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Deepfakes, KI und Kriminalität

Mit Kindern sicher im Internet: Nützliche Tipps vom Profi

Künstliche Intelligenz und Deepfakes machen es Kriminellen potenziell einfach, im Netz Identitäten zu stehlen. Eltern sind besonders gefragt, auf die Daten ihrer Kinder zu achten. Eine Expertin weiss Rat.

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Das Internet ist gerade für Kinder und Teenager oft ein unsicherer Ort.
Das Internet ist gerade für Kinder und Teenager oft ein unsicherer Ort. Telekom

Daran, dass wir Fotos und Videos mit Freunden und der Familie im Netz teilen, haben wir uns längst gewöhnt. Doch mit dem kometenhaften Aufstieg Künstlicher Intelligenz und damit immer schneller wachsenden Möglichkeiten für Kriminelle, steigen auch potenzielle Gefahren im Internet. Das zeigt nicht zuletzt, der kürzlich vom Bundeskriminalamt veröffentlichte Bericht zur Lage der Cyberkriminalität in Deutschland, der mehr als 130.000 Fälle von Cyberkriminalität für 2022 in Deutschland verzeichnet.

Ganz besonders Eltern sollten die Identität ihrer Kinder schützen. In einer aktuellen Kampagne sensibilisiert die Telekom daher für die Gefahren von Identitätsdiebstahl, das Video «Nachricht von Ella» ging in kurzer Zeit viral. Das hypothetische Szenario zeigt, wie einfach es mit heutigen Mitteln ist, die Identität anderer Menschen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, zu stehlen. Wie man sich davor schützen kann und vor welchen Szenarien man sich besonders in Acht nehmen sollte, erklärt Expertin Marike Mehlmann–Tripp von der Deutschen Telekom.

«Viele Eltern können sich heute nicht mehr vorstellen, keine Fotos oder Videos ihrer Kinder online zu stellen», weiss Mehlmann–Tripp um die Lage in den sozialen Netzwerken und auf Messenger–Diensten. Gerade deshalb komme es allerdings darauf an, einige Regeln im Hinterkopf zu behalten. So wirke ein Post wie «Unser kleiner Tim wird heute schon drei Jahre alt» zwar harmlos, verrate neben dem Namen des Kindes aber zusätzlich das komplette Geburtsdatum. «Umso wichtiger ist es», sagt Mehlmann–Tripp, «die Privatsphäre–Einstellungen der sozialen Netzwerke regelmässig zu überprüfen und sicherzustellen, dass die geteilten Inhalte nur für vertraute Personen sichtbar sind. Ein weiterer wichtiger Tipp ist, nur Fotos zu posten, auf denen das Gesicht des Kindes nicht zu erkennen ist oder durch einen Filter unkenntlich gemacht wurde.»

Identitätsdiebstahl mit der Hilfe von KI: Das Problem wächst, das Bewusstsein auch

Ein immer dringlicheres Problem stellen die Möglichkeiten dar, die Cyberkriminelle durch leistungsstarke Künstliche Intelligenz vorfinden. Um dafür zu sensibilisieren, fokussiere sich auch Mehlmann–Tripps Arbeitgeber in einer aktuellen Kampagne auf diese Gefahr: "Ein Szenario, das die Telekom mit dem aktuellen Spot der #SharewithCare–Kampagne zeigt, ist der Identitätsdiebstahl mittels KI. Dies ist ein ernstzunehmendes und wachsendes Risiko. Cyberkriminelle können mithilfe von Fotos und Videos gefälschte Identitäten erstellen. Fotos von Kindern können für manipulierte Medieninhalte verwendet werden, die das Kind in peinlichen, missbräuchlichen oder gefährlichen Situationen zeigen."

Schnell liegen die Nerven blank, wenn man vom eigenen Sprössling täuschend echt die Worte hört: «Mama, ich brauch dringend Geld!» Als Laie kommt man dabei möglicherweise gar nicht auf die Idee, einen Fake zu vermuten. Am wichtigsten sei daher, mahnt Mehlmann–Tripp, «aufmerksam zu bleiben». So sollte bei einer solchen Nachricht nie sofort der jeweiligen Forderung nachgekommen, sondern immer zuerst über den sonst üblichen Weg Kontakt zu der Person aufgenommen werden.

Sollte das nicht möglich sein, rät die Expertin zur genauen Analyse der Nachricht: «Es gibt einige andere Feinheiten, die sich überprüfen lassen. Sofern weitere authentische Aufnahmen derselben Person zur Verfügung stehen, können die Stimmen miteinander verglichen werden. Dabei sollte auf Auffälligkeiten oder Unterschiede in Tonhöhe, Betonung und Sprechstil geachtet werden. Deepfakes können Schwierigkeiten haben, bestimmte Nuancen der menschlichen Sprache korrekt wiederzugeben. Kann die Echtheit der Nachricht nicht zweifelsfrei geklärt werden, können Online–Tools und Software helfen, einen Deepfake zu erkennen.»

Dem Nachwuchs ein Vorbild, Kriminellen ein Gräuel

Insbesondere bei der Nutzung sozialer Medien sollten Eltern Vorsicht walten lassen, erklärt Mehlmann–Tripp: «Persönliche Daten wie Adresse oder Kontonummer sollten auf keinen Fall preisgegeben werden. Wenn möglich, sollte die Zwei–Faktor–Authentifizierung aktiviert werden. Das schafft eine zusätzliche Sicherheitsebene. Um die Privatsphäre zu schützen, sollten ausserdem keine geografischen Standortdaten in Echtzeit und keine sensiblen oder peinlichen Fotos geteilt werden.»

Wer dennoch private Momente seiner Kinder mit Freunden und Familie im Netz teilen möchte, solle neben des Verwendens von Filtern zur Unkenntlichmachung des Gesichts auch auf die generelle Auswahl der Bilder achten. «Natürlich sollten auch Fotos von privaten Momenten am Strand oder in der Badewanne nicht im Internet landen», warnt Mehlmann–Tripp mit Blick auf Pädokriminalität im Internet. Und: «Man sollte auch immer daran denken, dass mithilfe von KI Stimmen in Videos für Deepfakes verwendet werden können. Daher ist es besser, keine Videos mit Ton zu teilen.»

Um Kinder für all diese potenziellen Gefahren angemessen zu sensibilisieren, ist das beste Mittel, den Kurzen ein gutes Vorbild zu sein. «Sobald das Kind Profile auf Social–Media–Plattformen erstellt, sollten sie gemeinsam in den Einstellungen sicherstellen, dass nur Freundinnen, Freunde und Familienmitglieder das Profil sehen können», rät Mehlmann–Tripp. Wichtig ist zu guter Letzt ausserdem ein Ratschlag, den sich auch viele Erwachsene zu Herzen nehmen sollten: «Bevor das Kind selbst Inhalte postet, sollte es sich bewusst sein, dass alles, was einmal im Internet gelandet ist, nicht mehr zurückgeholt werden kann.»

Von SpotOn am 5. September 2023 - 13:00 Uhr