Die aktuellen Vorwürfe um Rammstein-Sänger Till Lindemann (60) lassen Spekulationen darüber aufkommen, dass diese schon bald das Ende der international bekannten Band einleiten könnten. Sollte es tatsächlich dazu kommen, käme zugleich auch eine der grössten Geldmaschinen der deutschen Musikszene zum Erliegen. Konkrete Zahlen über den seit ihrer Gründung im Jahr 1994 eingespielten Reichtum liegen nicht vor, doch Schätzungen der «Bild», dass Rammstein bis heute durch Albumverkäufe, Tourneen und ein umfangreiches Merchandising bisher rund 500 Millionen Euro verdient hat, erscheinen nicht unrealistisch.
Ursprünge im chaotischen Punk-Untergrund der DDR
Dass sie es mit ihrer Musik jemals zu einem derartigen Weltruhm und millionenschweren Bankkonten bringen würden, hätten sich die Mitglieder der Band vor ihrem kometenhaften Aufstieg mit Sicherheit nicht vorstellen können.
Denn die Ursprünge von Rammstein finden sich im musikalischen DDR-Untergrund der Achtzigerjahre, der zwar mit improvisierter Wildheit, jedoch bestimmt nicht mit Möglichkeiten kommerzieller Selbstverwirklichung gesegnet war.
Rammstein-Keimzelle Feeling B
Eine zentrale Position in dieser recht übersichtlichen Szene nahm seinerzeit die Berliner Band Feeling B ein, eine für ihre alkoholgetränkten und skurrilen Auftritte berüchtigte Spasspunk-Combo rund um den Sänger Aljoscha Rompe (1947-2000), der oft schon nach wenigen Liedern betrunken auf der Bühne einschlief, während die Band einfach weiterspielte. Zu den damaligen Bandmitgliedern zählten bereits zwei spätere Rammstein-Musiker: Gitarrist Paul Landers (58) und Keyboarder Christian Lorenz (56), schon damals bekannt unter dem Namen «Flake». Nachdem Mauerfall stiess zudem noch der spätere Rammstein-Drummer Christoph Schneider (57) zu der Band, die sich im Jahr 1994 endgültig auflöste.
Von den Tempelprayers zu Rammstein
Über einige Umwege sollte aus den Trümmern von Feeling B in der unübersichtlichen Nachwendezeit schon bald eine neue Formation mit wesentlich grösserem kommerziellen Potenzial entstehen. Während Feeling B schon in seinen letzten Zügen lag, gründete ein gewisser Till Lindemann aus Schwerin (zuvor Drummer bei der Band First Arsch) zusammen mit seinen Kumpels Richard Kruspe (55, Gitarre) und Oliver Riedel (52, Bass) sowie dem Feeling-B-Drummer Christoph Schneider 1993 eine neue Band namens Tempelprayers, die statt auf chaotischen Punk auf harten Metal setzte. Nachdem 1994 noch die Feeling-B-Veteranen Christian «Flake» Lorenz und Paul Landers dazu stiessen, war die bis heute bestehende Bandbesetzung von Rammstein komplett.
Keyboarder Flake: «Ich wollte mit den Jungs eigentlich nichts zu tun haben»
Wie der zartbesaitete Keyboarder Flake später in dem Musikformat «MTV Masters» berichtete, war er anfangs alles andere als begeistert von der sich andeutenden «Neuen deutschen Härte» des Projektes. Dort sagte er: «Ich kam als Letzter rein, ich wollte mit den Jungs eigentlich nichts zu tun haben. Paul hat mich mal mitgenommen (...). Dann bin ich runtergegangen in den Keller, und da waren fünf Typen, die haben stumpf eine Stunde lang ein Riff gespielt - wie die Doofen, in einer Höllenlautstärke, dass mir alles wehgetan hat.»
Erfolgsrezept «Neue Deutsche Härte»
Doch schon bald sollte sich der brutale musikalische Stil der Band, vor allem in Kombination mit Lindemanns martialischem Gesang und seinen abgründigen Songtexten, als absolutes Erfolgsrezept herausstellen. Um dem angestrebten kommerziellen Erfolg von Anfang an ein solides Fundament zu geben, gründete die bald in Rammstein umbenannte Metal-Kapelle (so berichtet es jedenfalls «Bild») bereits 1994 die «Rammstein GBR».
Dauergäste an der Spitze der Charts
Nach einer kurzen Anlaufphase ging es mit Rammstein schon bald steil nach oben. 1995 nahm das Plattenlabel Motor Music die Newcomer unter Vertrag, im selben Jahr erschien des Debütalbum «Herzeleid», das zunächst zwar nur auf Platz 99 in die deutschen Charts einstieg, sich jedoch nach dem grossen Durchbruch mit dem zweiten Album «Sehnsucht» ebenfalls zu einem grossen kommerziellen Erfolg entwickelte.
Mit Ausnahme des Debütalbums erklommen seither sämtliche Rammstein-Alben die Spitze der deutschen und österreichischen Charts. Mit ihrem 2019 erschienenen (unbetitelten) Album stürmte die Band sogar gleich in vierzehn Ländern direkt an die Chart-Spitze. Mittlerweile gilt die Band als grösster kultureller Exportschlager Deutschlands und füllt auf allen Kontinenten problemlos die Stadien.