Es wird trist, es wird trostlos, aber es wird gut. Ohne vorneweg zu viel verraten zu wollen: Der neue Köln-«Tatort: Abbruchkante» (26.3., 20:15 Uhr, das Erste) hat es in sich. Ballauf (Klaus J. Behrendt, 63) und Schenk (Dietmar Bär, 62) müssen sich mit den Problemen einer niedergegangenen Dorfgemeinde auseinandersetzen. Deren einstige Heimat musste dem Tagebau weichen, was nicht nur optische Schäden an Gebäuden und Landschaft hinterlässt, sondern auch tiefe psychische Auswirkungen auf die Menschen hat.
Darum geht es im Köln-«Tatort: Abbruchkante»
Beinahe ganz Alt-Bützenich ist verlassen und verrammelt. Nachts schaut hier ein Sicherheitsdienst nach dem Rechten. Es war beschlossene Sache, dass die Häuser und die Kirche dem Tagebau weichen müssen. Dann bringt die Klimawende neue Hoffnung: Das alte Dorf darf bleiben. Doch die einst eingeschworene Dorfgemeinschaft hat sich mit dem Umzug nach Neu-Bützenich längst verloren. Als Dr. Christian Franzen (Leopold von Verschuer, 62), der Arzt des Ortes, informiert wird, dass in seinem leerstehenden Haus eingebrochen wurde, macht er sich sofort auf den Weg - kehrt aber nicht mehr nach Hause zurück. Seine Frau Betje (Lou Strenger, 31) wendet sich an die Polizei, die ihren Mann findet - erschossen, im alten Dorf.
Wenn auch alle hier Patienten und Patientinnen des Mediziners waren, so war er dennoch nicht sonderlich beliebt. Bei ihren Ermittlungen legen die Kommissare Max Ballauf (Behrendt) und Freddy Schenk (Bär) eine zerrissene Gemeinschaft frei. Die Zeit lässt sich hier im Braunkohlerevier nicht einfach zurückdrehen. Während Schenk zum Feierabend stets nach Köln fährt, freundet sich Ballauf mit der ehemaligen Pensionswirtin Karin Bongartz an, die ihm viel über das alte Dorf und das sich nun stark veränderte Leben auf dem Land in der Nähe von Köln erzählt.
Lohnt sich das Einschalten?
Spass macht dieser «Tatort» sicherlich nicht. Zu unangenehm sind manche Bilder. Aber dennoch oder gerade deswegen ist «Abbruchkante» extrem sehenswert. 90 Minuten fesselt der Film mit einem spannenden Fall, wie gewohnt starken Köln-Ermittlern und einem durchgängigen Gefühl des Unbehagens. Letzteres liegt vor allem am Setting des Ballauf-und-Schenk-Krimis. Die Kommissare ermitteln in einer unwirklichen Welt nicht weit entfernt von ihrer eigentlichen Heimat, der florierenden Grossstadt Köln.
Doch die zerstörte Landschaft und die verlassenen, trostlosen Dörfer, die dem Tagebau weichen mussten oder bald weichen müssen, sind die eigentlichen Hauptdarsteller in «Abbruchkante». Mit viel Einfühlungsvermögen werden tragische Schicksale von Menschen gezeigt, die durch den Tagebau und den damit verbundenen Konsequenzen völlig entwurzelt wurden. Ein Thema, das gar nicht häufig genug auf die Tagesordnung gehievt werden kann - auch in Krimis. Prädikat: «Tatort: Abbruchkante» ist in allen Belangen sehr empfehlenswert.