Nach der Entlassung Hansi Flicks (58) sucht der DFB händeringend nach einem Nachfolger für den vakanten Posten als Bundestrainer. Als Notlösung wurde nun Sportdirektor Rudi Völler (63) aus dem Hut gezaubert, der das Amt zumindest für ein Spiel interimsweise übernimmt. In einer Pressekonferenz am gestrigen Montag betonte er, dass es sich dabei für ihn um eine «einmalige Sache» handele. «Ich will nicht sagen, dass man mich überreden musste», so Völler, «aber gefallen tut es mir nicht.»
Der «ewige Rudi» kann einfach nicht Nein sagen
Einer der Gründe, warum Völler sich für diese Rettungsaktion breitschlagen liess, besteht wohl in der Tatsache, dass «der ewige Rudi» bekanntermassen nur schlecht «Nein» sagen kann. Berichten zufolge wurde er bereits im Februar dieses Jahres unfreiwillig auf seinen jetzigen Posten als Sportdirektor des Deutschen Fussball–Bundes gehievt.
DFB–Vize–Präsident Hans–Joachim Watzke (64) verriet seinerzeit, dass es zu dieser personellen Entscheidung keine grosse Diskussion gegeben habe. «Es war gar kein Prozess», so Watzke, er habe einfach in die Runde geschaut und dann spontan gesagt: «Rudi, das wär' doch was für dich!» Völler liess sich abermals breitschlagen und trat die Nachfolge des langjährigen Managers Oliver Bierhoff (55) an. Völlers verlegener Kommentar dazu: «Zunächst wollte ich das eigentlich nicht machen ...»
Eigentlich bereits seit 2022 offiziell in Rente
Eigentlich wollte der Mann für alle Fälle endlich seinen wohlverdienten Ruhestand antreten. Nach dem Auslaufen seines Vertrages als Sport–Geschäftsführer bei Bayer 04 Leverkusen Mitte 2022 freute er sich bereits darauf, in Zukunft eine ruhigere Kugel schieben zu können.
Nach dem blamablen Vorrunden–Aus der Nationalmannschaft bei der WM 2022 übernahm er lediglich noch einen Posten in der vom DFB ins Leben gerufenen «Task Force», die dem Verband beratend zur Seite stehen sollte, um das Team fit für die anstehende Heim–EM 2024 zu machen. Im Januar 2023 liess er sich dann schliesslich in das Amt des Sportdirektors der Nationalmannschaft wählen. An einen weiteren Trainerposten dachte er zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht.
Gutmütiger Fussballretter in der Not
Rudi Völler als Lösung akuter Fussballprobleme einzusetzen, hat mittlerweile eine gewisse Tradition. Bereits sein erstes Engagement beim DFB dauerte unfreiwillig länger als geplant. Nach dem Ende seiner aktiven Laufbahn im Jahr 1996 fungierte er zunächst bis 2000 als Sportdirektor von Bayer 04 Leverkusen und strebte danach eigentlich bereits seinen Ruhestand an. Doch daraus wurde nichts: Nach der für Deutschland enttäuschenden EM im Jahr 2000 sprang er spontan als interimsmässiger Nachfolger des vorherigen DFB–Teamchefs Erich Ribbeck (86) ein.
Daums Kokain–Affäre liess Rentenpläne platzen
Eigentlich sah dieses Engagement eine Laufzeit von nur einem Jahr vor, bis Christoph Daum (69) das Amt des Bundestrainers übernehmen sollte. Da Daum jedoch bekanntermassen über seine Kokain–Affäre stolperte, blieb Völler auf seiner Position und führte die deutsche Nationalelf 2002 bei der WM in Japan und Südkorea noch zur Vizeweltmeisterschaft. Im Herbst 2000 übernahm Völler parallel zu seinem Job als Bundestrainer sogar noch für knapp einen Monat die Funktion eines Interimstrainers bei Bayer 04 Leverkusen, da Daum auch hier skandalbedingt ausfiel.
Als Retter in der Not erwies sich der unter dem Spitznamen «Tante Käthe» bekannte Sportveteran auch wieder im Jahr 2004, als sein ehemaliger Club AS Rom plötzlich ohne Trainer dastand. Völler sprang wieder in die Bresche, warf allerdings schon nach 26 Tagen wieder frustriert das Handtuch.
Neuer Bundestrainer dringend gesucht
Neben den Aufgaben als Interimstrainer der Nationalelf kommt Völler nun auch die Aufgabe zu, möglichst bald einen neuen Bundestrainer zu finden. Auf einer diesbezüglichen Pressekonferenz am gestrigen Montag äusserte er sich generell zu dem Anforderungsprofil dieser Personalie. Dem neuen Trainer käme die Aufgabe zu, die Mannschaft kurzfristig neu auszurichten und auf das «grosse EM–Turnier im kommenden Jahr» vorzubereiten, «von dem wir alle uns für den deutschen Fussball und auch für unser ganzes Land positive Impulse erhoffen». Zudem ginge es darum, «die Nationalmannschaft langfristig wieder auf das Niveau zu heben, das man von ihr kennt und auch erwartet».
Rudi Völlers Ehefrau Sabrina (59) wird die derzeitige Fahndung nach einem brauchbaren Bundestrainer mit Spannung und Ungeduld beobachten. Bereits nach Rudis offiziellem Abschied im Jahr 2022 freute sie sich auf entspanntere Zeiten.
Ihre Wünsche formulierte sie in einem Interview mit der «Bild»–Zeitung folgendermassen: «Dass unser Leben etwas mehr geregelt sein wird und wir auch mal private Dinge an einem Sonntag planen können, ohne auf den Spielplan achten zu müssen. Ich kenne das ja nicht anders: Wenn Bayer am Samstag verloren hatte, wusste ich, dass Rudolf am Sonntag früh ins Stadion fährt, um vor Ort zu sein und zum Beispiel mit dem Trainer zu sprechen.»
Allerdings stand für sie schon zu diesem Zeitpunkt fest: «Ein Leben ohne Fussball wird es bei ihm nicht geben. Fussball war nach der Gesundheit unserer Kinder immer das wichtigste.»