Die kontroverse französische Schauspiellegende Gérard Depardieu (75) wird am Montag (28. Oktober) nicht vor Gericht erscheinen. Vor der zehnten Kammer des Pariser Strafgerichtshofs beginnt an diesem Datum um 13:30 Uhr der Prozess wegen sexueller Übergriffe auf zwei Frauen während Dreharbeiten im Jahr 2021. Doch Depardieus Anwalt Jérémie Assous erklärte dem Radiosender Franceinfo am Montag, dass sein Mandant «schwer erkrankt» sei, und aus diesem Grund dem Prozessbeginn fernbleiben wird.
Gérard Depardieu drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis
Demnach hätten Depardieus Ärzte ihm «leider verboten, bei der Anhörung anwesend zu sein», sagte Assous. Der Schauspieler werde daher «um eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt bitten, damit er teilnehmen kann». Noch am Freitag hatte Assous erklärt, dass Depardieu beabsichtige, vor Gericht zu erscheinen. Er wolle «Zeugen und Beweise» vorlegen, die «zeigen werden, dass er nur Ziel falscher Anschuldigungen ist». Ziel der Klägerinnen sei es hingegen, sich finanziell zu bereichern.
Vorwürfe von rund 20 Frauen
Depardieu werden in der Klage «sexuelle Übergriffe» vorgeworfen, die sich im September 2021 am Set des Films «Les volets verts» von Jean Becker (91) zugetragen haben sollen. Eines von Depardieus mutmasslichen Opfern, eine 55–jährige Filmdekorateurin, hatte im Februar 2024 Anzeige wegen «sexueller Nötigung, sexueller Belästigung und sexistischer Beleidigung» erstattet.
Gegenüber «Mediapart» berichtete sie, der Schauspieler habe sie «brutal gepackt» und «ihre Taille, ihren Bauch und ihre Brüste geknetet» habe. Erst seine Bodyguards hätten dafür gesorgt, dass Depardieu von ihr ablasse, und ihn weggezerrt. Im Falle einer Verurteilung drohen der französischen Schauspiellegende bis zu fünf Jahre Gefängnis sowie eine Geldstrafe von 75.000 Euro.
Legende des europäischen Kinos
Insgesamt haben rund 20 Frauen in den vergangenen Jahren Depardieu verschiedener sexueller Vergehen beschuldigt. Die Vorwürfe von 13 Frauen kamen im vergangenen Jahr durch eine umfangreiche Recherche der französischen Internet–Zeitung «Mediapart» ans Licht. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft seit dem Jahr 2020 wegen der angeblichen Vergewaltigung seiner Schauspielkollegin Charlotte Arnould (28) gegen Depardieu. In diesem Fall kam es bislang noch nicht zu einer Anklage.
Gérard Depardieu gilt als grösster noch lebende Schauspielstar Frankreichs. Für Regielegenden wie François Truffaut (1932–1984), Jean–Luc Godard (1930–2022) oder Bernardo Bertolucci (1941–2018) stand er vor der Kamera, und drehte auch in Hollywood mit Stars wie Leonardo DiCaprio (49). Insgesamt 16 Mal wurde er für den César, den bedeutendsten französischen Filmpreis, nominiert – ein einsamer Rekord.