Wann immer sich eine menschengemachte Tragödie, eine bestialische Tat zugetragen hat, fällt im Nachgang der Satz, dass sich die Geschichte nicht wiederholen dürfe. Am 5. September 1972, vor exakt 50 Jahren, geschah im Rahmen der Olympischen Spiele in München ein derartiges Verbrechen: Palästinensische Terroristen drangen damals ins Olympiadorf ein, nahmen dort elf israelische Sportler und Trainer als Geiseln. Überforderung sowie zahlreiche falsche Entscheidungen führten letztendlich zur Katastrophe: alle elf Geiseln und ein Polizist fanden den Tod.
Anlässlich des 50. Jahrestags erscheint mit «Munich Games» eine sechsteilige Miniserie, die genau 50 Jahre nach dem Attentat spielt. Ab dem 4. September zeigt Sky One die ersten zwei Episoden als Doppelfolge, danach immer sonntags jeweils eine pro Woche. Auf Sky Q sowie dem Streamingdienst Wow gibt es Folge eins und zwei bereits ab dem 2. September auf Abruf. Das Sky Original nimmt sich der schweren Thematik facettenreich an und stellt auch unbequeme Fragen. Etwa, wie weit man tatsächlich gehen darf, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.
Willkommen in München - darum geht es
Um der Opfer des Anschlags von 1972 zu gedenken und ein Zeichen für den Frieden zu setzen, soll zum 50. Jahrestag ein Freundschaftsspiel zwischen einer israelischen und einer deutschen Fussballmannschaft in München steigen. Sowohl Behörden als auch die Geheimdienste versetzt die geplante Partie in höchste Alarmbereitschaft. Denn auch für die Gegenseite bietet sich durch das Event ein symbolträchtiger Tag: Was, wenn exakt 50 Jahre nach dem Terrorakt ein ähnlicher oder gar schlimmerer Anschlag verübt wird?
Eine Entdeckung des in Berlin tätigen Mossad-Agenten Oren Simon (Yousef Sweid, 46) schürt diese Befürchtung. Im Darknet findet er wenige Tage vor dem Spiel Indizien dafür, dass in der Tat ein weiteres Attentat geplant sein könnte. Er wird daraufhin mit der LKA-Beamtin Maria Köhler (Seyneb Saleh, 34) zusammengeführt, um den vermeintlichen Drahtziehern das Handwerk zu legen. Kein leichtes Unterfangen, wenn man auch einander nicht über den Weg traut.
«Moral muss man sich immer leisten können»
«Munich Games» steht in bester Tradition anderer Polit-Thriller-Serien. Wie in «Homeland» oder auch «24» wird die Frage aufgeworfen, ob der Zweck wirklich alle Mitte heiligt. «Moral muss man sich immer leisten können», ist die pragmatische Antwort einer Figur in «Munich Games» auf diese verzwickte Fragestellung. Aber stimmt das auch?
Ziel sei es laut Produzentin Amelie von Kienlin gewesen, sich durch «Munich Games» mit «kollektivem Gedächtnis sowie gesellschaftlichen Vorurteilen, Nationalismus und Radikalismus, der aus unterschiedlichen Richtungen kommt», auseinanderzusetzen. Heisst auch: Von einseitiger Schwarzweiss-Darstellung, zu der Stoffe mit derartiger Thematik häufig verkommen, wollte man sich bewusst abgrenzen.
International vor und hinter der Kamera
Autorin Michal Aviram, bekannt für ihre Arbeit an der israelischen Fernsehserie «Fauda», hat sich gemeinsam mit Martin Behnke («Berlin Alexanderplatz», 44) die Geschichte zu «Munich Games» ersonnen. Auf Film gebannt wurde diese von Regisseur Philipp Kadelbach («Wir Kinder vom Bahnhof Zoo», 47).
Auch vor der Kamera geht es international zu: Seyneb Saleh spielt die deutsche Beamtin mit libanesischen Wurzeln, Yousef Sweid mimt ihren Kollegen des Mossad. In weiteren Rollen sind unter anderem Sebastian Rudolph, Dov Glickman, Bernd Hölscher, Igal Naor, Evgenia Dodina, Roger Azar, Juliane Köhler sowie Anton Spieker zu sehen.
«Für die Wahrung der kulturellen Identität der einzelnen Figuren war es mir besonders wichtig, dass jeder authentisch in seiner Sprache spricht», verrät Regisseur Kadelbach. Für Zuschauerinnen und Zuschauer bieten sich dennoch zwei Optionen: Eine Originalversion mit zuschaltbaren deutschen Untertiteln, oder eine komplett ins Deutsche übersetzte Tonfassung.
Doku zum Attentat von 1972
Wer sich begleitend zu «Munich Games» über das Attentat vom 5. September 1972 informieren will, kann dies ebenfalls tun: Das Dokudrama «1972 - Münchens schwarzer September» läuft am 4. September 2022 um 22:10 Uhr bei Sky Documentaries. Schon ab dem 2. September gibt es den Film auf Abruf bei Sky und dem Streamingdienst Wow. Die Dokumentation rekonstruiert den Ablauf der Tat aus drei Perspektiven: die der Opfer, der Täter sowie der Polizisten.