Der englische Thronfolger Prinz William (40) soll im Jahr 2020 einen «sehr hohen Geldbetrag» als Teil eines bislang nicht publik gewordenen Vergleichs mit dem News Group Newspapers-Zeitungsverlag (NGN) von Medien-Mogul Rupert Murdoch (92) erhalten haben. William soll den Verlag zuvor wegen des Hackens seines Telefons verklagt haben.
Das geht aus Gerichsdokumenten hervor, die im Rahmen einer Klage seines Bruders Prinz Harry (38) gegen den Verlag NGN veröffentlicht worden sind, wie unter anderem der britische «Guardian» berichtet. Auch der Herzog von Sussex beschuldigt die Boulevardzeitungen «The Sun» und «News of the World», sein Telefon gehackt zu haben.
Geheime Absprache zwischen dem Palast und der «Sun»?
Den Gerichtsunterlagen lässt sich entnehmen, dass der Buckingham Palast angeblich «zu einem gewissen Zeitpunkt vor dem Jahr 2012» einen geheimen Deal mit dem NGN-Verlag ausgehandelt haben soll. Die Prinzen Harry und William sollen sich als Teil dieses Deals dazu verpflichtet haben, so lange auf eigene Klagen gegen den NGN-Verlag zu verzichten, bis andere noch laufende Gerichtsverfahren rund um abgehörte Telefongespräche durch deren Zeitungen abgeschlossen worden seien. Dafür sollen Prinz Harry und Prinz William zu einem späteren Zeitpunkt Entschuldigungen in Aussicht gestellt worden sein.
Harry zufolge soll sich die Königsfamilie angeblich auf den Deal eingelassen haben, um ein weiteres «Tampongate» zu verhindern. Die Zeitung «The Sun» hatte in den 1990er Jahren Abschriften eines aufgenommenen Telefongesprächs zwischen dem damaligen Prinz Charles (74) und seiner heutigen Ehefrau, Königin Camilla (75), veröffentlicht, die eine Affäre des zum Zeitpunkt des Telefonats verheirateten Charles nahelegten.
Eine Wiederholung dieser Art von Berichterstattung habe die Königsfamilie laut Harry um jeden Preis verhindern wollen. «Der Grund dafür war, die Situation zu verhindern, dass ein Mitglied der Königsfamilie im Zeugenstand sitzen und bestimmte Details aus privaten und hochsensiblen Sprachnachrichten nacherzählen muss», heisst es in den Gerichtsunterlagen. Hierbei sei es darum gegangen, einen potenziellen Imageschaden vom Palast und der Königsfamilie abzuwenden.
Deswegen enthüllte Prinz Harry den angeblichen Vergleich seines Bruders
In der derzeit vor dem Londoner High Court laufenden vorläufigen Anhörung will der NGN-Verlag einen Prozess mit dem Argument verhindern, dass der Kläger Prinz Harry seine Beschwerde zu spät führen würde. Harrys Anwalt erklärte diesbezüglich laut «NBC», dass sein Mandant wegen der genannten geheimen Verabredung erst jetzt gerichtlich gegen den NGN-Verlag vorgehen würde. Auch habe Harry aus diesem Grund sowohl den Deal als solchen als auch Prinz Wiliams geheimen Vergleich offenlegen müssen.
Wie der «Guardian» weiter berichtet, soll News UK, die Konzernmutter des Verlags NGN, ihre Seite der geheimen Vereinbarung nicht eingehalten haben, als Prinz Harry im Jahr 2017 seine eigene Entschuldigung erhalten wollte. Infolgedessen soll der Herzog von Sussex erst ein Gerichtsverfahren angestrebt haben.
Der Buckingham Palast soll auf Anfrage des britischen Blattes durch einen Sprecher mitgeteilt haben, dass laufende Gerichtsverfahren nicht kommentiert werden würden. Der Kensington Palast soll sich nicht zu der Angelegenheit geäussert haben. News Group Newspapers liess vor Gericht in einer Erklärung bestreiten, dass es eine geheime Vereinbarung zwischen dem Palast und dem Verlag gegeben haben soll.
NGN hat im Zuge von Vergleichen bereits mehrere Millionen Pfund gezahlt
Wie der «Guardian» weiter schreibt, ist schon seit Langem bekannt, dass die Telefone von William und Harry in der Vergangenheit abgehört worden sind. Der NGN-Verlag hat bereits mehrere Millionen Pfund als Vergleichssumme gezahlt, um über 1000 Fälle von illegalen Telefon-Abhörungen beizulegen. Harry beschuldigt die Boulevardblätter der Gruppe, von Mitte der 1990er Jahre bis zum Jahr 2016 vielfach gesetzwidrige Handlungen vorgenommen zu haben.
Neben seiner Klage gegen den NGN-Verlag hat der Herzog von Sussex auch den Zeitungsverlag Mirror Group Newspapers (MGN), den Herausgeber des «Mirror» und «Sunday Mirror», sowie den Verlag Associated Newspapers, den Herausgeber der Boulevard-Zeitungen «Daily Mail» und «Mail on Sunday», verklagt. In keinem der genannten Gerichtsverfahren ist es bislang zu einem Urteil gekommen.