Seit Drew Barrymore (48) vor über 40 Jahren als kleines Mädchen «E.T.» gegenüberstand, gilt die Schauspielerin als Everybody's Darling. Durchaus erstaunlich: Selbst anhaltende Drogenprobleme – Barrymore soll bereits im Alter von zwölf Jahren von Kokain abhängig gewesen sein – konnten an diesem Status nicht kratzen. Inzwischen bilden sich an ihrem Ruf als unangefochtene Sympathieträgerin jedoch zunehmend sichtbare Risse. Schuld ist ausgerechnet ihr selbsternannter Drang, für ihre Fans da zu sein.
Denn während sich mit wenigen Ausnahmen gerade ganz Hollywood mit den seit Monaten in Doppelstreik getretenen Schauspielern und Drehbuchautoren solidarisiert, kehrt Barrymore mit ihrem Talk–Format zurück. Als Streikbrecherin würde sie mit dieser Entscheidung der Bewegung leichtfertig ein Messer in den Rücken rammen, so der Vorwurf. Protestaktionen gegen die Aufzeichnungen der vierten Staffel der «Drew Barrymore Show», die am vergangenen Montag (11. September) begonnen haben, sind vor dem Studio bereits in vollem Gange.
Was vielen der Streikenden offenbar besonders sauer aufstösst, ist die vermeintliche Scheinheiligkeit des Stars. So lässt Barrymore in einem ausführlichen Instagram–Statement Revue passieren, wie sie im Mai noch in Solidität mit den streikenden Drehbuchautoren ihren Moderationsjob bei den diesjährigen MTV Movie & TV Awards absagte. Bei ihrer Show herrsche jedoch angeblich ein anderer Sachverhalt, so Barrymore: «Sie trägt vielleicht meinen Namen, doch ist sie so viel grösser als nur meine Person.» Folglich stehe sie zu 100 Prozent hinter dem Entschluss, vorerst auch ohne ihre Autorinnen und Autoren weiterzumachen.
Der Vorwurf: Barrymore handelt scheinheilig
Zudem wolle man in der Show im Einklang mit den derzeitigen Streik–Regeln keine Kino– oder TV–Produktionen besprechen (und damit promoten), die vom Streik betroffen sind, heisst es in ihrem Statement weiter. Für betroffene Autoren und Schauspieler, die sich im Kommentarbereich zum Post zu Wort melden, zeugt diese Entscheidung mindestens von Doppelmoral – mitunter wird gar der Vorwurf der Gleichgültigkeit laut.
«Sich selbst davon zu überzeugen, das Richtige zu tun, ist nicht gleichbedeutend damit, das Richtige zu tun», heisst es dort etwa. Eine andere Person, die angibt, selbst vom Streik betroffen zu sein, ergänzt: «Diese Entscheidung arbeitet aktiv gegen diejenigen, die du angeblich unterstützt. Das bedeutet, dass du entweder bewusst ignorant handelst oder es dir wirklich egal ist.»
Erster Job ging schon flöten
So oder so, die erste berufliche Konsequenz aufgrund dieses Entschlusses ist für Barrymore bereits erfolgt. Wie «The New York Times» berichtet, wurde ihr der Moderationsjob bei den diesjährigen National Book Awards im November entzogen.
Zu der Begründung heisst es in einem Statement der Veranstalter: «Die National Book Awards [...] dienen dazu, die Macht der Literatur und den unvergleichbaren Einfluss der Schriftsteller auf unsere Kultur zu feiern. In Anbetracht der Mitteilung, dass ‹The Drew Barrymore Show› die Produktion fortsetzt, hat die National Book Foundation ihre Einladung an Frau Barrymore, die 74. Ausgabe der National Book Awards zu moderieren, zurückgezogen.»
Nach Plan sollen die neuen Episoden der «Drew Barrymore Show» ab dem 18. September ausgestrahlt werden. Zumindest vorstellbar ist aber, dass sich in den kommenden Wochen manch ein eingeladener Stargast noch dazu entscheidet, die Teilnahme abzusagen. Denn ausgerechnet Drew «Everybody's Darling» Barrymore ist dieser Tage denkbar schlechte Publicity.