Antonia Kubas (39) gehört zu den neuen Sternen am Schlagerhimmel. Zum Weltfrauentag 2022 spricht die Sängerin über Benachteiligungen in der Musikbranche. «Die meisten Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern enden in einer Benachteiligung von Frauen», sagt die 39-Jährige im Interview mit spot on news. Der Tag sei «wichtig», damit Gleichberechtigung und weibliche Themen im Fokus stehen. Dennoch ist für Antonia Kubas «jeder Tag Weltfrauentag», denn: «Frauen leisten jeden Tag Unglaubliches». Ausserdem erzählt die Schlagerpop-Interpretin von ihrem neuen Song «Ein Stück vom Himmel», den sie nach einem schweren Reitunfall für ihre Tochter geschrieben hat.
Sie kennen die Musikbranche sowohl aus der Promoter- als auch der Künstlerperspektive. Inwiefern sind Frauen auch heute noch benachteiligt in der Musikbranche?
Antonia Kubas: Frauen sind im Musikbusiness immer noch unterrepräsentiert. Im Promotionbereich arbeiten viele Frauen, aber in Führungspositionen bei Plattenfirmen leider immer noch viel zu wenige. Auch läuft im Radio wesentlich mehr Musik von männlichen Künstlern als von weiblichen und der Anteil von Frauen auf grossen Festivalbühnen ist sehr gering, dabei gibt es so viele fantastische Künstlerinnen!
Die Grammy Awards, die international als höchste Auszeichnung für Künstlerinnen und Künstler gelten, sind ein Paradebeispiel für die Benachteiligung von Frauen in der Musikbranche. Laut einer Erhebung der University of Southern California gingen zwischen 2013 und 2020 nur 143 von 1.220 Grammy-Nominierungen an Frauen. Das entspricht gerade einmal 11,7 Prozent.
Haben Sie selbst schon einmal Nachteile erlebt, weil Sie eine Frau sind? Wie sind Sie damit umgegangen?
Kubas: Die meisten Ungleichbehandlungen von Frauen und Männern enden in einer Benachteiligung von Frauen. Und das passiert leider immer noch branchenübergreifend, auch im Musikbusiness. In meinem Umfeld zum Glück nicht so oft, aber natürlich begegnen mir auch immer wieder Männer, die solche Verhaltensmuster an den Tag legen.
Wie hat sich die Rolle der Frau Ihrer Meinung nach in der Musikbranche über die Jahre verändert?
Kubas: Frauen haben sich über die Jahrzehnte im Musikbusiness behauptet und sind von reinen Interpretinnen zu Singer-Songwriterinnen, von gecasteten Girlgroups zu coolen Bands und von Assistentinnen zu Managerinnen geworden. Aber sie sind immer noch in vielen Bereichen unterrepräsentiert, z.B. gibt es immer noch sehr wenige Musikproduzentinnen.
Was ist Ihre persönliche Botschaft am Weltfrauentag?
Kubas: Es ist wichtig, dass es den Weltfrauentag gibt und an diesem Tag die Gleichberechtigung und andere weibliche Themen im Fokus der Medien stehen. Denn viele Dinge stehen leider noch nicht im Gleichgewicht und bekommen somit an dem Tag besondere Aufmerksamkeit. Aber ehrlich gesagt ist für mich jeder Tag Weltfrauentag! Frauen leisten jeden Tag Unglaubliches.
Was muss noch getan werden, damit Frauen gleichgestellt sind?
Kubas: In vielen Familien gibt es noch tradierte Geschlechterrollen, was mitunter dazu führt, dass Mütter ihren Töchtern nicht das Bewusstsein für die Gleichstellung der Frau vorleben und dazu beitragen, dass die Geschlechterungerechtigkeit als normal erachtet und in die nächste Generation getragen wird. Deswegen ist es wichtig, dass Frauen zeigen, was sie können und sich gegen Diskriminierung und frauenfeindliches Verhalten entschieden wehren. Ich finde es tragisch, dass es unter Frauen teilweise noch kein Bewusstsein hierfür gibt und sie sich im 21. Jahrhundert immer noch in alte Rollenbilder fügen.
Ihren Song «Ein Stück vom Himmel» haben Sie ihrer Tochter gewidmet. Wie hat sie darauf reagiert?
Kubas: Ich habe ihr den Song zum Geburtstag geschenkt und sie hat sich wirklich total gefreut. Sie hat auch noch ein Handy geschenkt bekommen und ganz diplomatisch gesagt, dass sie sich über beides gleich doll freut. Ich habe es mittlerweile sogar in ihre Spotify-Playlist mit ihren Lieblingssongs geschafft. Zwischen dem «Bibi und Tina»-Soundtrack und Camila Cabello läuft nun mein Song «Ein Stück vom Himmel», das ist doch schon mal nicht schlecht (lacht).
Ich freue mich auch immer, wenn sie den Song zusammen mit ihren Freundinnen singt, dann geht mein Herz auf und es zeigt mir, dass sie stolz darauf ist.
Worauf sind Sie besonders stolz? Wofür beneiden Sie Ihre Tochter vielleicht auch?
Kubas: Ich bewundere meine Tochter für ihre Entscheidungsfähigkeit, sie weiss genau, was sie will und was sie nicht mag. Zudem ist sie unglaublich emphatisch und hilfsbereit. Das ist es auch, was mich zu dem Song inspiriert hat. Sie spielt gut Klavier, das macht mich natürlich als Musikerin auch stolz. Ich beneide sie für ihre Unbeschwertheit, es gibt nichts Schöneres als in lachende Kinderaugen zu sehen, die neugierig und interessiert sind und ohne Angst und Zweifel durchs Leben gehen.
In diesem Zusammenhang muss ich auch kurz auf die aktuelle weltpolitische Situation eingehen. Es zerreisst mir das Herz, wenn ich die weinenden Kinder und das Leid der Eltern im Krieg in der Ukraine sehe. Jedes Kind sollte unbeschwert und ohne Angst aufwachsen.
Den Song haben Sie nach einem schweren Reitunfall geschrieben. Wie haben Sie sich danach wieder zurück ins Leben gekämpft?
Kubas: Ja, ich hatte leider im letzten Sommerurlaub in Österreich einen schweren Reitunfall und lag dort lange im Krankenhaus. Ich war in allen Bereichen auf Hilfe angewiesen, da ich mich anfangs kaum bewegen konnte. So hilflos zu sein, war eine völlig neue, beängstigende Situation für mich, ich konnte auch nicht wie gewohnt für meine Tochter da sein. Mein Mann und meine Tochter haben sich in dieser schweren Zeit sehr liebevoll um mich gekümmert. Ihre mentale Unterstützung hat mir geholfen, wieder auf die Beine zu kommen. In dieser Zeit habe ich den Song als Dankeschön für sie geschrieben. Als ich wieder einigermassen fit war, bin ich ins Studio gegangen und habe ihn aufgenommen.
Sie waren schon mit Matthias Reim auf Tour. Was haben Sie von ihm gelernt?
Kubas: Matthias Reim ist ein grossartiger Künstler und ein Supertyp! Die Zeit mit ihm auf Tour war grossartig, die ganze Band war wie eine Familie und wir hatten wirklich viel Spass zusammen. Auch musikalisch sind wir total auf einer Wellenlänge. Wir haben ähnliche Vorlieben, seine Songs sind anspruchsvolle Schlager, mit viel Gefühl, aber auch mit rockigen Elementen und authentischen Texten. Was ich auf jeden Fall von ihm gelernt habe ist: Immer weitermachen, nie aufgeben und an sich selbst glauben.
Als Newcomerin ist es in der Musikbranche nicht einfach. Mit welchen Herausforderungen haben Sie zu kämpfen? Haben Sie Tipps für andere Newcomer?
Kubas: In der Tat ist es für Newcomer verdammt schwer. In den klassischen Medien (TV, Radio, Print, Online) gibt es kaum Platz für sie, da dort natürlich vorrangig über etablierte Künstlerinnen und Künstler berichtet wird. Es ist nicht einfach, sichtbar zu werden. Erschwerend kommt hinzu, dass man aufgrund der Pandemie in den letzten zwei Jahren keine Konzerte spielen konnte.
Chancen bestehen in den sozialen Medien, wo man sich eine Fanbase aufbauen und auch direkt mit seinen Fans kommunizieren kann. Aber natürlich ist auch das ein langer Weg, der mit viel Arbeit und Fleiss verbunden ist. Wichtig ist auf jeden Fall, on- und offline möglichst viele Kontakte zu knüpfen auch zu anderen Künstlern, um sich gegenseitig zu unterstützen.
Sie stehen noch am Anfang Ihrer Musikkarriere. Haben Sie einen grossen Traum für die Zukunft?
Kubas: In erster Linie bin ich sehr dankbar, dass meine Songs so gut ankommen und freue mich über das positive Feedback. Es ist schön, wenn ich Menschen mit meiner Musik berühren kann, das macht mich sehr glücklich. Ich arbeite darauf hin, dass ich bald Live-Konzerte spielen kann, darauf freue ich mich sehr. Das ist es, warum ich Musik mache, ich will auf der Bühne stehen und direkt die Energie vom Publikum spüren. Ein grosser Traum wäre es mal, in der Waldbühne in Berlin eigene Songs singen zu dürfen. Ein weiteres Ziel wäre auch noch ein Auftritt in einer grossen TV-Show. Ich schreibe auf jeden Fall fleissig weiter Songs und hoffe, dass mein Traum in Erfüllung geht.