Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67) hat den im Alter von 96 Jahren verstorbenen Schriftsteller Martin Walser (1927-2023) gewürdigt und dessen Witwe Käthe kondoliert. Er wolle seine Anteilnahme ausdrücken. Deutschland habe mit Walser «einen grossartigen Menschen und einen Schriftsteller von Weltrang verloren».
«Wenn man in der deutschen Nachkriegsliteratur ein Beispiel nennen sollte für historisch bewusste, engagierte Dichtung, wer anders würde einem zuerst einfallen als Martin Walser?», fragt Steinmeier. Das Werk des 1927 in Wasserburg am Bodensee geborenen Schriftstellers - darunter Romane wie «Ehen in Phillipsburg» und «Ein springender Brunnen», der vieldiskutierte «Tod eines Kritikers» und die Novelle «Ein fliehendes Pferd» - habe die deutsche Literatur entscheidend geprägt.
«Verpflichtung zum schonungslosen Engagement»
Das Schreiben sei für den Verstorbenen «immer auch Verpflichtung zum schonungslosen Engagement» gewesen, erklärt Steinmeier weiter. Als ein «zeitlebens streitbarer und eigenwilliger politischer Geist» habe Walser sich nicht vor Auseinandersetzungen oder Kritik gefürchtet. Dabei hätten «alle Versuche, Martin Walser in eine politische oder weltanschauliche Ideologie einordnen zu wollen, [verkannt], was diesen Schriftsteller im Innersten antrieb: den eigenen Empfindungen so wahrhaftig wie möglich Ausdruck zu verleihen. [...] Als genialer Analyst der menschlichen Innenwelten hat er sich schreibend immer wieder selbst hinterfragt und die Leser an diesem Prozess teilhaben lassen.»
Walser habe «mit seinen Büchern und Essays vielen Menschen die Augen geöffnet, vor allem über das Land, in dem sie leben, und über die Zeit, in der sie leben». Steinmeier schliesst mit den Worten: «Wir alle trauern um Martin Walser. Wir werden ihn nicht vergessen.»
Zunächst hatten der «Südkurier» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» über den Tod Walsers berichtet. Später wurde dieser unter anderem auch dem ZDF bestätigt.