Nach der Kinopremiere im August wird die Impro–Komödie «Micha denkt gross» (2024) bereits am heutigen Freitag (1. November) um 20:15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
Dass der Film auch in Lichtspielhäusern gezeigt wurde, war den Machern um Jan Georg Schütte (61, «Kommissar Dupin») und Lars Jessen (55, «Vadder, Kutter, Sohn») wichtig. «So haben wir die Möglichkeit, unser Publikum mal ganz persönlich zu treffen. Das fehlt mir bei einer rein TV–Ausstrahlung oft», erklärte Schütte. Man wollte mit den Menschen ins Gespräch kommen, denn «das Thema betrifft uns alle», fügte Jessen hinzu. In über 30 Kinos waren das Team und die Stars vor der Kamera «von Kiel bis ins Erzgebirge» unterwegs und haben vor Ort mit Menschen darüber diskutiert, welche Wege aus der Krise führen könnten. Mit dabei waren laut Sender «Wissenschaftler und auch viele vor Ort engagierte Menschen aus der Zivilgesellschaft».
Auszeichnung beim Filmfest München
Mit im Gepäck auf der Kinotour hatte «Micha denkt gross» einen ersten Preis. Produzentin Maren Knieling und Produzent Lars Jessen der Florida Film wurden beim Filmfest München am 30. Juni 2024 mit dem Bernd Burgemeister Preis ausgezeichnet. Die Koproduktion von ARD Degeto Film und MDR über den Kampf um Grund und Wasser gewann den Preis in der Kategorie «Bester TV–Film».
Darum geht's in «Micha denkt gross»
Micha (Charly Hübner, 51) hat seine Heimatgemeinde, das fiktive ostdeutsche Dorf Klein–Schappleben in Sachsen–Anhalt, früh verlassen, um in Berlin ein erfolgreiches Gaming–Startup zu gründen. Nach dem Misserfolg einer zweiten Neugründung und dem Kampf gegen ein Burnout möchte der «Visionär und Founder» nun auf dem Land einen Neuanfang wagen. Im Rahmen einer Bürgerversammlung präsentiert Micha seine Pläne zur Umwandlung des alten Hotels seiner verstorbenen Eltern in ein Luxuswellnesshotel, das «Arbeit, Kreativität, Genuss und Happyness» vereinen soll.
Während Bürgermeisterin Moni Hoffmann (Annett Sawallisch, 37) und die mobile Massagetherapeutin Tina Oppermann (Jördis Triebel, 47) begeistert sind, bleibt der Rest der Dorfgemeinschaft skeptisch. Für Landwirte wie den Bio–Schafzüchter Jonas Oppermann (Ulrich Brandhoff, 39) und den Grossbauern Hermann Köppe (Peter Kurth, 67, «Zwei zu eins») hat das drängende Wasserproblem in ihrer Region Priorität ...
Eine Komödie über das ernste Thema Wassermangel
Eine Komödie, die sich mit dem ernsten und gesamtgesellschaftlich relevanten Problem des Wassermangels auseinandersetzt, stellt eine grosse Herausforderung dar – das ist auch Schütte bewusst. «Das war die grosse Herausforderung: einen Themenfilm zu schaffen, ohne zu moralisieren», gibt er zu. Gleichzeitig betont er: «Dokumentationen sind nicht jedermanns Sache. Durch Unterhaltung hoffen wir, eine breitere Zielgruppe zu erreichen.» Zur vermeintlichen Unvereinbarkeit von Wassermangel, Komödie und Improvisation sagt der Experte: «Wassermangel ist eine bittere Realität, die viele Menschen ignorieren. Humor kann helfen, die Angst vor diesem Thema zu nehmen, und Improvisation ermöglicht es, die Geschichte möglichst persönlich zu erzählen.» Jessen ergänzt: Humor könne eine befreiende Wirkung haben und einen optimistischen Blick in die Zukunft eröffnen.
Dass dieser nach vorne gerichtete Blick notwendig ist, wird durch Fakten untermauert, die im Abspann zur fiktiven Geschichte präsentiert werden: «Seit 2000 verliert Deutschland jährlich 2,5 Billionen Liter Wasser. Das entspricht der Menge des Bodensees. Damit gehört Deutschland zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit.»
Impro–Stars mit Liebe zum Osten
Jan Georg Schütte hat als Regisseur und Autor bereits mehrere erfolgreiche Impro–Fernsehfilme geschaffen: «Altersglühen – Speed Dating für Senioren» (2014), «Wellness für Paare» (2016), «Klassentreffen» (2019), «Tatort: Das Team» (2020, Abschiedsfall von Münster–Liebling Nadeshda Krusenstern), «Für immer Sommer 90» (2021), «Kranitz» (2021), «Das Begräbnis» (2022) und «Das Fest der Liebe» (2023). Derzeit arbeitet er an der Fortsetzung seiner letzten beiden Filme unter dem Arbeitstitel «Die Hochzeit».
An vielen dieser Projekte war auch der ehemalige «Polizeiruf 110»–Star Charly Hübner beteiligt. Schütte und Hübner teilen nicht nur die Leidenschaft für improvisierte Schauspielkunst, sondern zeigen in ihren gemeinsamen Arbeiten auch viel Spielfreude, Wortgewandtheit und vor allem Uneitelkeit. Letzteres demonstriert Schütte in «Micha denkt gross» eindrucksvoll als Querdenker und Prepper Bernd Schlüter.
Ein wiederkehrendes Motiv in Hübner und Schüttes Projekten ist die tiefe Verbundenheit zu Nord– und Ostdeutschland. «Charly Hübner, der aus Mecklenburg–Vorpommern stammt, bringt uns stets tolle Impulse. Meine Frau kommt aus Sachsen, daher bekomme ich viele Themen direkt geliefert», erklärt der gebürtige Oldenburger Schütte dazu. Und Jessen, der unter anderem bei verschiedenen Münster–«Tatorten» Regie führte, fügt hinzu: «Ich empfinde es als grosses Versäumnis, mich früher zu wenig für Ostdeutschland interessiert zu haben [...] Es gibt so viel voneinander zu lernen.»