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Verstorbene Musikerin wäre 85 geworden

Tina Turner: Darum ist die Sängerin Kult in Köln

Am 26. November 2024 wäre US–Superstar Tina Turner 85 Jahre alt geworden. Eine besonders treue Fangemeinde hat sie in der deutschen Stadt Köln am Rhein.

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Tina Turner mit ihrem Ehemann Erwin Bach (li.) zu Besuch bei ihrem Kölner Lieblings-Italiener Salvatore Luca im Jahr 2006.
Tina Turner mit ihrem Ehemann Erwin Bach (li.) zu Besuch bei ihrem Kölner Lieblings-Italiener Salvatore Luca im Jahr 2006. Imago/United Archives

Als Tina Turner (1939–2023) am 24. Mai 2023 im schweizerischen Küsnacht starb, meldeten sich weltweit unzählige Menschen zu Wort, um ihre Trauer über den Verlust der US–amerikanischen Rockröhre zum Ausdruck zu bringen. Neben Superstars wie Mick Jagger (81), Elton John (77) oder Oprah Winfrey (70) kondolierte auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (67) den Angehörigen der verstorbenen Sängerin mit bewegenden Worten.

Kölner Oberbürgermeisterin trauert um Tina Turner

«Nur ganz wenigen Menschen auf der Welt ist es vergönnt, wie Tina Turner, Jahrzehnte Menschen generationen– und kontinentübergreifend mit ihrer Musik zu begeistern», schrieb sie in einem offiziellen Statement. Und fuhr fort: «Die Kölnerinnen und Kölner und auch ich ganz persönlich werden sie als herausragende Künstlerin und beeindruckende Frau in Erinnerung behalten. Sie wird fehlen, aber ihre Musik wird bleiben. Unsere Stadt durfte sich einige Jahre die Heimat von Tina Turner und Erwin Bach nennen. Ihm und allen Angehörigen und Freunden spreche ich mein herzliches Beileid aus.»

In ihrem Kondolenzschreiben deutete die Oberbürgermeisterin der rheinischen Frohsinnsmetropole nicht nur ihre persönliche Betroffenheit, sondern auch den besonderen Status an, den Tina Turner bis heute in der Stadt geniesst. Als die Sängerin 1986 zu ihrem neuen Freund Erwin Bach (68) nach Köln zog, waren die Kölner aus dem Häuschen und gemeindeten sie umgehend voller Stolz als «Kölschen Weltstar» ein. In Köln wurde sie mit offenen Armen empfangen – und gab sich in den acht Jahren, in denen sie dort lebte, als nahbare Künstlerin ohne Star–Allüren.

Wahl–Kölnerin aus Liebe zu Erwin Bach

Wie es Tina Turner ausgerechnet in das wenig glamouröse Köln verschlug, ist unter anderem in ihrer 2018 erschienenen Autobiografie «My Love Story» gut dokumentiert. Darin beschreibt sie ihr erstes Zusammentreffen mit ihrem späteren Ehemann Erwin Bach, der sie 1985 als Marketing–Manager ihres Plattenlabels vom Düsseldorfer Flughafen abholte, um sie zu einem Pressetermin im Rahmen ihrer laufenden «Private Dancer Tour» zu chauffieren. In ihrer Autobiografie bezeichnete Turner diese Begegnung als Liebe auf den ersten Blick und schrieb dazu: «Mein Herz fing plötzlich an zu schlagen: Boom, Boom, Boom! Es übertönte alle anderen Geräusche. Meine Hände waren eiskalt.»

Dass es auch bei ihm sofort funkte, bestätigte dessen damaliger Kollege Lothar Meinerzhagen später gegenüber dem WDR. Dort erinnerte er sich: «Wir hatten eine Convention organisiert in Nashville. Ich sass dann auf der Wiese, links von mir Tina, rechts war Erwin Bach. Ich merkte hinter meinem Rücken, dass da plötzlich Fummelei war.» Die Künstlerin hatte sich demnach «derart verknallt, dass sie beschlossen hatte, sie zieht zu ihm».

Luxus–Villa in Köln–Marienburg

Als gemeinsames Domizil bezogen sie eine grosszügige Villa im Kölner Nobelviertel Marienburg, die den Ansprüchen des singenden Superstars gerecht wurde. Wie Meinerzhagen berichtete, war das Anwesen derartig luxuriös, dass sogar die Auffahrt zur Garage beheizt war, damit Turner stets trockenen Fusses ins Haus gelangen konnte. Einem Bericht des «Kölner Stadt–Anzeigers» zufolge leistete sich die Sängerin dort gelegentlich auch mal ein paar verrückte Extravaganzen und liess etwa zu ihrem Geburtstag angeblich einmal Massen an Kunstschnee um ihre Villa verteilen.

Ansonsten führten Tina Turner und ihr deutscher Freund in Köln bis zu ihrem Umzug in die Schweiz im Jahr 1994 ein recht beschauliches Leben ohne grosse Star–Allüren. Von Anfang an mischten sie sich mit grosser Freude unters Volk und waren nicht selten bei Spaziergängen am Rhein oder in den Treffpunkten der kölschen Lokalprominenz zu treffen, wo sie sich insbesondere mit dem Star–Moderator Alfred Biolek (1934–2021) anfreundeten.

Ein enges Verhältnis pflegte das Paar offensichtlich auch zu den Inhabern verschiedener Kölner Edel–Restaurants, in denen sie regelmässig zu Gast waren. Zu den beliebtesten Gourmet–Tempeln zählte dabei das Marienburger Restaurant «Tullio», wo sich die Sängerin – wie der «Express» herausfand – mit Vorliebe Calamari Fritti oder Spaghetti Carbonara servieren liess. Zu einer zweiten Heimat wurde auch das Promi–Lokal «La Vita» in der Kölner Altstadt, mit dessen Inhaber Salvatore Luca die Sängerin bis zu ihrem Tod angeblich eine enge Freundschaft verband.

Wolfgang Niedecken: «Ich glaube, die war in Köln sehr happy»

Auch Wolfgang Niedecken (73), Sänger der Band BAP und kölsches Urgestein, hat nur positive Erinnerungen an Tina Turners Kölner Jahre. Wenn man ihr auf der Strasse begegnete, so der Musiker gegenüber dem WDR, habe sie «sich auf unscheinbar verkleidet und wollte ihre Ruhe haben.» Trotzdem ist er sich sicher: «Ich glaube, die war in Köln sehr happy.»

Chilly Gonzales fordert Tina–Turner–Strasse

Dass der Name Tina Turner rund um ihren 85. Geburtstag vor allem in Köln sehr präsent ist, hat auch mit dem kanadischen Musiker Chilly Gonzales (52) zu tun, der vor einigen Jahren seinen Hauptwohnsitz in die rheinische Karnevalshochburg verlegte. Im April 2024 startete er eine Petition zur Umbenennung der zentral gelegenen Richard–Wagner–Strasse in Tina–Turner–Strasse.

Seine Begründung: Als Musiker mit jüdischen Wurzeln sei es für ihn nur schwer erträglich, täglich durch eine Strasse zu laufen, die nach einem Mann benannt sei, der zwar herausragende Musik komponiert habe, aber sich durch Schriften wie den 1850 erschienenen Aufsatz «Das Judenthum in der Musik» klar als Antisemit hervorgetan habe.

Die in der Stadt äusserst beliebte Ex–Wahlkölnerin Tina Turner hätte einen Platz auf dem Strassenschild wesentlich eher verdient, als das «Monster» Richard Wagner (1813–1883). Nachdem über 15.000 Kölner die Petition unterzeichneten, reichte Gonzales den Antrag auf Umbenennung wenige Monate später beim zuständigen Bezirksbürgermeister ein. Ob die Tina–Turner–Strasse wirklich kommt, steht jedoch weiterhin in den Sternen.

Mega–Geburtstagsparty in Kölscher Kult–Kneipe

Dass die als extrem feierwütig berüchtigten Kölner zum 85. Geburtstag «ihrer Tina» eine grosse Party steigen lassen wollten, ist kaum verwunderlich. Auf einer eigens eingerichteten Website namens tinaturnerparty.com riefen glühende Verehrer der Sängerin Fans in aller Welt dazu auf, nach Köln zu kommen, um mit ihnen «das Leben und das Vermächtnis der Queen of Rock ‹n› Roll zu würdigen».

Von SpotOn vor 14 Stunden