Nach Hoffnung und Karma dreht sich bei dem Wiesbadener LKA–Ermittler Felix Murot (Ulrich Tukur, 66) dieses Mal alles um Glück. Los geht es im «Tatort: Murot und das Paradies» (22.10, 20:15 Uhr, das Erste) des Münchner Oscarpreisträgers Florian Gallenberger (51) aber erstmal mit einer Depression. Daran arbeitet der Kommissar mit seinem Analytiker Dr. Wimmer (Martin Wuttke, 61) gerade, als er zum Einsatz gerufen wird.
Zwei Tote aus dem Umfeld der Frankfurter Bankenwelt liegen bei Dr. Dr. Kispert (Eva Mattes, 68) auf dem Seziertisch. Als Gemeinsamkeit weisen die Leichen erstmal nur einen fehlenden Bauchnabel auf, an dessen Stelle eine künstliche Öffnung gesetzt wurde. Die weiteren Ermittlungen führen den Kommissar in eine verstörende Unterwelt, in der sich alle dem Paradies ganz nah wähnen. Am Morgen danach fehlt auch bei Murot der Bauchnabel ...
An dieser Stelle dürften regelmässige Zuschauer bereits ahnen: Wo Murot draufsteht, ist auch Murot drin.
Lohnt sich das Einschalten?
Jein. Für Fans klassischer Krimis ist dieser «Tatort» nichts, spätestens beim Weltraumausflug werden sie die Segel streichen. Wer allerdings schon damit gerechnet hat, dass es skurril wird, wird nicht enttäuscht. Darüber hinaus gibt es zwischen traum– und albtraumhaften Passagen eine spannende Auseinandersetzung mit dem Thema Glück. Wenn zwei Schauspielgrössen wie Tukur und Wuttke als Murot und Dr. Wimmer darüber philosophieren, wird dieser Krimi fast zum Kammerspiel und bekommt einen tieferen Sinn. Ein Beispiel:
«Wie soll man bitte glücklich sein in einer Welt, die sich vor allem durch ihre Beschissenheit auszeichnet?», fragt der desillusionierte Kommissar seinen Analytiker. Dann dreht er sich zum TV–Publikum und zählt die lange Negativ–Liste auf: «Die Dummheit der Menschen, die absurde Zerstörung der Natur, grenzenlose Ungerechtigkeit, eine ganze Armada von narzisstischen Arschlöchern, die irgendwo Präsident sind und alles kaputtmachen [...]». Ob das der Grund für sein eigenes Unglück sei, will daraufhin der Therapeut wissen. Als Murot verneint, sagt Dr. Wimmer: «Wir glauben immer, dass das Suchen zum Finden führt. Aber das stimmt nicht wirklich. Beim Glück am allerwenigsten. Je mehr wir danach suchen, umso unwahrscheinlicher ist es, dass wir es finden. Das Glück muss uns finden. Unsere Aufgabe ist lediglich, es hereinzulassen, wenn es da ist.»
Ein weiterer Murot–Satz aus diesem Krimi könnte in Anbetracht der aktuellen Lage nicht passender sein. «Mich erstaunt immer wieder, was Menschen alles tun – und wozu. Warum können wir nicht einfach glücklich sein und in Frieden leben und gut is.» Fast nichts ist dem hinzuzufügen, ausser: Es wird knapp für den Kommissar – so viel sei verraten ...