Prinz Harrys (38) Autobiografie erscheint in Kürze und wie nach und nach durchsickert, könnte sie jede Menge zwischenmenschlichen, institutionellen und gesellschaftlichen Sprengstoff enthalten. Das sind die wichtigsten Themen, die der Prinz unter anderem auch in den beiden für 8. Januar angekündigten Interviews (ITV, CBS) anteasern soll.
Der Titel «Spare» /Dt. «Reserve»
Das Konzept des «The heir and the spare» (Dt. «der Erbe und der Ersatz») wird von der königlichen Familie seit Jahrhunderten befolgt. Die Tradition soll die Thronfolge innerhalb der Familie sicherstellen. Das zweitgeborene Kind gilt so lange als «Reservemonarch», der bereit sein muss, im Bedarfsfall die Thronfolge anzutreten, bis der «Erbe» eigene Kinder zeugt.
Heather Cocks, Autorin des Buches «The Heir Affair», erklärte 2022 «Vanity Fair»: «Mit der ‹The heir and the spare›-Dynamik bekommt man ein Kind, das für den Spitzenjob geboren ist, und ein zweites, das wahrscheinlich mit dem Gefühl aufwächst, die Zweitbesetzung zu sein.» Im spanischen Königshaus trägt diese Position innerhalb der royalen Familie gar den Beinamen «En La Sombra», was so viel wie «im Schatten» bedeutet.
Harrys «provokante» Entscheidung, seine Memoiren «Spare» zu nennen, mache deutlich, dass er «alles andere als» der Zweite nach Prinz William (40) ist. Vielmehr wolle er mit seinem «ungeschliffenen» Cover zeigen, dass er «viel durchgemacht» habe, erklärt ein Markenexperte «Mail Online» dazu.
Die Beziehung zu Prinz William und König Charles III.
Britischen Medienberichten zufolge wird das Buch angeblich keine harte Kritik an Harrys Vater, König Charles III. (74), enthalten.
Harrys Bruder, Prinz William, und womöglich auch dessen Ehefrau, Prinzessin Kate (40), sollen darin aber so schwer angegriffen werden, dass Insider den Medienberichten nach befürchten, dass die Brüder sich danach nicht mehr versöhnen können. Die Geschwisterrivalität und ein Streit zwischen den Brüdern, der schon in der Netflix-Doku «Harry & Meghan» behandelt wurde, sollen Thema sein.
Im Trailer zu Harrys Interview mit Tom Bradby (55) von ITV behauptet der Prinz, seine Familie habe «keine Bereitschaft zur Versöhnung» gezeigt, er würde seinen Vater und seinen Bruder aber «gerne zurückhaben». In dem Clip, in dem keine Fragen zu hören sind, sagt Harry zu Bradby ausserdem: «Es hätte nie so kommen müssen» und verweist auf «das Durchsickern und Verbreiten» von Themen, bevor er hinzufügt: «Ich will eine Familie, keine Institution.» Ausserdem sagt er offenbar in Anspielung auf die Royals: «Sie haben das Gefühl, dass es besser ist, uns irgendwie als die Bösewichte hinzustellen».
Die Trauer um Prinzessin Diana
Im Buch wird wohl auch Harrys Trauer über den Tod seiner Mutter, Prinzessin Diana (1961-1997), thematisiert. «Der Gesamteindruck ist, dass es sich um einen Mann handelt, der sich nie von dem Trauma erholt hat, dass seine Mutter so jung gestorben ist, und dann kommt Meghan und er projiziert auf sie eine Parallele zu Diana», wird eine Quelle von der «Sunday Times» zitiert.
Harry wird daher angeblich auch vor heiklen Themen nicht zurückschrecken, wie etwa der Entscheidung seiner Familie, ihn und seinen Bruder zu ermutigen, hinter dem Sarg ihrer Mutter Diana herzulaufen, während Tausende von Zuschauerinnen und Zuschauern zusahen.
In der Pressemitteilung, in der die Memoiren angekündigt wurden, hiess es: «‹Spare› führt die Leser unmittelbar zu einem der erschütterndsten Bilder des 20. Jahrhunderts zurück: zwei Jungen, zwei Prinzen, die hinter dem Sarg ihrer Mutter hergehen, während die Welt voller Trauer - und Entsetzen - zusieht». Harry wird die Fragen, die sich Milliarden Menschen damals stellten - Was denken und fühlen diese Jungen gerade? Und wie wird sich ihr Leben jetzt entwickeln? - beantworten.
Harry und das Militär
Das Buch soll zudem Harrys Engagement für das Militär behandeln. In einer Pressemitteilung des Verlags wird er als «Ehemann, Vater, Menschenfreund, Militärveteran, Verfechter des geistigen Wohlbefindens und Umweltschützer» bezeichnet, der «mit seiner Familie und drei Hunden in Santa Barbara, Kalifornien, wohnt».
Penguin erklärte weiter, das Buch werde Harrys «Leben in der Öffentlichkeit von der Kindheit bis zum heutigen Tag abdecken, einschliesslich seines Engagements für den Dienst am Nächsten, des Militärdienstes, der ihn zweimal an die Frontlinie in Afghanistan führte, und der Freude, die er als Ehemann und Vater gefunden hat».
Was ausserdem offiziell über das Buch bekannt ist
«Spare» erscheint am 10. Januar beim Penguin Verlag. Der deutsche Titel des Buches, das Harry zusammen mit dem Pulitzer-Preis-gekrönten Journalisten J.R. Moehringer (58) geschrieben hat, lautet «Reserve». Der Herzog von Sussex wird die Hörbuchversion persönlich einsprechen und einen Teil des Erlöses für wohltätige Zwecke spenden. Prinz Harry soll für die Autobiografie einen Vorschuss von angeblich 20 Millionen Dollar erhalten haben.
Das Buch wird in Grossbritannien, Irland, Australien, Neuseeland, Indien, Südafrika und Kanada in englischer Sprache erhältlich sein. Darüber hinaus wird es in 15 weiteren Sprachen erscheinen, darunter Spanisch, Italienisch, Deutsch und Chinesisch.
Den Inhalt des Buches fasst der Verlag auf seiner Homepage wie folgt zusammen: «In seiner unverstellten, unerschrockenen Offenheit ist ‹Reserve› ein einzigartiges Buch voller Einblicke, Eingeständnisse, Selbstreflektion und der hart erkämpften Überzeugung, dass die Liebe die Trauer für immer besiegen kann.» In einer früheren Erklärung, in der der weltweite dreiteilige Verlagsvertrag angekündigt wurde, beschrieb Penguin Random House die Memoiren des in die USA ausgewanderten britischen Royals als «intime und zu Herzen gehende Memoiren» und versprach, dass «Prinz Harry ein ehrliches und fesselndes persönliches Porträt» bieten werde.
Nach dem Tod seiner Grossmutter, Queen Elizabeth II. (1926-2022), Anfang September 2022 gab es Berichte, dass der Ehemann von Herzogin Meghan (41) den Inhalt des im April 2022 fertiggestellten Buches doch noch entschärft haben soll. Das entspreche allerdings nicht der Wahrheit, schrieb Omid Scobie (41), der als enger Freund des Paares gilt, Anfang November. Der Co-Autor der Harry-Meghan-Biografie «Finding Freedom» behauptete in einem Stück für «Yahoo News UK», dass weder Passagen neu geschrieben noch angepasst worden seien.
Und wie reagiert die Königsfamilie?
Der Buckingham Palast weigerte sich bisher, einen Kommentar zu dem Buch abzugeben. Die Anwälte der königlichen Familie sollen allerdings angeblich in Alarmbereitschaft sein.