neben Perry auch Jennifer Aniston (54), Courteney Cox (59), Lisa Kudrow (60), David Schwimmer (56) und Matt LeBlanc (56) zu weltberühmten Stars und mit einer 1–Million–Dollar–Gage zu Topverdienern.
Perry übernahm zu der Zeit auch Rollen in Filmen wie «Keine halben Sachen» und «Keine halben Sachen 2 – Jetzt erst recht!» mit Bruce Willis (68) oder «Fools Rush In – Herz über Kopf». Gastauftritte hatte er in den Serien «Beverly Hills, 90210», «The West Wing – Im Zentrum der Macht» oder «Scrubs – Die Anfänger».
Trotz seines Erfolgs kämpfte Perry hinter den Kulissen mit Drogenproblemen. Auch am Set war er häufig betrunken. Er sagte 2016 gegenüber dem britischen BBC Radio 2, dass er sich an grosse Teile der «Friends»–Dreharbeiten nicht mehr erinnern könne. 2013 schilderte er: «Ich hatte ein grosses Problem mit Alkohol und Tabletten und konnte nicht damit aufhören. Irgendwann wurde es so schlimm, dass ich es nicht mehr verbergen konnte, und dann wussten es alle.» Mit seinen Problemen gingen etwa grosse Gewichtsschwankungen einher, die sich in den einzelnen Staffeln widerspiegeln. In der «Friends»–Reunion, die 2021 mit allen Darstellern in einem TV–Special gefeiert wurde, erklärte der Schauspieler, wie schwer ihm teilweise die Dreharbeiten an der Kultserie gefallen seien. «Wenn das Publikum nicht gelacht hat, fühlte es sich für mich so an, als würde ich sterben.»
Auch in seiner im November 2022 erschienenen Biografie «Friends, Lovers and the Big Terrible Thing» berichtete er ausführlich über seine jahrelange Sucht. «Die Höhepunkte waren hoch, die Tiefpunkte tief», kündigte der Schauspieler das Buch an. «Aber ich habe überlebt, um die Geschichte zu erzählen, auch wenn es manchmal so aussah, als würde ich es nicht schaffen.»
«Niemand überlebt das»
In einem Interview mit US–Journalistin Diane Sawyer (77) zur Buchveröffentlichung sprach er anderem über den «beängstigenden» Moment, als «Friends»–Kollegin Jennifer Aniston ihn auf sein Alkoholproblem ansprach. Sie habe ihm eröffnet, dass sie und der Rest des Casts wüssten, «dass du trinkst», erinnerte sich Perry. «Stellt euch vor, wie beängstigend dieser Moment war», fuhr er fort. Aniston sei diejenige gewesen, die ihm am häufigsten eine helfende Hand gereicht habe. Er sei ihr «sehr dankbar». Viele Jahre kämpfte er gegen seine Sucht an. «Ich habe wahrscheinlich neun Millionen Dollar oder so ausgegeben, um nüchtern zu werden», sagte er der «New York Times» im Oktober 2022. Laut der Zeitung sei er zu dem Zeitpunkt 18 Monate clean gewesen.
In seinen Memoiren machte Perry deutlich, wie lebensbedrohlich seine Suchtprobleme wurden. Im Alter von 49 Jahren wäre er beinahe gestorben, nachdem er zu viele Schmerzmittel genommen hatte und sein Darm geplatzt sei, berichtete der TV–Star. Er habe zwei Wochen im Koma gelegen und insgesamt fünf Monate im Krankenhaus verbracht. Als er ins Krankenhaus kam, «erzählten die Ärzte meiner Familie, dass ich eine zweiprozentige Chance hatte, zu überleben. Er sei an eine sogenannte ECMO–Maschine angeschlossen worden, »die all das Atmen für dein Herz und deine Lunge übernimmt. [...] Niemand überlebt das."
Herzstillstand auf dem OP–Tisch
Auch erzählte der Schauspieler, warum er letztendlich nicht im Netflix–Erfolgsfilm «Don't Look Up» zu sehen war: Perry hatte in der Zeit der Dreharbeiten einen Herzstillstand erlitten und konnte im Anschluss nicht ans Set des Netflix–Films zurückkehren. Das fürchterliche medizinische Ereignis habe sich demnach in der Schweiz während eines Reha–Aufenthalts abgespielt. Ausgelöst worden sei es durch die Kombination zweier Medikamente. Perry habe seine behandelnden Ärzte angelogen, um das Schmerzmittel Hydrocodon zu erhalten. Für eine Operation wurde dem Star dann das Anästhetikum Propofol verabreicht, woraufhin sein Herz auf dem OP–Tisch aussetzte.
«Ich wachte elf Stunden später in einem anderen Krankenhaus auf», schrieb Perry. Die ihn behandelnden Ärzte hätten während seines Herzstillstands nicht gewollt, dass «der Typ aus ‹Friends› auf ihrem Tisch stirbt». Während der fünfminütigen Wiederbelebung seien Perry durch die Herzdruckmassage acht Rippen gebrochen worden. Die Entscheidung, den Film zu verlassen, bezeichnete der «Friends»–Star als «herzzerreissend», da es sich bei der starbesetzten Komödie um seinen «grössten Film» gehandelt habe. Nach «Friends» waren Perrys Filmrollen spärlich gesät, wie etwa in «17 Again – Back to High School» (2009). Dafür tauchte er als Mike Kresteva sowohl in «Good Wife» als auch im Ableger «The Good Fight» auf. In der von Kritikern gelobten Mini–Serie «Die Kennedys: After Camelot» (2017) spielte er Ted Kennedy.
Trennung aus Selbstschutz
In seinem Buch offenbarte Perry nicht nur Details über seine jahrelangen Alkohol– und Drogenprobleme, sondern auch über sein Liebesleben. Dabei fielen berühmte Namen wie Julia Roberts (56). Nur zwei Monate nach dem Gastauftritt von Roberts in «Friends» habe er sich wieder von ihr getrennt, aus Selbstschutz. «Anstatt mich der unvermeidlichen Qual zu stellen, sie zu verlieren, machte ich mit der schönen und brillanten Julia Roberts Schluss», schrieb Perry ungläubig über sich selbst in seinen Memoiren.
Auch über die Begegnung mit einem anderen Superstar berichtete der Schauspieler in seinem Buch: Gwyneth Paltrow (51) habe er bereits 1994 kennengelernt, ein Jahr vor der Romanze mit Roberts – auf einer Party in Massachusetts. «Wir haben uns in eine Besenkammer verkrochen und dort geknutscht», beschreibt Perry die Szenerie. Das sei der letzte Sommer in seinem Leben gewesen, in dem er auf einer Party mit einer schönen jungen Frau namens Gwyneth rummachen konnte und es niemanden ausser sie und ihn störte.
Zuletzt trennte sich Perry im Juni 2021 von seiner Verlobten, der Literaturmanagerin Molly Hurwitz. «Manchmal klappt es einfach nicht und hier ist es so», sagte Perry in einem Statement dem «People»–Magazin. «Ich wünsche Molly nur das Beste.» Perry und Molly Hurwitz waren seit 2018 ein Paar und seit November 2020 verlobt.