Der mehrfache Grimme-Preisträger Sebastian Koch (59) spielt in der sechsteiligen deutsch-österreichischen Thrillerserie «Euer Ehren» einen angesehenen Richter, der aus Liebe zu seinem Sohn gegen seine moralischen Grundsätze verstösst. Doch eine vertuschte Fahrerflucht löst eine Lawine aus Lügen, Manipulation und Gewalt aus.
Hinter einem der Gegenspieler des ambivalenten Titelhelden steckt ein nicht minder grosser Filmstar: Tobias Moretti (62), ebenfalls unter anderem Grimme-Preisträger, verkörpert den skrupellosen Innsbrucker Schlachterei-Grossunternehmer Uli Lindner, der dem Richter gefährlich einheizen wird. «Uli Lindner ist eine so skurrile und abstrakte Satellitenfigur, dass es mir unglaublich Freude gemacht hat, sie an den Rand von Absurdität und Gefährlichkeit zu zeichnen», schwärmt Moretti dem Sender gegenüber von seiner Figur.
Abgesehen von diesen beiden Künstlern lohnt sich das Einschalten bei «Euer Ehren» auch inhaltlich, denn Hochspannung und brillantes Spiel bis in die kleinste Nebenrolle sind garantiert.
Darum geht's in «Euer Ehren»
Für den Richter Michael Jacobi (Koch) ist sein Beruf eine Berufung. Dennoch setzt er sich über das Gesetz hinweg, als ihm sein Sohn Julian (Taddeo Kufus, geb. 1999) einen Autounfall mit Fahrerflucht gesteht. Der im Koma liegende Motorradfahrer (Niko Lukic, geb. 1997) ist für Jacobi kein Unbekannter. Es handelt sich um den Sohn des berüchtigten Clanchefs Radan Sailovic (Marek Wlodarczyk, 67), den er einst hinter Gitter gebracht hat.
Der sonst so unerschrockene Richter weiss, wie gefährlich es für seinen Sohn wird, wenn die Sailovics davon erfahren. Sein Versuch, den Unfallwagen mithilfe seines Freundes Franz Brunner (Sascha Geršak, 46) zu beseitigen, schlägt jedoch fehl.
Durch die Ermittlungen von Kommissarin Gabriele Kirchner (Ursula Strauss, 47) gerät Jacobi unter Druck. Unterdessen will Arija Sailovic (Paula Beer, 27), die nicht an einen Unfall ihres Bruders glaubt, die Geschäfte des Clans übernehmen. Nun beginnt ein blutiger Bandenkrieg mit dem zwielichtigen Fabrikanten Uli Lindner (Moretti), der auch Jacobi gefährlich wird. Um seinen Sohn und seine Karriere zu retten, muss der Richter alle seine Grundsätze über Bord werfen.
Vorlage ist eine israelischen Serie
Das Drehbuch zu «Euer Ehren» von David Marian und Regisseur David Nawrath (geb. 1980) basiert auf der israelischen Serie «Kvodo», die unter dem Titel «Your Honor» als zehnteilige US-Krimidrama-Miniserie bereits mit «Breaking Bad»-Star Bryan Cranston (66) in der Rolle des Richters adaptiert wurde.
Sebastian Koch war nicht nur als Schauspieler mit an Bord, sondern auch an der Entwicklung des Drehbuchs für die neue Adaption des Stoffs beteiligt. «Produzent Al Munteanu rief vor ziemlich genau vier Jahren aus Paris an. Er pitchte mir in nur vier Minuten die Handlung einer israelischen Serie, deren Rechte er zu kaufen beabsichtigte - mit der Frage, ob ich Lust hätte, diesen Stoff mit zu entwickeln und die Hauptrolle zu spielen. Ich müsse mich aber sofort entscheiden», erinnert Koch sich an die Anfänge des Projekts.
Er habe sofort zugesagt. Auf diese Weise sei er von Stunde null an am kreativen Prozess beteiligt gewesen. Wichtig sei ihm dabei gewesen, «diese sehr komplexe Geschichte mit ihren vielen Wendungen und Protagonisten immer wieder auf Logik und Plausibilität zu überprüfen» - und das ist tatschlich gelungen, sei an dieser Stelle schon mal verraten.
Dass sein Charakter, Richter Jacobi, aus Liebe zu seinem Sohn und aus Sorge um dessen Leben jeden seiner moralischen Grundsätze und alle gesetzlichen Regeln verletzt, kann der zweifache Vater Sebastian Koch persönlich nachvollziehen: «Aber natürlich. Jeder, der Kinder hat, kann sich sofort in diese Situation hineinversetzen. Wenn das eigene Kind Probleme hat oder gar, wie in diesem Fall, in Lebensgefahr schwebt, hat man als Eltern doch keine Wahl, als alles zu tun, um dem Kind zu helfen.»
Erwähnenswert ist bei der deutsch-österreichischen Version der Serie unbedingt auch die Kameraarbeit unter der Leitung von Tobias von dem Borne. Ihm gelingen von Minute eins an atmosphärische Aufnahmen in einer tiefverschneiten österreichischen Berglandschaft - aber auch in Szenen, die in Innsbruck und Wien gedreht wurden.
Ausstrahlung am Samstag und Sonntag
Das Erste zeigt die ersten vier Folgen der Krimiserie am 9. April ab 20:15 Uhr sowie die Folgen fünf und sechs am 10. April ab 21:45 Uhr im Anschluss an den «Tatort: Borowski und der Schatten des Mondes». Die Talksendung «Anne Will» entfällt an diesem Tag. Die komplette Serie steht zudem in der ARD-Mediathek bereit.