Filmregisseur Francis Ford Coppola (83) hat dem Kino schon diverse epochale Werke geschenkt - von «Apocalypse Now» über die «Der Pate»-Trilogie hin zu «Bram Stoker's Dracula». Doch einem Bericht der US-Branchenseite «The Hollywood Reporter» zufolge könnte er sich an seinem neuesten Projekt namens «Megalopolis» erstmals in seiner bemerkenswerten Laufbahn überhoben haben. Demnach versinke das Set des Films, der ungefähr zur Hälfte fertig gestellt ist, zunehmend im Chaos.
Als einer der Gründe für die bedenklichen Zustände wird das völlig gesprengte Budget des Films genannt: 120 Millionen US-Dollar seien für «Megalopolis» vorgesehen gewesen, die angeblich zum grössten Teil aus Coppolas eigener Tasche stammen sollen. Schon nach der Hälfte der Dreharbeiten sei aber offenbar klar, dass diese Summe nicht annähernd zur Fertigstellung ausreichen werde.
Grosser Cast, keine Set-Arbeiter?
Der namhafte Cast von Coppolas Herzensprojekt dürfte seinen Teil zu den hohen Kosten beigetragen haben. Oscarpreisträger Dustin Hoffman (85) steht ebenso wie unter anderem Adam Driver (38), Shia LaBeouf (36), Jason Schwartzman (42), Nathalie Emmanuel (33), Aubrey Plaza (38), Kathryn Hunter (65) sowie Laurence Fishburne (61) für «Megalopolis» vor der Kamera.
Schon im Dezember des vergangenen Jahres sei zudem das gesamte Spezialeffekte-Team von Coppola entlassen worden, weitere wichtige Positionen wie etwa der Produktionsdesigner gingen oder wurden ebenfalls gegangen. Derzeit stünde der Sci-Fi-Streifen folglich komplett ohne Art Department da.
Die Vergangenheit gibt Hoffnung
«Megalopolis» handelt von einer Liebesgeschichte, die sich in einem futuristischen New York zuträgt. Gleichzeitig werden auch Themen wie politischer Ehrgeiz und soziale Probleme eine Rolle spielen. Coppola vergleicht die Handlung mit einem römischen Epos, etwa mit dem Stil wie in «Ben Hur», und möchte mit seinem Film Gesellschaftsformen hinterfragen und zum Nachdenken anregen.
Ist dieses ambitionierte Projekt nun also zum Scheitern verurteilt? Fakt ist, dass Coppola schon diverse Male mit dem Rücken zur Wand stand. Bereits die Dreharbeiten zum Antikriegsfilm «Apocalypse Now» verkamen zur reinen Anarchie, die sämtliche Mitarbeiter vor und hinter der Kamera an den Rand des Wahnsinns und darüber hinaus trieben.
Und schon bei der Romanverfilmung «Dracula» entliess der Filmemacher vor rund 30 Jahren kurzerhand sein gesamtes Effekte-Team, weil dieses angeblich nicht an seine Vision glaubte: «Niemand von ihnen nahm mich ernst, also habe ich die Spezialeffekte-Abteilung entlassen und meinen Sohn Roman eingestellt», so Coppola vor einigen Jahren im Interview mit «Entertainment Weekly». Aus diesem Blickwinkel betrachtet ist das Chaos bei «Megalopolis» also absolut nichts Ungewöhnliches für das verschrobene Regie-Genie.