Jessica Schwarz (45) ist seit über 20 Jahren erfolgreich im deutschen und internationalen Schauspielbusiness tätig. In ihrem neuesten Film, «Over & Out» (Kinostart: 31. August), stellt sie sich an der Seite von Julia Becker und Petra Schmidt-Schaller (42) einer schwierigen Aufgabe. Gemeinsam wollen die Freundinnen Lea, Steffi und Toni die Hochzeit ihrer Freundin Maja (Nora Tschirner, 41) in Italien besuchen - der Ausflug endet jedoch mit einem Schock für die Beteiligten.
Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news spricht Jessica Schwarz über die Bedeutung von Freundschaft in ihrem Leben, erklärt, wann sie für sich persönlich Grenzen setzt und erzählt von ihrem Glamping-Hotel in Portugal. Ausserdem verrät die Schauspielerin, wie wichtig die Arbeit für sie ist und dass sie kein einfacher Teenager war.
Frau Schwarz, wie geht es Ihnen?
Jessica Schwarz: Mir geht es gut. Danke. Ein bisschen aufgeregt bin ich. Durch Corona gab's lange keine Veranstaltungen mehr. Ich merke doch eine gewisse Nervosität. Aber ich bin ganz freudig aufgeregt.
Wie würden Sie Ihren neuen Film «Over & Out» beschreiben?
Schwarz: Es ist ein unglaublich atmosphärischer, authentischer Roadtrip von Freundinnen, die unterschiedlicher nicht sein können. Jede der Frauen hat ihren eigenen Charakter, ihre eigenen Stärken, ihre Schwächen, ihre Geheimnisse, ihre Wermutstropfen. Und sie werden tatsächlich vor ein grosses Problem, ein grosses Drama gestellt. Das ist eine Reise, die diese Freundinnen antreten, die viel von ihnen fordert. Sie müssen sich nochmal neu zusammenfinden.
In «Over & Out» steht Freundschaft im Mittelpunkt. Wie wichtig ist Ihnen Freundschaft persönlich?
Schwarz: Sehr wichtig. Es ist nicht immer einfach, weil ich sehr viel unterwegs bin. Mein Motto ist: «So nah und doch so fern.» Dadurch, dass ich auch wegen Dreharbeiten viel unterwegs bin und ja in Portugal lebe, kann ich nicht bei jedem Geburtstag dabei sein. Meine Freundschaften sind schon immer stark auf Kommunikation mit dem Handy, Facetime oder Zoom angewiesen. Es gibt aber auch wichtige Treffen, die mir heilig sind, für die ich alles freiräume und sage: «Egal, ich komme.» Ich tue wahnsinnig viel dafür, dass diese Freundschaften halten. Das muss man auch. Das war gar nicht so einfach jetzt in der Corona-Zeit und im Ausland. Aber das war ja für uns alle so. Es fehlte mir so sehr, die Menschen real zu sehen und in den Arm zu nehmen.
Bei Ihrer Figur Lea steht Arbeit an erster Stelle. Ist das bei Ihnen auch so?
Schwarz: Ich habe mich schon immer sehr stark über die Arbeit definiert. Das gehört einfach zu mir. Aber es ist entspannter geworden. Ich gehe inzwischen einfacher damit um und merke auch, dass mir mein Leben an sich viel mehr bedeutet, als immer zu allem Ja zu sagen. Es ist viel passiert, auch viel Positives von der Arbeit her. Aber es gibt auch Momente, in denen ich merke, dass es okay ist, Nein zu sagen. Man muss nicht immer überall auftauchen. Stattdessen besuche ich eine Freundin, und nicht unbedingt die nächste Veranstaltung. Oder ich bleibe den Sommer über lieber bei meinem Mann und sage dafür einen Dreh ab. Das hätte ich vor zehn Jahren wahrscheinlich noch nicht gemacht. Aber so langsam entspannt sich der wilde Tornado um einen herum und man kommt mehr in das «Auge», dort wo alles ein wenig stiller ist.
Ihnen ist es also auch wichtig, Grenzen zu setzen?
Schwarz: Auf jeden Fall. Man sieht das in «Over & Out» bei meiner Figur Lea, die oft sehr unentspannt ist, weil die eigenen Emotionen und Gefühle oft keinen Raum mehr haben. Ich habe im letzten Jahr sehr viel gedreht, zudem auf verschiedenen Sprachen, und auch sonst sehr viel gearbeitet. Dann habe ich für mich begonnen zu meditieren, auch um Druck abzubauen. Erst als ich wieder zurück in meinem selbstbestimmten Leben in Portugal ankam, habe ich mit der Meditation aufgehört. Ich hätte natürlich auch einfach so weiterdrehen und arbeiten können, aber mein Körper, mein Geist und mein Verstand haben gesagt: «Jetzt ist Schluss». Ich musste einfach eine Pause setzen. Irgendwann wäre ich vielleicht sonst, wie meine Figur Lea, unglücklich geworden.
Was hat Sie eigentlich nach Portugal gezogen?
Schwarz: Die Idee, nochmal etwas ganz Neues anzufangen. Es war eher eine spontane Entscheidung. Ich wollte schon immer irgendwo leben, wo die Temperaturen ein bisschen angenehmer sind (lacht). Obwohl es auch in Portugal sehr kalt werden kann. Durch meinen Beruf ist die Möglichkeit da, nicht an einem bestimmten Ort leben zu müssen. Es war die Spontanität, die meinen Mann und mich hierhergezogen hat. Ob wir für immer hier bleiben werden, wer weiss? Vielleicht kommt irgendwann nochmal etwas anderes den Weg entlang. Aber für jetzt ist es einfach perfekt.
Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen, dort ein Glamping-Hotel zu eröffnen?
Schwarz: Ich habe schon mit meiner Schwester in Michelstadt ein Hotel, «Die Träumerei». Es war ein kleiner Schicksalsmoment, als wir dort selbst in Portugal Urlaub gemacht haben. Der Ort heisst «Rêves Étoilés», hat also auch mit Träumen zu tun. Das kleine Hotel stand zum Verkauf. Wir haben dann eine Nacht drüber geschlafen und sind morgens zu den Vorbesitzern gegangen und sagten: «Wir könnten uns das vorstellen». Jetzt haben wir schon die zweite Saison auf.
Ist es schwierig, beide Berufe, Hotelbesitzerin und Schauspielerin, unter einen Hut zu bekommen?
Schwarz: Das Gute ist, dass es sehr unterschiedliche Berufe sind. Ich geniesse es, beides zu haben. Es ist nicht immer leicht, weil auch im Hotel sehr viel Arbeit anfällt. Das war mir aber schon vorher klar. Manchmal dreht man einen Film und ist danach ganz ausgelaugt. Aber diese Arbeit erfüllt mich. Man hat tolle Gespräche mit den Gästen und springt auch mal nachts mit ihnen in den Pool (lacht). Man ist dort einfach trotzdem zu Hause.
Wie war der Dreh von «Over & Out»?
Schwarz: Es war eine unglaublich schöne Zusammenarbeit mit Julia, Petra und Nora, so spielerisch und kreativ. Meine Figur Lea hat mich natürlich sehr gefordert mit ihrer toughen, harten, zickigen Art. Aber unter der Führung von Julia war das ganz wunderbar. Der Dreh liegt nun schon ein Jahr zurück, aber jeder Tag fühlt sich noch immer an wie ein Traum. Es war wirklich eine tolle Drehzeit.
Haben Sie besondere Ziele, die Sie erreichen wollen, oder Träume, die Sie sich erfüllen wollen?
Schwarz: Ich habe mir ja schon sehr viele Träume erfüllt, von denen ich nicht einmal wusste, dass es meine Träume waren. Deswegen würde ich erstmal die Bälle flach halten, weil ich glücklicher gerade nicht sein kann.
Zu Beginn des Films sind die Freundinnen noch Teenager und werden beim Party machen erwischt. Sind Sie als Teenie auch mit den Erwachsenen aneinandergeraten?
Schwarz: Ich? Ja! (lacht) Ich hatte das ein oder andere Ärgernis. Ich habe natürlich immer gerne erzählt, ich schlafe bei einer Freundin und geh' ins Kino, aber war stattdessen in Frankfurt feiern. Ich war kein sehr einfacher Teenager, aber meine Eltern haben es überstanden.
Was möchten Sie dem Kinopublikum von «Over & Out» mitteilen?
Schwarz: Lasst euch auf diese Reise ein. Ihr werdet lachen, ihr werdet weinen. Ihr wollt vermutlich relativ schnell eure Freundinnen um euch herum haben. Es tut gut, jetzt nach der Urlaubszeit, die Gedanken nochmal auf eine Reise zu schicken und keine Angst zu haben, auch über Verlust nachzudenken. Was sind Freundschaften? Wie tief gehen sie und wie verrückt können sie sein? Wie gegensätzlich können sie sein? Es ist eine wirklich authentische Geschichte mit Frauen, in denen man sich wiedererkennt. Und natürlich gibt es auch ein paar ganz coole Männer im Film (lacht).