Wie der Titel bereits andeutet, geht im neuen Dortmund–Krimi eine Menge Bargeld über den Tisch. Vor allem aber geht auf denkwürdige Weise die «Tatort»–Karriere von Rick Okon (34) als Kommissar Jan Pawlak zu Ende. Nach fünf Jahren nimmt er in seinem 13. Fall Abschied von seinen Kollegen Peter Faber (Jörg Hartmann, 54) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger, 36).
Darum geht's im «Tatort: Cash»
Kommissar Faber kehrt nach dem Tod seiner Kollegin Martina Bönisch (Anna Schudt, 49) mit neu gewonnener Stabilität wieder in sein geregeltes Arbeitsleben zurück. Vorerst muss er die Leitung des Teams jedoch noch Rosa Herzog überlassen, die als kommissarische Leiterin die Führung der Dortmunder Mordkommission übernommen hat. Während er mit frischem Elan zur Sache geht, scheint Hauptkommissar Jan Pawlak nur noch wenig Interesse an seinem Job zu haben. Zerrüttet vom Sorgerechtsstreit um seine Tochter, verbringt er seine Zeit fast ausschliesslich im Wettbüro «Mutluluk» seines neuen Kumpels Alkim Celik (Sahin Eryilmaz, 40). Mittlerweile steht er bei diesem mit 30.000 Euro in der Kreide, was ihn jedoch nicht davon abhält, nach weiterem Cash zu betteln.
Als Celiks Schwager Lukas Becker (Linus Scherz, 27) ermordet in seiner Wohnung aufgefunden wird, steht die familiär geführte Zockerbude plötzlich im Zentrum der Ermittlungen. Zudem kommt nach einigen Jahren wieder ein alter Bekannter von Kommissar Hartmann ins Spiel: Der zwielichtige Mafiosi Tarim Abakay (Adrian Can, 52), der bereits in den Jahren 2012 und 2015 als Gegenspieler des «Tatort»–Ermittlers in Erscheinung trat, scheint sich mittlerweile neben dem Drogen– und Menschenhandel auch dem Geschäft mit manipulierten Fussballwetten zugewandt zu haben. Während sich Faber an der Seite seiner Kollegin daran macht, den notorischen Ruhrpott–Gauner endgültig zur Strecke zu bringen, hat der in die Korruption abgerutschte Kommissar Pawlak seine liebe Not, sich seinen fatalen Verpflichtungen gegenüber Abakay zu entziehen.
Lohnt sich das Einschalten?
Ja. «Tatort: Cash» ist ein nach allen Regeln der Kunst inszeniertes Krimi–Drama, das seine Figuren mit psychologischem Tiefgang zum Schillern bringt und mit einigen originellen Pointen aufwarten kann. Allerdings kommt dabei dem eigentlichen Fall, der sich um Geldwäsche und manipulierte Fussballspiele dreht, keine sonderlich grosse Rolle zu. Vielmehr bietet er die Grundlage dafür, den Abschied von Rick Okon in seiner Rolle des Kommissars Jan Pawlak dramatisch in Szene zu setzen.
Zu diesem Anlass packt Jürgen Werner (60), der Hausdrehbuchautor der Dortmunder «Tatort»–Reihe, noch einmal geballt alles in die Geschichte hinein, was die einzelnen Figuren im Kern ausmacht: So kämpft Kommissar Faber diszipliniert gegen seine depressiv–impulsiven inneren Dämonen an, die er in dieser Folge erstaunlich gut in den Griff bekommt. Und Kommissar Pawlak scheitert vor allen Augen auf herzzerreissende Weise an den zahlreichen fatalen Fehlentscheidungen, die er in beruflicher und privater Hinsicht aufgetürmt hat.
Der Fokus auf diese horizontalen Erzählstränge und tiefenpsychologischen Aspekte hat in «Tatort: Cash» zur Folge, dass der eigentliche Kriminalfall ziemlich in den Hintergrund gedrängt wird. Da fast nur alte Bekannte im Spiel sind, bietet die Geschichte wenig Überraschungen und tritt über lange Strecken ein wenig auf der Stelle. Dennoch bereitet sie Kommissar Pawlak einen originellen und würdigen Abgang – auch wenn nach der letzten Szene fest steht, dass es für die Figur im Weiteren kein Happy End geben wird.