Ein Blick auf die Weihnachtstraditionen rund um den Globus enthüllt eine Fülle von Kuriositäten. Denn in verschiedenen Ländern gibt es zu Weihnachten viele unterschiedliche Traditionen: So kommen etwa in Japan Fast–Food–Menüs statt Festtagsknödel auf den Tisch. In Ländern wie Spanien, Island und anderen gibt es unter anderem die Hoffnung auf einen grossen Lottogewinn oder das Erschrecken von Kindern durch Trolle.
Milch, Kekse und Gurken in den USA
Ein typisch amerikanischer Brauch, der auch in Europa grossen Anklang findet, ist das Aufstellen von Milch und Keksen für den Weihnachtsmann am Christmas Eve (24. Dezember). Am Christmas Day – einen Tag nach Heiligabend in Deutschland – wird dann überprüft, ob Santa Claus von der Milch getrunken und die bereitgestellten Kekse gegessen hat. Daneben gehört auch eine Gewürzgurke zum US–Weihnachtsfest. Die sogenannte «Christmas Pickle»–Tradition. Dabei wird eine Gewürzgurken–Kugel am Weihnachtsbaum versteckt. Das Kind, welches sie als erstes findet, darf dann auch als erstes die Geschenke auspacken. Ursprünglich soll diese Idee sogar aus Deutschland stammen.
Spanien: Zwei Tage vor und zwölf Tage nach Heiligabend
In Spanien fiebern Freunde, ganze Familien und Dörfer gespannt auf die jährliche Ziehung der Weihnachtslotterie «El Gordo» hin, die Millionengewinne verspricht. Sie gilt als die älteste Lotterie der Welt und findet auch in Deutschland immer grösseren Anklang. Gewöhnlich werden die Gewinnzahlen vor dem eigentlichen Weihnachtsfest, bereits am 22. Dezember, verkündet. Die Ziehung dauert mehr als drei Stunden. Anders als in vielen Ländern gibt es in Spanien ausserdem keinen Weihnachtsmann. Die Geschenke erhalten Kinder stattdessen am 6. Januar von den Reyes Magos, den Heiligen Drei Königen. In Spanien müssen Kinder wie Erwachsene also zwölf Tage länger auf ihre Geschenke warten.
Norwegen: Versteckte Besen gegen böse Geister
Hexen und Besen passen einfach zusammen. In Norwegen will man das zu Weihnachten allerdings nicht: Alle Besen im Haus werden nämlich versteckt, damit Hexen und Geister nicht auf den Besen durch die Gegend fliegen können und Chaos stiften. Indem sie die Besen verstecken, schützen Norweger ihr Zuhause vor möglichen unerwünschten Besuchern aus der Geisterwelt während der festlichen Zeit. Dieser Brauch geht auf die norwegische Folklore zurück und den Glauben an übernatürliche Wesen.
Lange Schlangen im Fast–Food–Restaurant in Japan
Nichts für Health–Freaks ist eine Tradition, die sich in Japan breitgemacht hat: Dort sieht man Heiligabend besonders lange Schlangen vor den Filialen der Fastfood–Kette Kentucky Fried Chicken (KFC). Diese Tradition des KFC–Festessens soll etwa ab 1974 begonnen haben, mit der Einführung von Weihnachtsmenüs. Diese haben sich längst zu einem landesweiten Phänomen entwickelt, dem in Japan zur Weihnachtszeit traditionellen Essen «Kurisumasu ni wa kentakki». Es wird sogar empfohlen, die Weihnachtsmenüs im Voraus zu bestellen, um lange Wartezeiten zu vermeiden.
Tschechien: Ein Blick in die Zukunft
In Tschechien geht es nach dem Essen direkt mit einem Apfel weiter. Doch der kommt nicht etwa in Form eines Bratapfel–Desserts auf den Tisch, sondern frisch und unverarbeitet. Nach dem festlichen Weihnachtsessen werden die Äpfel aufgeschnitten, und es wird ein Blick ins Innere geworfen. Findet sich beispielsweise ein fünfzackiger Stern, bringt das Glück und Gesundheit für das kommende Jahr. Ein Kreuz hingegen gilt als schlechtes Omen und deutet auf eine drohende Erkrankung hin. Diese Tradition spiegelt den Wunsch nach positiven Vorzeichen wider, ist aber für die allermeisten heute nur noch ein unterhaltsamer Brauch.
In Italien bringt eine Hexe Geschenke
Die Nacht vom 5. auf den 6. Januar ist in Italien magisch: Durch die Besuche der fliegenden Hexe Befana. Denn statt wie der Weihnachtsmann in einem Schlitten zu reisen, fliegt Befana auf einem Besen von Haus zu Haus und sucht nach dem Jesuskind. Diese Tradition verleiht dem italienischen Weihnachtsfest einen besonderen Charme und eine geheimnisvolle Note. Vor allem Kinder freuen sich auf den Besuch der Hexe, um Süssigkeiten und Geschenke zu finden, die Befana in ihren Stiefeln hinterlässt.
Isländische Trolle verbreiten Schrecken
In Island geht es zu den Festtagen zeitweise gar nicht so himmlisch zu. Grund dafür sind die 13 Jólasveinar, quasi die isländischen Weihnachtsmänner. Diese kommen ab dem 12. Dezember in die Städte und klauen Essen. Früher wurden unartige Kinder in die Höhle der Mutter verschleppt und dort in den Kochtopf geschmissen, besagt die mythische Geschichte. Bis heute sollen die Trolle Kinder daran erinnern, brav zu sein. Insgesamt treiben die Trolle ihr Unwesen an dreizehn Tagen, nach dem 24. Dezember verschwinden sie aber wieder. Benannt wurden die Trolle übrigens nach ihrer Lieblingsspeise. So auch Bjugnakraekir (der Wurststibitzer): Er kommt am 20. Dezember und klaut Räucherwürste vom Haken.
Väterchen Frost: Der julianische Kalender in Russland
In Russland unterscheidet sich die Weihnachtstradition aufgrund des Julianischen Kalenders. Denn darin wird Weihnachten am 7. Januar gefeiert, und das neue Jahr beginnt erst am 11. Januar. Die Geschenke erhalten die Kinder jedoch schon in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar, wenn Väterchen Frost in seinem roten Mantel mit dem weissen Pelz erscheint. Kinder begrüssen Väterchen Frost, indem sie sich als Schneeflocken und Schneemädchen verkleiden.
Heiligabend im Bikini? Das geht in Brasilien
Verkehrte Welt? Wohl nur für Europäerinnen und Europäer: Weihnachten markiert in Brasilien nämlich den Beginn des Sommers, mit Temperaturen um die 35 °C. Obwohl die Hitze keinen winterlichen Charme versprüht, schmücken die Menschen ihre Häuser, Palmen und künstliche Weihnachtsbäume mit bunten Lichterketten. Heiligabend bringt Papa Noël die Geschenke für die Kleinen und nutzt dabei ungewöhnliche Hilfsmittel wie Leitern, Trampoline und sogar Hubschrauber. Auch ein ausgiebiges Festmahl darf nicht fehlen: Dieses besteht klassischerweise aus einer Mischung kreolischer und europäischer Küche.
Philippinen: Vier Monate Weihnachten
Die Philippinen haben eine besonders ausdauernde Weihnachtstradition. Das ganze Land ist etwa vier Monate lang in Feststimmung. Von September bis Januar dauert die Weihnachtszeit auf den Philippinen an. Aufgrund der überwiegend christlichen Bevölkerung wird das Fest so gross gefeiert und nimmt ein Drittel des Jahres ein. Die Feierlichkeiten kulminieren am 24. Dezember mit der Mitternachtsmesse und dem Noche Buena–Fest. Die Familien geniessen vor und nach der Messe traditionelle Weihnachtsspeisen wie Schinken mit einer Kruste aus braunem Zucker oder Sirup oder den «Queso de Bola» – einen runden Edamer mit einer roten Wachsschicht.