«Es war ein sehr guter Start mit einem sehr frühen Tor, so wie wir es uns fürs Eröffnungsspiel erhofft hatten», freut sich Toni Kroos (34) nach dem 5:1–Triumph über Schottland im ersten Gruppenspiel der DFB–Elf. Sein Bruder Felix Kroos (33) träumt sogar schon vom Endspiel. «Ich tippe auf ein Finale zwischen Portugal und Deutschland.» Die beiden Brüder sind für Coca–Cola als EM–Botschafter im Einsatz und sprechen im Doppelinterview neben der Heim–EM auch über Tonis Abschied, die Zukunft abseits des Fussballplatzes und besondere Fan–Erlebnisse.
Am vergangenen Freitag ging sie endlich los: Die Europameisterschaft im eigenen Land – mit einem 5:1 im Eröffnungsspiel! Toni und Felix – wie war es für Sie?
Toni Kroos: Es war ein sehr guter Start mit einem sehr frühen Tor, so wie wir es uns fürs Eröffnungsspiel erhofft hatten. Wir waren sehr schnell im Spiel und man kann sagen: Es hat Spass gemacht. Natürlich muss man ehrlicherweise zugeben, dass die Schotten nicht ihren besten Tag hatten. Sie waren weder so kompakt, wie wir es erwartet hatten, noch haben sie vorne so aggressiv attackiert. Wir konnten relativ frei die Seiten wechseln, konnten uns relativ frei flach durchs Mittelfeld kombinieren. Das war für uns gut, um Selbstvertrauen zu bekommen. Es war wichtig, gut zu starten, es war gut, dass Spieler getroffen haben, von denen im Vorfeld fürs gesamte Turnier besonders viel erwartet wurde und wird. Dennoch war es letztlich nicht mehr und nicht weniger als ein Pflichtsieg.
Felix Kroos: Es war mega. Ich war ja schon Stunden vor dem Anpfiff unterwegs, war bei der Fan–Experience von Coca–Cola in der Fan Zone dabei. Ich behaupte mal, dass ich dabei noch mehr Foto–Wünsche von schottischen und deutschen Fans erfüllt habe, als du später erfolgreiche Pässe gespielt hast ... nur Spass! Es war wirklich rundum gelungen. So viele fröhlich feiernde Menschen. Ich wurde sogar gebeten, Deutschland–Fähnchen auf Fan–Wangen zu malen. Wenn wir diese Stimmung halten oder noch steigern können, dann wird es ein super Turnier. Deshalb hoffe ich, dass ihr euch weiter in einen Rausch spielt.
Toni, der EM–Titel ist eine der wenigen Trophäen, der Ihnen in Ihrer beeindruckenden Sammlung noch fehlt. Wie heiss sind Sie auf den EM–Sieg?
Toni: Wenn ich auf dem Platz stehe, egal ob barfuss daheim oder sonst wo, trete ich an, um zu gewinnen. Natürlich ist es unser Ziel, diese Trophäe zu holen. Wir sind aber weder Favorit, daran hat auch der gelungene Auftakt nichts geändert, noch kann man irgendwas versprechen. Ausser maximale Lust und Leidenschaft, mit der wir antreten und alles versuchen werden, um uns und Deutschland zu begeistern. Wozu das führt, werden wir dann sehen.
Felix: Ich tippe auf ein Finale zwischen Portugal und Deutschland.
Was glauben Sie, wie schwer wird es Ihnen fallen, nach der EM Ihre Fussballschuhe endgültig an den Nagel zu hängen?
Felix: Wir haben am 20. Mai die Podcast–Sonderfolge zum Karriereende aufgenommen, also einen Tag bevor es offiziell verkündet worden ist. Da habe ich Toni das erste Mal den Satz «Im Sommer ist Schluss» sagen hören. Und ich habe in seiner Stimme gehört und habe ihm angesehen, wie schwer es ihm gefallen ist. Deine Stimme zittert ja nie. Aber da war es anders.
Toni: Es ist auch etwas komplett anderes, diesen Satz zu denken und ihn erstmals laut und für die Öffentlichkeit aussprechen. Ich hatte, so bekloppt das klingt, beim Aussprechen selbst Gänsehaut. Aber zu dem Zeitpunkt wusste ich, dass noch zwei Spiele mit Real ausstehen – und noch die gesamt EM vor mir liegt. Von daher glaube ich schon, dass mir Fussball fehlen wird, aber ich freue mich genauso auf die Zeit von Selbstbestimmtheit. Und ich bin wahnsinnig froh, dass ich bereits Projekte aufgebaut und angeleiert habe, auf die ich wahnsinnig grosse Lust habe – sodass ich mich auf die Zeit ohne Fussball freue. Aber erst mal gilt es, die verbleibenden Wochen zu geniessen und Spass zu haben – und mit der gleichen Ambition in die EM reinzugehen wie in die letzten Wochen bei Real Madrid, nämlich mit der Überzeugung, maximal erfolgreich sein zu wollen.
Toni, können Sie sich eine Karriere als Trainer vorstellen, wie sieht Ihre Zukunft nach Ihrer aktiven Karriere aus?
Toni: Nein! Ich habe nicht vor, Trainer zu werden. Zumindest nicht im professionellen Erwachsenen–Bereich. Mit der Toni Kroos Academy in Madrid werde ich aber täglich mit jungen Spielern und Spielerinnen zusammenarbeiten und helfen, wo ich kann. Dazu haben wir mit der Toni Kroos Stiftung seit Jahren wichtige Projekte angeschoben und bereits vielen Familien helfen können. Da ist meine Frau auch wahnsinnig involviert und darum werden wir uns weiterhin ganz intensiv kümmern. Unser Podcast wird fortgesetzt und wir haben mit der Icon League, die im September beginnt, ein grosses Projekt vorbereitet, auf das ich mich sehr freue. Felix wird mit Robert Andrich zusammen ja auch ein Team an den Start bringen.
Felix, Sie haben Ihre Fussball–Karriere bereits 2021 beendet. Fehlt es Ihnen manchmal, selbst auf dem Platz zu stehen?
Felix: Am Tag nach Tonis letztem Spiel in Madrid haben wir bei ihm im Garten auf einem kleinen Platz gekickt. Stefan Reinartz, der früher bei Leverkusen Profi war, war mit dabei, Toni hat barfuss gespielt und dann noch Axel, Jessys Stiefvater. Wir zusammen gegen die Kinder. Diese Momente auf dem Platz reichen mir. Für mehr habe ich auch keine Luft mehr. Ansonsten bin ich ganz gut ausgelastet. Während der EM bin ich als Experte bei RTL, unser Podcast «Einfach mal Luppen» läuft auf EM–Hochbetrieb und ich bin auch als EM–Botschafter im Einsatz. Es gibt viele richtig coole Aktionen, die ich mit Coca–Cola vorhabe: wir werden beispielsweise gemeinsam mit Fans und Athleten von Special Olympics Deutschland besondere Momente erleben, ich werde ihnen Winkel im Stadion zeigen, die sie bestimmt so noch nicht gesehen haben.
Apropos Fans: Toni, ist Ihnen ein Fan–Moment in Ihrer langen Karriere besonders in Erinnerung geblieben?
Toni: Es gibt einen Real–Madrid–Fan, der mir mal versprochen hat, mir pro Tor eine Flasche Wein zu schenken ...
Felix: Du trinkst doch weder Wein noch schiesst du Tore.
28 Tore und 99 Vorlagen in 435 Spielen für Real Madrid ...
Toni: Ganz so viele Flaschen sind es nicht geworden. Aber der Fan stand tatsächlich irgendwann am Valdedebas, dem Trainingszentrum von Real, und hat mir einen Karton Weisswein gegeben. Ich habe auch tatsächlich Abnehmer gefunden, die ihn lecker fanden.
Sie haben vor wenigen Wochen in Ihrem letzten Spiel für Real Madrid zum sechsten Mal die Champions League gewonnen. Wenige Tage zuvor feierten Sie einen emotionalen Abschied im Santiago–Bernabéu–Stadion. Welchen Moment werden Sie nie vergessen?
Toni: Das auf einen einzigen Moment zu reduzieren, ist wahnsinnig schwierig und wird auch der Verabschiedung gar nicht gerecht. Carlo Ancelotti hat mich drei Minuten vor dem Ende ausgewechselt. Wie mich das Bernabéu an diesem Abend verabschiedet hat, war einfach nur grandios. Ich müsste jeden einzigen Mitspieler und Mitarbeiter hervorheben, weil es einfach so mitreissend und einzigartig war. Diese Ehrenrunde mit meinen Kindern zu gehen, mit meiner Frau auf dem Rasen zu stehen, diese Bilder werden immer bleiben.
Felix: Wir durften ja zunächst auf der Tribüne dabei sein. Und dann standen wir mit dir auf dem Rasen. Das war einfach so herzlich, man hat einfach über den ganzen Abend hinweg ehrliche Bewunderung und einen ganz grossen Dank von den Fans und dem Verein an dich gespürt – das war keine Show, das war nicht aufgesetzt oder inszeniert. Da lag Liebe in der Luft. Der Abend war eigentlich schon perfekt. Dass er dann mit dem Sieg in London noch überboten wurde ...
Toni: ... ist fast schon zu kitschig.
Werden Sie mit Ihrer Familie jetzt in Madrid bleiben oder zieht es Sie wieder nach Deutschland?
Toni: Unsere Kinder gehen in Madrid zur Schule. Ihre sämtlichen Hobbys führen sie hier aus. Sie haben ihre Freunde hier. Deshalb werden wir, anders als ursprünglich mal angedacht, auch weiter in Madrid wohnen bleiben. Wir sind seit zehn Jahren hier verwurzelt und fühlen uns wahnsinnig wohl.