Beim «Movie meets Media»-Empfang trafen sich am Freitag im «Regent Hotel» am historischen Gendarmenmarkt viele Prominente, um einer Podiumsdiskussion über Werte und Nachhaltigkeit zu lauschen. Podiumsredner und Kommunikationschef Marcello Concilio vom Textilunternehmen «Ernsting's Family» verdeutlichte, dass auch in einem Grosskonzern umfassend nachhaltige Strukturen möglich sind. Das beginne bei der ökologisch und sozial-verantwortlich hergestellten Qualitätsware, die jahrelang halte und damit ständiges Nachkaufen vermeide und beinhalte auch eine Vermeidung von Überproduktion sowie die Weiterverbreitung liegengebliebener Produkte. Concilio: «Ein Schweizer Unternehmen nimmt uns nicht abgekaufte Produkte ab und verarbeitet sie unter anderem zu Füllmaterialien für die Automobilwirtschaft.»
Vintage-Kleidung, CO2-Ausgleich und Veganismus
Schauspielerin Luise Befort (25, «Der Palast») hat sich noch bis kurz vor Veranstaltungsbeginn bei der «Fridays for Future»-Demonstration in Berlin für den Klimaschutz eingesetzt. Eine Selbstverständlichkeit für die überzeugte Veganerin: «Ich bin schon lange dabei, demonstriere regelmässig.» Befort appelliert an jeden Einzelnen, seine «Stimme zu nutzen» und sich als Konsument bewusst für umweltfreundliche Produkte zu entscheiden. Sie selbst kam zur Veranstaltung mit «einem Gürtel der Oma», bevorzuge grundsätzlich Vintage-Kleidung. Befort sieht darin nur Vorzüge: «Ich liebe gebrauchte Kleidung, damit kann ich eine Geschichte weitererzählen und gleichzeitig die Umwelt schützen.»
Auch Schauspieler Felix Maximilian (geb. 1976) setzt sich für die Umwelt ein. Als Taucher sei er seit 20 Jahren in den Weltmeeren unterwegs und sehe dort die Veränderung mit eigenen Augen: «Es gibt weniger Fische, es gibt sehr viel Müll». Letzteren sammele er inzwischen auf seinen Tauchgängen, um ihn an Land zu entsorgen. Auch Maximilian lebt vegan, fährt Rad und sorgt auf seinen Flugreisen für CO2-Ausgleich durch Baumspenden. Den Müll trenne er schon «von Kind an» und er sei «super pingelig» in Sachen Stromsparen. Der Schauspieler, der gerade in Bukarest seinen ersten Dokumentarfilm über Strassenkinder produziert hat, findet: «Wir müssten alle verstehen, dass dieser Planet unsere Lebensgrundlage ist und geschützt werden muss», und nicht um ihn als Geschäftsgrundlage in Besitz zu nehmen.
Bruno Eyron: «Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht mehr»
Schauspieler Bruno Eyron (57), der seit 2014 dabei ist, sich ein zweites Standbein als Spirituosenhersteller aufzubauen, unter dem Label «Bruderkuss» hochwertigen Gin, Bier und Wein vertreibt, findet, dass es der Umweltbewegung gut tun würde, wenn sie weniger «populistisch» wäre. Nicht die Politik, sondern Unternehmen und Wissenschaft müssten dazu beitragen, den Verbraucherinnen und Verbrauchern umweltfreundliche Methoden und Technik zu vermitteln. Eyron, der auch bei seinen eigenen Produkten auf Regionalist und Wiederverwertbarkeit setzt, sieht darin die Zukunft: «Ohne Nachhaltigkeit geht es nicht mehr». Technische Entwicklungen, wie im Labor erzeugtes Fleisch oder Kreislaufwirtschaften, würden letztendlich den Ausschlag geben.
Das sieht auch die ehemalige Wissenschafts-TV-Koryphäe Jean Pütz (85) so, der zwei Energiehäuser betreibt und auf den sozialen Medien über umweltschonende Technologie berichtet. Methanol sei die Antriebstechnologie der Zukunft, ist sich Pütz sicher. Dazu brauche es lediglich Wasser- und Kohlenstoff. Wasserstoff allein sei zu gefährlich.
Die deutsche Model-Ikone Gitta Saxx (57), die sich in der vergangenen Woche einer Augenoperation unterzogen hatte - «Ich sehe wie ein Adler! Teile von mir sind jetzt wieder 20» -, berichtet von bewusster Einschränkung beim Kleiderkauf: «Muss es jetzt wirklich immer noch die zehnte Handtasche sein?». Stattdessen hätte sie mit Freundinnen und Bekannten einen regelmässigen Kleidertausch organisiert und sei zu Hause als strenge Mülltrennerin bekannt, die auch den Nachbarn auf die Finger schaue: «Irgendjemand schmeisst gerade immer Plastik in die Bio-Tonne», ärgert sie sich. Gegen die Belastungen der Zeit helfe ihr die Meditation, aber auch das bewusste Gefühl von «Dankbarkeit und Demut» für die kleinen, schönen Dinge des Lebens.
Mit «schönen Dingen» gegen den Krieg in der Ukraine
Auch der Krieg in der Ukraine ist an diesem Abend in vielen Gesprächen Thema. Schauspielerin Eva Habermann (46), die mit ihrem Verlobten Alexander König gekommen ist, mit dem sie eine gemeinsame Produktionsfirma betreibt, appelliert trotz der Kriegsbilder, die für sie persönlich «traumatisierend seien», die Fassung zu wahren. Habermann: «Mein erster Gedanke war Richtung Russland gerichtet: Habt ihr sie noch alle? Sprecht ihr hier tatsächlich über den Einsatz von Atombomben?» Doch gleichzeitig habe sie begriffen, dass «es nichts bringt, wenn wir alle traurig oder deprimiert sind». Ihr sei wichtig zu vermitteln: «Bleibt zuversichtlich!» Das tue sie, in dem sie sich bewusst schönen Dingen zuwende, auch um weiter helfen zu können.
Wie «den schönen Dingen zuwenden» aussehen kann, machen die Schauspieler Mirco Reseg (49) und Philipp Danne (36) vor, die sich lebhaft übers Reisen austauschen, beide sind Kalifornien-Fans. Während Danne, der vor Kurzem Vater wurde, diese Reise mit seiner Familie und Freunden noch vor sich hat, war Reseg bereits dort und gibt Tipps. Reseg, der auch der Umwelt zu Liebe auf ein eigenes Auto verzichtet, hat sich in den USA den Roadtrip-Klassiker nicht nehmen lassen und empfahl die Tour auch seinem Kollegen. Hollywood sei für ihn «ein magischer Ort». Als Kinder, so erzählen beide Schauspieler, hätten sie die US-amerikanischen Filme und Sitcoms «regelrecht aufgesogen» und seien so von der amerikanischen Filmkultur geprägt worden. Reseg: «E.T. hat mich zur Schauspielerei gebracht. Als ich den Film sah, habe ich gedacht: Das kannst du auch!»
Schauspielerin Mariella Ahrens (52), die demnächst mit Martin Semmelrogge (66) am Düsseldorfer «Theater an der Kö» auf der Bühne stehen wird, schildert authentisch ihre innere Zerrissenheit, die sie sowohl im Bezug auf den Klimawandel als auch den Krieg spüre: «Man liest die Nachrichten, man versucht zu helfen, sich einzuschränken, möchte sich aber auch ablenken und etwas Schönes tun und hat irgendwie immer auch ein schlechtes Gewissen.»
Eigene Erfahrungen mit Geflüchteten
Die Ehefrau von Ex-ZDF-Chefredakteur Klaus Bresser (85), der an Parkinson erkrankt ist, erschien statt mit ihrem Mann mit einer guten Freundin zu der Veranstaltung, die unter anderem von Ernsting's Family gesponsert wurde. Evelyn Bresser über den Gesundheitszustand ihres Mannes: «Es ist sehr tagesabhängig. Ihm geht es mal so, mal so». Dafür sei aber Corona für ihn kein Thema, «er ist bereits vierfach geimpft». Bressers, die bereits in den vergangenen Jahren zwei geflohene Familien aus Syrien aufgenommen hatten, bereiten gerade eine ihrer Wohnungen für eine ukrainische Flüchtlingsfamilie vor, berichtet die Journalistin. Ihre Erfahrungen mit diesen Menschen, die ein hartes Schicksal getroffen habe, seien durchweg positiv. Evelyn Bresser: «Sie sind wunderbar integriert». Einer der Familienväter sei inzwischen ein sehr beliebter Impfarzt.
Auch die Schauspielerin und Musikerin Christin Nichols (geb. 1986) findet: «Das Leben muss weitergehen» und lässt sich den Spass an diesem Abend als Auszeit von den Nachrichten, die sie «wie eine Süchtige» auch nachts verfolge, bewusst nicht nehmen. Nichols betont aber, dass ihr «das Privileg, was wir hier haben, gesund und geschützt zu sein», bewusst sei. Für die Zukunft wünscht sich die Berlinerin «weniger toxische Männlichkeit». Ob beim Klima oder bei den Kriegen - es seien leider «immer diese Männer, die die Zerstörung anrichten». Augenzwinkernd fügt sie hinzu: «Es gibt aber auch gute Männer.»