Nach dem erfolgreichen Start beim Streamingdienst RTL+ dürfen sich Fans nun darauf freuen, dass die Serie «Friedmanns Vier» ab dem 27. April 2022 (ab 20:15 Uhr) auf VOX im Free-TV zu sehen sein wird. In der Drama-Serie spielt Tom Beck (44) den Familienvater Mischko Friedmann, der glücklich im Leben steht und seine drei Kinder über alles liebt. Als seine Frau plötzlich bei einem Unfall ums Leben kommt, sieht er sich mit der Situation konfrontiert, alleinerziehender Vater zu sein. Mit drei Töchtern, die selbst noch ihre eigenen Probleme haben, versucht Mischko etwas Positives aus dem Schicksalsschlag zu ziehen. Geht das überhaupt?
«Man sollte versuchen, den Optimismus aus solchen Ereignissen zu ziehen, um nicht völlig unterzugehen», sagt Beck selbst. Der Vater eines Sohnes möchte sein Kind soweit möglich vor schlechten Nachrichten bewahren. Trotz allem stellt er sich die Frage: «Wie lange kann man den Glauben an diese gute, schöne Welt so aufrechterhalten, ohne das Kind zu verstören?» Eine Antwort darauf habe er für sich noch nicht gefunden. Warum es dem 44-Jährigen aber wichtig ist, offen Emotionen zu zeigen und wie er mit Schicksalsschlägen umgeht, verrät er im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news.
Was bedeutet Ihnen die Serie und der Start im Free-TV?
Tom Beck: Es bedeutet mir sehr viel. Es wäre wirklich gelogen, wenn ich sagen würde, da ist kein Stolz und keine eigene Motivation dahinter. Das Drehen hat wirklich Spass gemacht. Der ganze Cast war super. Man hatte das Gefühl, dass wir etwas Besonderes erschaffen. Das berührt uns alle und im besten Fall dann auch die Menschen, die das anschauen. Als die Resonanz im Nachhinein kam, war das wirklich überwältigend. Der Sprung ins Free-TV bedeutet jetzt dann auch eine grössere Zuschauerschaft. Das ist toll und macht mich natürlich stolz.
Was hat Sie daran gereizt, die Rolle des Mischko Friedmann zu verkörpern, der nach dem Tod seiner Frau mit drei Kindern allein ist?
Beck: Erst habe ich das Buch gelesen und war von dem ganzen Projekt total angetan. Es ist besonders schön, wenn man ein Buch liest und dabei schon so ein bestimmtes Gefühl bekommt. Man wird emotional gepackt und visualisiert das schon ein wenig vor seinem geistigen Auge. Die Geschichte ist schnörkellos, direkt, ehrlich und authentisch geschrieben. Das hat mir von Anfang an gefallen.
Die Rolle war für mich ein Geschenk und wieder etwas komplett anderes. Als Schauspieler ist sowas natürlich toll, weil ich von mir wieder eine andere Facette zeigen konnte. Bei anderen Rollen ist oft nicht so viel Platz für diese leisen Töne und vielleicht auch, wie hier, für diese tragischen Momente.
An welche Momente der Dreharbeiten denken Sie besonders gern zurück?
Beck: Die ganze Drehzeit war sehr harmonisch und einfach grossartig. Es ging so leicht von der Hand, obwohl es teilweise auch harter Tobak war. Die Beerdigungsszene bleibt mir, neben vielen anderen, besonders in Erinnerung. Da war für mich die Seele der Serie zu spüren. Es war ein Tag, an dem wir alle in einer Kirche waren, uns vorbereitet haben, jeder hat sich für sich seinen Raum genommen und ist ein bisschen in sich gegangen. Es hat uns alle gepackt, mich hat es zum Beispiel auch selbst zu Tränen gerührt. Wir lagen uns am Ende alle im Arm und das war für mich auch der Moment, der das besondere Gefühl der Serie so ausmacht.
Mischko Friedmann muss einerseits einen schlimmen Verlust verkraften und sich andererseits um 3 Kinder kümmern. Die drei Kinder gehen unterschiedlich mit ihrer Trauer und dem Verlust um. Wie verarbeiten Sie Schicksalsschläge?
Beck: Gott sei Dank musste ich einen solch schweren Schicksalsschlag noch nicht verkraften. Generell gibt es dafür ja auch keine Muster-Reaktion, die man hernehmen kann. Jeder geht mit solchen Situationen anders um. Ich denke, ich wäre jemand, der sich wie Mischko eher in Arbeit stürzt oder versucht, den Verdrängungs-Modus anzuschalten. Ich wäre kein entweder oder, wahrscheinlich wäre ich von allem so ein bisschen etwas. Ich würde verdrängen und viel machen, um mich abzulenken. Aber darüber möchte ich mir jetzt keine Gedanken machen müssen.
Sie sind selbst Vater: Denken Sie manchmal darüber nach, wie Sie Ihrem Kind später solche Nachrichten beibringen würden?
Beck: Nein! Bloss nicht. Das schiebe ich ganz weit weg von mir. Wenn ich mir darüber Gedanken machen würde, würde ich wahrscheinlich verrückt werden. Ich will nur hoffen, dass ich solch eine Nachricht nie überbringen muss. Das sind keine Szenarien, die sich vor meinem geistigen Auge abspielen.
Im Hinblick auf die aktuelle Nachrichtenlage: Wie könnte man Kindern solche Ereignisse Ihrer Meinung nach vermitteln?
Beck: Genau das habe ich kürzlich in einem Song verarbeitet und mir die Frage gestellt: Was sagt man seinem Kind? Vor allem, wenn es fragt: «In was für eine Welt hast du mich gesetzt?» Man fragt sich, wie lange man den Glauben an diese gute, schöne Welt so aufrechterhalten kann, ohne das Kind zu verstören. Vor allem, wenn es dann irgendwann merkt, dass das ja alles gar nicht so schön ist. Das sind schon Fragen, die man sich stellt. Ich habe darauf für mich noch keine Antwort. Ich versuche meinen Sohn solange es geht davor zu schützen und ihn in seiner schönen Kinderwelt, in der alles bunt ist, leben zu lassen.
Denken Sie, man kann aus schwierigen Erlebnissen auch etwas Positives schöpfen?
Beck: Ja, im besten Fall ergibt sich was Positives aus solchen Schicksalsschlägen. Wenn man es schafft, den Blick auf sich in der Familie wieder neu zu schärfen, schweisst das vielleicht auch mehr zusammen. Ich glaube, das ist auch der einzige Weg, bei dem man sich irgendwie an einen Strohhalm festhält und sagt «Wenigstens ist das jetzt schön». Man sollte versuchen, den Optimismus aus solchen Ereignissen zu ziehen, um nicht völlig unterzugehen.
Finden Sie es wichtig, auch in schwierigen Situationen offen Emotionen zu zeigen?
Beck: Ich finde das wichtig für mich selbst und würde es auch jedem empfehlen. Ich denke, wenn man Sachen in sich hineinfrisst, stauen sich Dinge nur auf und man verhärtet dadurch innerlich und äusserlich. Das kann man aber natürlich niemandem aufzwingen. Ich weiss, ich bräuchte das für mich als Ventil. Bei manchen schwirrt zum Beispiel eine Angst herum, Schwäche zu zeigen. Es hat nichts mit Schwäche zu tun, wenn man seinen Gefühlen freien Lauf lässt. Ich finde es wichtig, sich die Momente zu nehmen, auch zu trauern. Das finde ich gesünder, als diese Stärke vorzugaukeln, die am Ende eigentlich nur eine äussere Fassade ist.
Sie waren aufgrund der Dreharbeiten mehrere Wochen von Ihrer Familie getrennt. Wie war das für Sie?
Beck: Ich wollte tatsächlich erst nicht zum Casting gehen, weil ich dachte: «Ist zwar supergeil, aber ich habe keinen Bock viereinhalb Monate weg zu sein.» Deswegen war es schon vorher eigentlich ein viel grösseres Thema als dann beim Drehen. Dann geht es schon irgendwie. Zwischendurch wird natürlich gefacetimed und der Kleine merkt, dass der Papa nicht da ist. Er freut sich aber wie ein Schnitzel, wenn er mich sieht. Trotzdem fragt man sich, was das mit einem Kind macht, wenn der Papa lange weg ist. Ich bin natürlich jedes Wochenende nach Hause gependelt.
Es war aber schon nicht ganz einfach für mich, diese lange Zeit getrennt von der Familie zu sein. Gerade auch in so einem Alter, wo bei meinem Sohn so viel passiert.
Aber er hat es mir zumindest nicht übelgenommen. Ich bin immer noch der liebe Papa.
«Friedmanns Vier» hat bereits eine beachtliche Fanbase, die sich eine zweite Staffel wünscht. Wie sehen Sie die Chancen für eine Fortsetzung und was würden Sie davon halten?
Beck: Dann wäre ich ja wieder von Zuhause weg (lacht). Ich würde mich natürlich freuen, klar. Wir stecken nicht umsonst unser ganzes Herzblut rein. Es war eine schöne Drehzeit mit tollen Momenten. Nach dem Feedback, das uns erreicht hat, wäre es schön, wenn es eine zweite Staffel geben würde.
Wie stehen denn die Aussichten?
Beck: Ich bin jemand, der das Glas als halbvoll betrachtet. Ich habe ein gutes Gefühl. Besonders, wenn man sieht, welch klare Meinung die Fans zu der Serie haben, wie ergriffen und bewegt sie sind. Wäre ich der Sender, würde ich sagen: «Leute kommt, wir machen noch eine zweite Staffel» (lacht).