Fiktive und reale Schreckensszenarien, der Drang nach Freiheit und das alles zusammengehalten von einer neuen Superheldin namens «Madame Web»: Im Februar steht nationale wie internationale Vielfalt an. Mit der Neuverfilmung «Die Farbe Lila» als Musical und «Dune: Teil zwei» bringen sich zudem auch potenzielle Oscar–Anwärter in Stellung.
«Eine Million Minuten», 1. Februar
Das Leben von Vera (Karoline Herfurth, 39) und Wolf Küper (Tom Schilling, 41) scheint perfekt. Zwei Kinder, gute Jobs und ein tolles Zuhause. Einem genaueren Blick hält das vermeintliche Familienidyll jedoch nicht stand: Die Ehe kriselt und beide Elternteile bekommen zunehmend das Gefühl, dem Leben hinterher zu hecheln, statt es noch in vollen Zügen geniessen zu können. Als bei einem ihrer Kinder eine Entwicklungsverzögerung diagnostiziert wird, wird diese Diagnose zur Initialzündung eines radikalen Lebenswandels der Küpers.
Einschätzung:
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Wolf Küper – es handelt sich um dessen reale Familiengeschichte. Der Ausbruch aus der eigenen Komfortzone, aus dem genormten System, mag schon viele Male erzählt worden sein. Er bekommt in «Eine Million Minuten» durch den autobiografischen Bezug jedoch seine ganz eigene Note. Eine Ode an den Eskapismus, die manch einen Zuschauer dazu bewegen könnte, seine eigenen (womöglich eingefahrenen) Strukturen zu hinterfragen.
«Die Farbe Lila», 8. Februar
Schon in jungen Jahren muss Celie Harris Johnson (Fantasia Barrino, 39) gigantische Pein über sich ergehen lassen. Ihr Vater missbraucht das Mädchen und zwangsverheiratet es später mit dem ebenfalls gewalttätigen Albert «Mister» Johnson (Colman Domingo, 54). Nur ihrer innigen Freundschaft zu den beiden Frauen Sofia (Danielle Brooks, 34) und Shug Avery (Taraji P. Henson, 53) ist es zu verdanken, dass Celie bei all dem Leid auch Freude verspürt – und lernt, sich gegen das Unrecht aufzulehnen.
Einschätzung:
Beinahe 40 Jahre ist es her, dass Regie–Grösse Steven Spielberg (77) das mit einem Pulitzer–Preis ausgezeichnete Werk von Alice Walker (79) verfilmte – mit Whoopi Goldberg (68), Oprah Winfrey (69) und Margaret Avery (80) in den weiblichen Hauptrollen. Die kommende Neuinterpretation von Blitz Bazawule (41) orientiert sich derweil an dem 2005 uraufgeführten Musical – setzt also auf zahlreiche Gesangseinlagen als mächtige Waffe im Kampf gegen Unterdrückung. Ob die Mischung aus schwerer Thematik und Musical die Menschen ins Kino treibt, wird sich zeigen müssen; verdient hätte es der Film allemal.
«Madame Web», 14. Februar
Cassandra Webb (Dakota Johnson, 34) ist eine ganz normale Rettungssanitäterin in Manhattan, bis sie entdeckt, dass sie möglicherweise über hellseherische Fähigkeiten verfügt – was ihre lebensrettenden Fähigkeiten auf eine harte Probe stellt. Als sie plötzlich mit Enthüllungen über ihre Vergangenheit konfrontiert wird, knüpft sie eine Beziehung zu drei jungen Frauen, die für eine mächtige Zukunft bestimmt sind.
Einschätzung:
Wer ernsthaft dachte, dass den Marvel– und DC–Universen allmählich die Comic–Superhelden ausgehen könnten, sieht sich spätestens mit «Madame Web» eines Besseren belehrt. Beide Franchises können nach wie vor aus einem schier unendlichen Fundus an Recken schöpfen. Allein im Film von S. J. Clarkson tauchen neben der titelgebenden Superheldin noch mehrere Versionen von Spider–Woman – unter anderem von Sidney Sweeney (26) gespielt – auf. Ob diese Frauenpower nun aber reicht, um der zuletzt sichtbaren Verdrossenheit bezüglich Comic–Verfilmungen entgegenzuwirken? Zumindest der «Spider–Man»–Kosmos wusste bislang noch an den Kinokassen zu überzeugen.
«Dune: Teil 2», 29. Februar
Die Saga geht weiter: Paul Atreides (Timothée Chalamet, 28) begibt sich der mithilfe von Chani (Zendaya, 27) und den Fremen auf einen Rachefeldzug gegen jene Verschwörer, die seine Familie vernichtet haben. Der junge Paul steht vor der Wahl zwischen der Liebe seines Lebens und dem Schicksal des gesamten Universums. Mit allen Mitteln aber muss er versuchen, eine schreckliche Zukunft zu verhindern – eine Zukunft, die niemand ausser ihm vorhersehen kann.
Einschätzung:
Es gibt sie noch, die Mischung aus Sci–Fi und Fantasy, die nichts mit Disneys «Star Wars» zu tun hat. In Denis Villeneuves (56) Fortsetzung seiner 2021 erschienenen «Dune»–Neuverfilmung dürfte neben den einfallsreichen Schauwerten mehr denn je die Action im Vordergrund stehen. War Teil eins noch vornehmlich damit beschäftigt, dem Publikum das von Autor Frank Herbert (1920–1986) erschaffene Universum nahezulegen, so endete der Film mit dem grossen Versprechen auf eine epische Heldenreise. Für Filmfans heisst es: Sattelt die Sandwürmer und auf ins Kino!