Ihre Lebensgeschichte liest sich wie ein schier unglaublicher Roman. Auf dem Tennisplatz hat Martina Navratilova (67) alles gewonnen und alle geschlagen. Im Leben und in der Liebe hätte sie beinahe alles verloren. Dann lernte sie das russische Topmodel Julia Lemigova (52) kennen und lieben. Jetzt haben die beiden zwei Söhne adoptiert und ihr Familienglück damit komplett gemacht. Was macht das Traumpaar aus, das das "People"–Magazin als «Match Made in Heaven» bezeichnet?
«Herausforderungen und Belohnungen für alle»
«Wir sind überglücklich und sehen die Herausforderungen und Belohnungen für alle», schreiben Navratilova und Lemigova in einem kurzen Statement zur Adoption ihrer beiden jungen Söhne. Mehr Details gaben sie bislang nicht bekannt. Verständlich nach all der Dramatik, die allein die vergangenen zwei Jahre für das Ehepaar bereithielt. Jetzt soll erst einmal Ruhe einkehren im neuen Zuhause ihrer kleinen Adoptivsöhne. Dort treffen die beiden Neuankömmlinge auch auf Julias zwei Töchter Emma und Victoria, die sie in die Ehe mit Navratilova einbrachte. Damit fügt sich in Navratilovas Leben Baustein für Baustein ein perfektes Familien–Puzzle zusammen, das lange Zeit in unerreichbarer Ferne lag.
Navratilovas mehrfacher Sieg über den Krebs
Auf dem Tenniscourt war es für Martina Navratilova ein Leichtes, ihre Gegnerinnen niederzuringen. In den 80ern und 90ern stellte sie mit 167 Turniersiegen im Einzel und 177 Siegen im Doppel Rekorde für die Ewigkeit auf. Mit ihrem offensiven Spielstil überrollte sie ihre Kontrahentinnen förmlich: Aufschlag, Sturm ans Netz, Volley, Punkt. So einfach, so erfolgreich.
Herausforderungen ganz anderer Art stellten ihre Krebs–Diagnosen dar, die sie 2010 und 2022 erhielt. Nachdem ihr 2010 der Sieg über den Brustkrebs gelang, muss die erneute Krebs–Doppeldiagnose vor zwei Jahren wie ein erneuter, tiefer Schock auf Navratilova gewirkt haben: Mundrachenkrebs und erneut Brustkrebs. Damit lagen alle Adoptionspläne des Paares erst einmal auf Eis: «Wenn man ein Kind adoptiert, muss es um das Kind gehen. Und im Moment dreht sich alles um Martina, und darum, dass sie gesund wird», sagte Lemigova damals in der US–Reality–Serie «The Real Housewives of Miami», in der sie mitwirkt. Im Juni 2023 gab Navratilova nach erneutem Kampf dann endlich bekannt, krebsfrei zu sein. Der Adoption stand nun nichts mehr im Wege.
Beziehungen enden vor Gericht
Navratilova hat in ihrem Leben schon zahllose, unüberwindbare Barrieren aus dem Weg geräumt. Bereits 1980 hatte die gebürtige Pragerin ihr Coming–out, nachdem sie ihre Liebe zu Frauen entdeckte. Doch noch endeten ihren Beziehungen im Gerichtssaal. Mit der ehemaligen Profi–Basketballerin Nancy Lieberman (66) lebte sie mehrere Jahre zusammen. Später zahlte sie Lieberman 120.000 Dollar im Tausch gegen deren Verschwiegenheit über die gemeinsame Zeit. Es folgte eine Beziehung mit der Autorin Judy Nelson (79). Auch diese fand sie 1991 finanziell ab: mit kolportierten 10 Millionen Dollar. Die traditionelle Tennis–Welt, in der echte Kerle Schweissbänder und echte Frauen Faltenröckchen trugen, mischte Navratilova gehörig auf. Ihr eigenes Gefühlsleben allerdings auch.
Zwischen Staatenlosigkeit und Liebesglück
Bereits 1978 hatte die bald beste Tennisspielerin der Welt einen Antrag auf Ausbürgerung aus der Tschechischen Republik in die USA gestellt und war zunächst damit gescheitert. Damals trug Navratilova zeitweise den Status als «staatenlos». 1980 keimten erste Gerüchte um ihr Liebesleben auf. Von einer Beziehung zur US–Erfolgsautorin Rita Mae Brown (79) war die Rede. 1981 fand sie nach jahrelanger Wartezeit endlich Anerkennung als US–Bürgerin. Der Durchbruch in Richtung Liebesglück stand hingegen noch eine ganze Weile aus.
«Ich bin kein Tennisfan, aber ich wusste, wer sie war»
Im Jahr 2000 trafen sich ihre Blicke in einer Bar in Paris: An einem Ende des Tresens sass Julia Lemigova, Ex–«Miss UdSSR» und Topmodel, am anderen Ende Navratilova. «Ich habe gemodelt, in Paris gelebt und all diese unglaublichen Leute getroffen – berühmte Leute, Royals», sagt Lemigova. «Ich bin kein Tennisfan, aber natürlich wusste ich, wer sie war.» Damals signalisierte sie Navratilova mit ihren Blicken: «Du musst zu mir kommen und mit mir reden.» Und tatsächlich: Es dauerte nur ein paar Sekunden und die berühmte Tennis–Spielerin stand vor ihr. Doch die Funken zwischen ihnen sprühten vorerst noch nicht. Es brauchte noch fast ein Jahrzehnt, bis sie sich 2008 in Paris wiedersahen. Aus einem gemeinsamen Frühstück wurde Freundschaft und dann viel mehr. 2014 machte Navratilova ihrer Julia bei den U.S. Open öffentlich einen Heiratsantrag, den beide durch ihre Hochzeit im Dezember desselben Jahres einlösten.
Julias Töchter als entscheidender Rückhalt
Seit Beginn ihrer gemeinsamen Liebesreise können sich das Ex–Topmodel und die Tennis–Legende immer wieder auf zwei hartnäckige Unterstützerinnen verlassen: Julias inzwischen erwachsene Töchter. Auf die Frage «Wer ist Martina?» habe sie 2008 beiden erklärt: «Martina ist jemand, den ich liebe. Ich kann mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.» «Ihre Augen wurden damals ganz gross», so Lemigova, danach hätte Emma zu ihr gesagt: «Ich möchte, dass sie bei uns wohnt.» Und selbst bei ihrem eigenen Coming–out waren ihr ihre Töchter behilflich: «Als ich sah, wie meine beiden Mädchen gegenüber ihren Freunden aufstanden und sagten: ‹Ja, wir haben zwei Mütter›, dachte ich: ‹Oh mein Gott. Meine Mädchen waren schneller als ich.›»
Ihre Hochzeit mit Navratilova – Trauzeugin war damals Schauspielerin Brooke Shields (59) – am 15. Dezember 2014 habe auch anderen gleichgeschlechtlichen Paaren viel Mut gemacht, so Lemigova. «Ich denke, dass es wichtig ist, Paare wie uns heiraten zu sehen.» Die Adoption der beiden gemeinsamen Söhne setzt dem gemeinsamen, teils steinigen Weg des prominenten Paares vorläufig die Krone auf. Und es besteht kein Zweifel, dass beide auch dieses Kapitel ihres Lebensweges bravourös meistern werden.