An Bord der Enterprise gilt Commander William T. Riker als Mister Zuverlässig und loyalster Weggefährte von Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart, 82). Beim Blick auf das Schaffen von Darsteller Jonathan Frakes (70) fällt auf, dass beide Tugenden seiner Paraderolle auch auf ihn zutreffen. Sowohl vor als auch hinter der Kamera ist stets auf ihn Verlass, dem Science-Fiction-Genre hielt er derweil als Schauspieler und Regisseur meist die Treue. Das heisst, wenn er nicht gerade als Moderator der Mystery-Serie «X-Factor» unfassbare - und zuweilen unfassbar dämliche - Spuk-Storys präsentierte. Eine definitiv wahre Geschichte: Am 19. August feiert «Nummer eins» seinen 70. Geburtstag.
Vom Captain zum Commander
Ein Frakes-Fun-Fact: Bevor er in der Serie «Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert» (1987-1994) den ersten Offizier mimte, hatte er den Part eines inzwischen mehr denn je berühmten Captains inne: Für Eröffnungen diverser Comicbuchläden in den USA schlüpfte er zu Promo-Zwecken in das Kostüm von Marvel-Recke Captain America. Den Job hatte er durch einen Freund bekommen, der selbst als Spider-Man zugegen war: «Lange Rede, kurzer Sinn - er und ich landeten auf dieser seltsamen Eröffnungstour», wie Frakes sich unlängst in einem Interview an seine Anfänge erinnerte.
Der Beginn seiner Schauspielkarriere darf als klassisch bezeichnet werden: Mit jungen Jahren, wenig Geld und vielen Träumen nach New York City gezogen, am Theater und wenig später in der Daily-Soap «The Doctors» gelandet. Die branchenübliche Ochsentour blieb ihm in der Folgezeit jedoch nicht erspart, in einschlägigen TV-Serien reichte es zunächst nur für einmalige Auftritte - von «Hart aber herzlich» über «Twilight Zone» bis hin zu «Ein Duke kommt selten allein».
Fans des Fernsehmehrteilers «Fackeln im Sturm» lernten Frakes 1985 schliesslich als Stanley Hazard, den älteren Bruder von George Hazard (James Read, 69) - eine der Hauptfiguren -, kennen. Für Frakes war die Miniserie in doppelter Hinsicht ein Glücksgriff: Er und «Fackeln im Sturm»-Kollegin Genie Francis (60, Rollenname: Brett Main) verliebten sich am Set, 1988 läuteten die Hochzeitsglocken und bis heute sind sie glücklich verheiratet.
Die letzte Grenze
1987 folgte schliesslich die Rolle, für die Frakes bis heute den meisten Menschen und wohl manch einem Alien in Erinnerung ist: «Raumschiff Enterprise - Das nächste Jahrhundert» ist mit seinen sieben Staffeln und 178 Episoden knapp vor «Deep Space Nine» die bislang langlebigste «Star Trek»-Serie. Zunächst glattrasiert und später mit kernigem Bart scharrte Frakes als William T. Riker schnell eine treue Fangemeinde um sich.
Dass er auch auf der anderen Seite der Kamera seine Führungsqualitäten besitzt, durfte er ab 1990 unter Beweis stellen. In mehreren Episoden der Sci-Fi-Serie führte er ab dann Regie und weitete sein Schaffen später auf «Deep Space Nine» und «Star Trek: Voyager» aus. Auch der für viele Fans beste Kinofilm der «Next Generation», «Star Trek: Der erste Kontakt» (1996), wurde von Frakes gedreht. Ebenso wie der direkte und bedeutend fadere Nachfolger «Star Trek: Der Aufstand» (1998).
Während Frakes beruflich wortwörtlich nach den Sternen griff, musste seine Familie einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Frakes jüngerer Bruder Daniel verstarb 1997 an den Folgen von Bauchspeicheldrüsenkrebs. «Seine Ärzte gaben ihm sechs bis acht Monate zu leben und sagten, dass man nichts mehr für ihn tun könne. Er starb eine Woche bevor meine Tochter geboren wurde.» Seither engagiert sich Frakes im Kampf gegen die Krankheit, etwa mit der Kampagne «Trek Against Cancer».
«Etwas Ähnliches passierte...»
Die zweite grosse TV-Produktion, für die Jonathan Frakes Berühmtheit erlangte, ist die Mystery-Serie «X-Factor: Das Unfassbare» (1997-2002, 2021). Pro Folge der Serie, deren Moderation Frakes nach nur einer Staffel von James Brolin (82) übernahm, wurden mehrere vermeintlich übernatürliche Geschichten präsentiert. Die Zuschauerinnen und Zuschauer sollten am Ende jeder Folge raten, welche der Storys angeblich wahr und welche frei erfunden gewesen ist.
Unfreiwillig komisch wurde das Format dank seiner meist laienhaften Darsteller, der hanebüchenen Geschichten sowie Frakes' stetem Beteuern, dass «etwas Ähnliches» tatsächlich irgendwie, irgendwo, irgendwann passiert sei - meist an der Ostküste und in den 1980ern...
Einmal Trekkie, immer Trekkie
Als Film-Regisseur hat Frakes neben den beiden «Star Trek»-Teilen nur noch die Werke «Clockstoppers» (2002) und «Thunderbirds» (2004) vorzuweisen - ebenfalls zwei Science-Fiction-Streifen. Die Liste im Serienfach ist dafür ungleich länger: Frakes bewies unter anderem bei «NCIS», «Castle», «Agents of S.H.I.E.L.D.», «The Orville» und «Roswell» sein Talent.
Über mangelnde Beschäftigung kann Frakes also nicht klagen. Zum «Star Trek»-Kosmos kehrte er trotz der reichlichen Regiearbeit aber immer wieder mit Warp-Geschwindigkeit zurück. Für «Star Trek: Picard» sowohl vor als auch hinter der Kamera, für die angekündigte zweite Staffel des neuesten Ablegers «Star Trek: Strange New Worlds» als Regisseur. Das Universum hat also bei Weitem noch nicht das Ende von Jonathan «Nummer eins» Frakes gesehen.