Traditionell schickt das Erste einen seiner «Tatort»-Filme an Neujahr ab 20:15 Uhr ins Rennen. Für 2023 entschied sich der Sender für die Köln-Variante mit den erfahrenen Ermittlern Ballauf (Klaus J. Behrendt, 62) und Schenk (Dietmar Bär, 61). Etwas verwunderlich, da die beiden «Tatort»-Urgesteine erst Ende Oktober ihr 25-jähriges Jubiläum feierten. Nach zehn Wochen folgt nun also bereits der nächste Fall aus der Stadt am Rhein.
In «Schutzmassnahmen» wollen die beiden am Sonntag, den 1. Januar 2023 ab 20:15 Uhr im Ersten einen Mord in einem Restaurant aufklären. War Rassenhass der Grund für die Tat? Stecken mafiöse Strukturen dahinter? Oder war blinde Eifersucht das Motiv des Täters? Schenk sieht sich inmitten der Ermittlungen mit dem Vorwurf der Befangenheit konfrontiert.
Darum geht es im Kölner-«Tatort: Schutzmassnahmen»
Freddy Schenk (Bär) ist alarmiert, denn auf das Restaurant seiner Tochter Sonja (Natalie Spinell, 40) wurde ein Brandanschlag verübt. In der ausgebrannten «Wunderlampe» findet die Polizei eine zur Unkenntlichkeit verkohlte Leiche. Gemeinsam mit Max Ballauf (Behrendt) nimmt Freddy Schenk die Ermittlungen auf. Aber erst will er dafür sorgen, dass Sonja, seine Enkeltochter Frida (Maira Helene Kellers) und Sonjas Lebensgefährte Karim (Timur Işık, 42) in einer Schutzwohnung der Polizei Unterschlupf finden.
Nach dem Brand können sie unmöglich zu Hause, direkt über der Gaststätte, wohnen bleiben. Am Tatort hat die KTU noch keine Hinweise sichergestellt, die darauf schliessen lassen, warum das Feuer gelegt worden ist. Klar ist nur, dass es sich bei dem Toten offenbar um den Brandstifter selbst handelt. Allerdings kam er nicht durch das Feuer ums Leben, wie Rechtsmediziner Dr. Roth (Joe Bausch, 69) feststellt...
Lohn sich das Einschalten?
Ja, eigentlich schon, aber leider gelang den Machern nicht der ganz grosse Wurf. Ballauf und Schenk überzeugen auch im «Tatort: Schutzmassnahmen» einmal mehr mit viel Erfahrung. Auch nach 25 Jahren sieht man den beiden immer noch sehr gerne beim Ermitteln zu. Routine, Gelassenheit, Einfühlvermögen gepaart mit Liebe zum kriminalistischen Detail. Aber: Der Fall ist leider zu verworren geraten und wirkt daher in weiten Teilen etwas zu konstruiert.
Die zwar omnipräsenten Thema Schwulenhass und Rechtsradikalismus werden nur angeschnitten und können deswegen nie eine relevante Tiefe in der Handlung generieren. Wahrscheinlich so gewollt, aber dann stellt sich die Frage, warum man dies überhaupt anspricht. Übrig bleibt ein durchaus solider Milieu-Krimi, der allerdings in weiten Teilen nur an der Oberfläche kratzen kann. Auch die familiäre Verquickung von Schenk wirkt oft aufgesetzt. Eine vertane Chance trotz guter Ansätze, aber dennoch eine ordentliche Sonntagabend-Unterhaltung für jeden Krimifan.