Thomas Tuchel (51) ist am Nachmittag als neuer Trainer der englischen Nationalmannschaft präsentiert worden. Die Erwartungen der englischen Fans sind hoch – zumal sich viele von ihnen einen heimischen Trainer gewünscht hätten. Doch Tuchel kennt ihre Sehnsüchte und verspricht, alles für den langersehnten zweiten WM–Stern auf dem englischen Trikot zu tun. Dabei darf er sich nicht nur der Unterstützung durch den britischen Thronfolger sicher sein. Auch ein ewiger Intimfeind verliert überraschend lobende Worte über ihn.
Erster Deutscher als englischer Nationaltrainer
Im Januar 2025 beginnt Thomas Tuchels grosses Abenteuer. Als erster deutscher Trainer in der Geschichte der Three Lions lautet sein Auftrag, bei der WM 2026 den Titel zu holen – nicht mehr und nicht weniger. «Begeistert und geehrt» fühle er sich an diesem Tag, sagt Tuchel auf der Pressekonferenz des englischen Verbandes. Und er setzt sich das höchste Ziel, das es im Fussball zu erreichen gilt: «Wir werden versuchen, den zweiten Stern für das englische Trikot zu holen. In den USA wollen wir unseren Traum erfüllen.» Die WM 2026 wird in Kanada, Mexiko und den USA ausgetragen. Das Finale steigt am 19. Juli 2026 im MetLife Stadium von New Jersey.
Pele–Zitat ruft Kindheitsträume wach
Tuchel sagt «unseren Traum», hat sich also schon voll mit den Zielen seines neuen Arbeitgebers und dessen erwartungsvollen Fans identifiziert. Er betont, wie viel ihn immer noch mit England verbinde, nachdem er im Sommer 2021 mit dem FC Chelsea einigermassen überraschend gegen Pep Guardiolas (53) favorisiertes Team von Manchester City die Champions League gewann. Wahr ist allerdings auch, dass Tuchel ein Jahr später sang– und klanglos in London entlassen wurde. Gleichwohl schwärmte Tuchel am Mittwoch vom englischen Fussball und dessen heiliger Spielstätte, dem Wembley–Stadion, in den höchsten Tönen. Er sei durch die Katakomben von Wembley gelaufen und auf ein Zitat von Fussball–Gott Pele (1940–2022) gestossen: «Wembley ist das Herz, die Kathedrale und das Zentrum des Fussballs.» Sein neuer Job rufe Träume in ihm wach, die er schon als kleiner Junge gehabt hätte.
Harsche Kritik im Vorfeld
Nun ist Tuchel nachweislich kein Engländer, so sehr er das Land und dessen Fussball–Kultur liebt. Im Vorfeld der Verpflichtung hatten englische Medien schon mal geraunzt, England müsse «bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten.» Harsche Worte, denen Tuchel mit viel Einfühlungsvermögen begegnet. Er könne diese Haltung nachvollziehen, erbitte aber Respekt für sich, sein Team und dessen bisherige Verdienste. Sich selbst beschreibt er als «sehr emotional und sehr leidenschaftlich, egal, welche Nationalität in meinem Pass steht.» Ob dieses Bekenntnis englischen Medien und Fans ausreicht?
Royaler Rückenwind und Lob vom Intimfeind
Doch Tuchel muss ab jetzt nicht nur dem Gegenwind trotzen, er kann sich auch über royalen Rückenwind freuen. Prinz William (42) höchstpersönlich hiess den neuen England–Trainer kurz nach Bekanntgabe des Tuchel–Deals via X (ehemals Twitter) herzlich willkommen: «Thomas, wir wünschen Dir viel Erfolg! Wir alle stehen hinter Dir! W» Auch Englands Kapitän Harry Kane (31) hatte Tuchel schon vor der offiziellen Entscheidung als «fantastischen Trainer und fantastischen Menschen» bezeichnet. Beide verbindet eine erfolgreiche Zusammenarbeit bei Bayern München. Überraschendes Lob kommt auch von einem Ex–Bayern–Spieler, mit dem sich Tuchel schon legendäre Verbal–Duelle geliefert hat. Didi Hamann (51), Ex–Nationalspieler, Champions League–Sieger mit Liverpool 2005 und Sky–Experte kommentierte Englands Trainer–Wahl: «England bekommt einen exzellenten Trainer. Er kennt die Premier League und sein gutes Verhältnis zu Harry Kane hilft sicherlich auch.» So versöhnlich klang Hamann in den vergangenen Monaten selten.
Singt Tuchel die England–Hymne mit?
Die Frage, ob er die englische Nationalhymne mitsingen werde, wollte Tuchel bei seiner Vorstellung nicht final beantworten. Das sei eine «persönliche Entscheidung, für die er sich Zeit nehmen» wolle. Gleichwohl handle es sich um eine «sehr bewegende Hymne», das habe er bei früheren Pokalendspielen in England bemerkt. Den Druck, der gegen ihn nun aufgebaut wird, spüre er nicht. Das sei «immer das Letzte, worauf er vor einer Vertragsunterschrift» achte. Er weiss: Mit einem 18 Monate gültigen Vertrag ausgestattet, hat Tuchel mit der WM 2026 zunächst nur einen Schuss frei. Entweder landet er mit dem WM–Titel 2026 den ganz grossen Coup und beendet damit 60 titellose Jahre für den englischen Fussball. Oder er muss seine Papiere und seinen deutschen Pass nehmen und seinen Platz räumen. Ein englischer Fan plädiert unterdessen auf der Instagram–Seite von Sky dafür, cool zu bleiben: «Let him cook» – lasst ihn machen.