Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann (60). Das bestätigte eine Pressesprecherin am Mittwoch der Nachrichtenagentur spot on news. Die Ermittlungen seien «aufgrund mehrere Strafanzeigen Dritter - sprich, nicht am etwaigen Tatgeschehen beteiligter Personen - sowie von Amts wegen durch die Staatsanwaltschaft Berlin» eingeleitet worden, wie die Sprecherin mitteilte.
«Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte»
Dabei würde es um «Tatvorwürfe aus dem Bereich der Sexualdelikte und der Abgabe von Betäubungsmitteln» gehen. Weitere Angaben könnten derzeit nicht gemacht werden, «um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden und zum Schutz der Persönlichkeitsrechte der potentiell Geschädigten und des Beschuldigten», hiess es weiter.
Shelby Lynn begrüsst Ermittlungen gegen Till Lindemann
Die Nordirin Shelby Lynn, die in sozialen Netzwerken als erste Frau Vorwürfe gegen Lindemann erhoben hatte, begrüsste in einem Statement die Ermittlungen gegen den Rammstein-Sänger. «Ich bin sehr froh, dass unsere Stimmen endlich gehört und ernst genommen werden. Besonders nach dem Vorgehen der litauischen Polizei und den Anwälten von Till Lindemann bedeutet uns Betroffenen diese Entwicklung sehr viel», erklärte sie gegenüber der «Welt».
Beschwerde gegen die litauische Polizei
Lynn hatte nach ihrem Besuch des Rammstein-Konzerts am 22. Mai in der litauischen Hauptstadt erste Vorwürfe erhoben. Erst am heutigen Tag hatte sie gegenüber der «Welt» berichtet, dass sie Beschwerde gegen die litauische Polizei eingelegt habe, da diese in Vilnius kein strafrechtliches Ermittlungsverfahren gegen den Frontmann und etwaige weitere Verdächtige einleiten wird.
Dieser Beschluss muss allerdings noch von der Staatsanwaltschaft bestätigt werden. Gegenüber der «Welt» teilte die Behörde in Vilnius mit, bislang noch keine finale Entscheidung getroffen zu haben.
«Ich habe gestern schriftlich Widerspruch eingelegt», erklärte Lynn. Zudem habe sie um Akteneinsicht gebeten. «Ich bin völlig irritiert von dem Vorgehen der litauischen Polizei.»
Shelby Lynn brachte den Skandal ins Rollen
Nach Lynns Vorwürfen wurden wenig später via Social Media weitere Schilderungen von Rammstein-Konzerten veröffentlicht, die sich mit ihren Darstellungen decken. Junge Frauen seien während Konzerten «gezielt» ausgewählt und zu Aftershowpartys eingeladen worden. Dabei soll es auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein. Recherchen des NDR und der «Süddeutschen Zeitung» untermauerten dies. Lindemann weist die Vorwürfe zurück, sein Anwalt nannte sie «ausnahmslos unwahr».
Die Band äusserte sich indes in einem Statement, in dem unter anderem steht: «Durch die Veröffentlichungen der letzten Tage sind in der Öffentlichkeit und vor allem bei unseren Fans, Irritationen und Fragen entstanden. Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie ausserordentlich ernst.» Die sechs Musiker wünschen keine «öffentlichen Vorverurteilungen» - in beide Richtungen. «Wir verurteilen jede Art von Übergriffigkeit und bitten euch: Beteiligt euch nicht an öffentlichen Vorverurteilungen jeglicher Art denen gegenüber, die Anschuldigungen erhoben haben. Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge», heisst es im Post.
Für den Rammstein-Sänger gilt bis zum Abschluss der Ermittlungen die Unschuldsvermutung.