Über 7,7 Milliarden Menschen bevölkern aktuell die Erde - Tendenz steigend. Da stellt sich nicht erst seit heute die Frage, wo jeder einzelne leben soll? Futuristische Projekte zur Städteplanung wollen wegweisend sein. Dabei geht es um Platz, Lebensqualität, Kosten und vor allem Nachhaltigkeit. Was haben die «Citys der Zukunft» zu bieten?
Telosa: Ein Utopia in der amerikanischen Wüste
USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, wie es so schön heisst. Geht es nach dem Milliardär Marc Lore (51) soll dieses Potential in eine Mega-City gesteckt werden. Telosa, dessen Name aus dem Griechischen kommt, bedeutet «höchstes Ziel». Bis 2030 soll sie 50.000 Menschen inmitten der Wüste ein Zuhause bieten. Wo genau in den Vereinigten Staaten die Stadt stehen soll, steht noch nicht fest: 36 Bezirke von Nevada, Arizona und Utah könnten jedenfalls Teil des Projekts werden. Kostenpunkt: 400 Milliarden Euro.
Jeder Bewohner und jede Bewohnerin soll laut Website in der Lage sein, von der Wohnung aus innerhalb von 15 Minuten alle Örtlichkeiten innerhalb der Stadt zu erreichen: Lebensmittelgeschäfte, Sport- und Arbeitsplätze... Dafür wird der Fokus vor allem auf Fussgänger und Fahrradfahrer gesetzt. Autos sollen elektrisch und autonom fahren, heisst es weiter.
Auch Themen wie Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien sind Teil des Plans. Erste Bilder, wie Telosa aussehen könnte, zeigen moderne Hochhäuser, auf deren Dächer sogar Bäume wachsen. Schwebende Personen-Kabinen, die an übergrosse Drohnen erinnern, sausen durch die Stadt. Auch Gewächshäuser und Windparks prägen das Stadtbild. Telosa soll «offen, fair und inklusiv» sein.
Getragen werden soll sich das Ganze über Stiftungen, die Geld aus Pachtlizenzen des Landes verwalten und in soziale Leistungen investieren. Jeder Einwohner könne direkt auf politische Entscheidungen Einfluss nehmen. Wie das konkret aussieht, ist nicht bekannt. Telosa steckt nach wie vor in den Kinderschuhen, wenn überhaupt. Denn trotz guter Ideen und Teilkonzepten, gibt es bisher wenig Konkretes, was Lore präsentieren kann. Zumal ja noch nicht mal feststeht, wo Telosa überhaupt gebaut werden soll. Ob dieses Utopia wirklich entsteht oder das Ganze eine Utopie bleibt, ist abzuwarten.
Neom: «Zukunftsstadt» mit Länge
Ein anderes Konzept verfolgt man in Saudi-Arabien. Neom ist mit 500 Milliarden Dollar budgetiert und soll grösser als Mecklenburg-Vorpommern werden. Das Besondere dabei ist das 170 Kilometer lange, 200 Meter breite und fast 500 Meter hohe Gebäude «The Line». Es werde laut Mitteilung neun Millionen Menschen beherbergen und ganz ohne Strassen, Autos und Emissionen auskommen. Die Verantwortlichen, darunter die Königsfamilie, sehen es als Möglichkeit, über die Ära als «Ölstaat» hinauszudenken. Dafür setzt man auf Solartechnologie und Windkraft.
Ähnlich wie in Telosa ist auch hier ein wichtiger Punkt, dass sie Bewohner innerhalb von 20 Minuten von einem Ende zum anderen gelangen - mittels einer Hochgeschwindigkeitsbahn. Es wäre nicht der erste Versuch Saudi-Arabiens dieser Art. Schon einmal hatte man versucht, ein Mega-City-Projekt durchzuboxen. Zum Zeitpunkt der Projektvorstellung waren weitere vier Megastädte, darunter die King Abdullah Economic City (KAEC), in Bau. Bis 2030 sollten eigentlich zwei Millionen Menschen in der Kind Abdullah City leben - bis jetzt sind es weniger als 50.000...