Der Winter steht vor der Tür – auch für die hier heimischen Vögel. Vor allem in städtischen Gebieten, wo natürliche Nahrungsquellen oft fehlen, können die kalten Monate für die Tiere herausfordernd sein. Laut dem «Vogel–Index» der Baumarkt–Kette Toom sind die rund 314 Vogelarten in Deutschland vom Rückgang der Artenvielfalt betroffen. Wie Vogel–Experte und Artenschutzreferent Lars Sund vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) in diesem Zusammenhang erläutert, lassen sich mit wenigen Handgriffen und einigen Tipps aber für die hier überwinternden Vogelarten Hilfsmittel bereitstellen.
Balkone und Gärten naturnah gestalten
Ein wichtiger Schritt ist es, die Balkone und Gärten naturnah zu gestaltet. Dies beinhaltet die Verwendung einheimischer Pflanzen, die eine Vielzahl von Samen und Früchten bieten und zumindest vor dem ersten Schnee auch Insekten als Nahrung für Vögel anlocken. Der NABU empfiehlt, einheimische Blumen, Stauden, Sträucher und Bäume zu pflanzen, um ein breites Nahrungsangebot zu schaffen. Und wer im Herbst vor allem die beeren– und samentragenden Gehölze und Staufen nicht komplett zurückschneidet, bietet den überwinternden Vögeln ausreichend Nahrung und Unterschlupf.
Nahrung an Vogelarten anpassen
Lars Sund, Vogel–Experte beim NABU, hebt auch die Bedeutung einer artgerechten Fütterung hervor. Nicht jedes Futter ist für jede Vogelart geeignet. Zum Beispiel bevorzugen einige Arten Körner, während andere Getreide oder Früchte fressen. Sund empfiehlt, sich vorab zu informieren, welches Futter für welche Vogelart geeignet ist, besonders im Winter.
Möglichkeiten zum Nisten und Überwintern bereitstellen
In städtischen Gärten und auf Balkonen können Nistkästen wichtige Rückzugsorte und Überwinterungshilfen für Vögel bieten. Es ist ratsam, Nistkästen im Herbst nicht mehr zu reinigen, da nach dem Auszug der brütenden Bewohner schon neue Mieter eingezogen sein könnten. Diese würden durch das Säubern gestört oder schlimmstenfalls vertrieben. Neue Nistkästen aufzuhängen, ist also auch noch im Spätherbst sinnvoll. Viele Vogelarten, die ursprünglich in Mauernischen oder Spalten älterer Häuser Unterschlupf gefunden haben, tun sich nämlich aufgrund der Sanierung von Altbauten oder den Bau neuer Häuser immer schwerer, Ersatz zu finden.
Auch etwas Laub und Unkraut an einigen Stellen im Garten stehenzulassen, kann den Vögeln helfen, natürliche Verstecke zu finden und so den Winter besser zu überstehen. Die positiven Effekte sind messbar: So hat die Stadt Hannover mit einer laut dem Vogel–Index sehr hohen Gartendichte (2,6 Prozent) auch eine mit 76,9 Prozent überdurchschnittlich hohe Vogeldichte zu verzeichnen. Mit extrem vielen vogelfreundlichen Parks, Kleingärten und Grünanlagen punkten hingegen Hamburg und München (14 bzw. 10 Prozent der Stadtfläche).
Lichtquellen vermeiden
In den dunklen Monaten ist das Bedürfnis der Menschen nach Licht gross – bei Tieren ist es genau anders. Zu viele Lichtquellen im Garten, zum Beispiel durch ausufernde Weihnachtsbeleuchtung oder auch nur die dauerhaft leuchtende Lampe auf dem Balkon, sorgen für künstlichen Stress und dafür, dass sich Vögel nicht an diesen Orten niederlassen. Künstliche Lichtquellen können ausserdem den Biorhythmus der Vögel verändern oder bei nachtaktiven Vögeln die Orientierung beeinträchtigen. Auch Zugvögel werden laut Sund durch das künstliche Licht beeinflusst: Sie fliegen Umwege, die an ihren Kraftreserven für den restlichen Flug zehren.
Auf Pestizide verzichten
Grundsätzlich gilt: je weniger Pestizide, desto besser. Das gilt sowohl für Pflanzen als auch jegliche Tierarten. Chemische Dünger oder Pflanzenschutzmittel können über Insekten oder Früchte auch die Vögel erreichen. Sie reichern sich in deren Gewebe an und können zu Krankheiten oder auch Unfruchtbarkeit führen.
Durch diese Massnahmen leisten auch Stadtbewohner einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Förderung der heimischen Vogelarten – nicht nur während der Wintermonate.