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Verfilmung des Bestsellers bei Netflix

Von «Hillbilly-Elegie» zum Trump-Vize: So tickt J. D. Vance

Sein Bestseller «Hillbilly–Elegie» rührte Olaf Scholz zu Tränen und wurde mit Glenn Close für Netflix verfilmt – innerhalb kürzester Zeit ist J. D. Vance vom Trump–Kritiker zu dessen Kandidat als Vizepräsident geworden.

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J. D. Vance (r.) mit Donald Trump auf dem Parteitag der Republikaner, bei dem er zum Vizepräsidentschaftskandidaten gekürt wurde.
J. D. Vance (r.) mit Donald Trump auf dem Parteitag der Republikaner, bei dem er zum Vizepräsidentschaftskandidaten gekürt wurde. imago/Cover-Images

Auf dem am Montag gestarteten Parteitag der Republikaner zeigte sich nicht nur Donald Trump (78) zum ersten Mal seit dem Anschlag auf sein Leben in der Öffentlichkeit. In Milwaukee wurde auch Trumps «Running Mate» gewählt. So nennt man in den USA den Kandidaten auf den Posten des Vizepräsidenten. Donald Trump bestimmte J. D. Vance (39) zu seinem Running Mate. Keine naheliegende Wahl. Denn Vance war lange Trump gegenüber äusserst kritisch eingestellt. Ausserdem ist der ehemalige Unternehmer und Bestseller–Autor erst spät in die Politik gewechselt.

2016 wurde die Öffentlichkeit erstmals auf James David Vance aufmerksam. Während des ersten Präsidentschaftswahlkampfs von Donald Trump veröffentlichte er sein autobiografisches Buch «Hillbilly–Elegie». In dem Memoir erzählte er die Geschichte seiner Familie – und damit aller Hillbillys. Mit diesem abschätzigen Begriff bezeichnet man in den USA «Hinterwäldler» aus rückständigen Gegenden in den Appalachen oder den Ozarks.

«Hillbilly–Elegie»: So schaffte J. D. Vance den Absprung aus dem Teufelskreis

Vance wuchs im Rust Belt aus, dem alten Industriegürtel der USA, der in den letzten Jahrzehnten einen wirtschaftlichen Niedergang erlebt. Seine aus den Appalachen stammende Familie hat seit Generationen mit Drogen und Gewalt zu kämpfen. Auch seine Mutter schaffte es trotz guter Schulnoten nicht, dem Teufelskreis zu entkommen.

Nur durch die Hilfe seiner Grossmutter gelang J. D. Vance der Absprung. Er ging erst zum Militär, studierte danach Politikwissenschaft und Philosophie. Darauf folgte ein Jurastudium in Yale, dort lernte er seine indischstämmige Frau Usha Chilukuri (38) kennen. Das Paar hat drei gemeinsame Kinder. Vance arbeitete für verschiedene Investmentfirmen.

Oscar–nominierte Verfilmung mit Amy Adams und Glenn Close

«Hillbilly Elegy» (Originaltitel) wurde sofort zum Bestseller. J. D. Vance galt als Trump–Versteher Nummer eins. Als Autor der Stunde, der dem Rest der Welt erklären konnte, warum die weisse Unterschicht, die bisher eher demokratisch gewählt hatte, in Scharen zu Trump und den Republikanern überliefern. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz las das Buch, nach eigener Aussage rührte es ihn zu Tränen.

2017 sicherte sich Regisseur Ron Howard (70, «A Beautiful Mind») die Rechte an dem Sachbuch. 2020 startete seine Verfilmung auf Netflix. Gabriel Basso (29, «The Big C») verkörpert darin den Autoren. Für die Nebenrolle gewann Ron Howard einige Stars. Amy Adams (49) spielt J. D. Vances Mutter, Haley Bennett (36) seine Schwester. Glenn Close (77) erhielt für die Rolle seiner Grossmutter ihre achte Oscarnominierung. Ansonsten erhielt der Film aber eher schlechte Kritiken, war mehrfach für die Goldene Himbeere nominiert.

Plötzlich feierte Vance den «Hitler Amerikas» Trump

Nach dem Start der Verfilmung wechselte J. D. Vance in die Politik. Dies hatte er zuerst vermieden, um weiter als überparteiliche Stimme der Unterschicht gelten zu können. 2022 kandidierte er als Senator in Ohio. Im Rahmen seines Wahlkampfs änderte der Quereinsteiger seine Meinung zu Donald Trump. Den hatte er 2016 noch als «Hitler Amerikas» bezeichnet. «Ich habe nicht geglaubt, dass er ein guter Präsident sein würde», begründete er seinen Gesinnungswechsel. Trump habe sich dann für ihn aber als «grossartiger Präsident» erwiesen.

Zunächst abgeschlagen in den Umfragen, holte J. D. Vance bei dem Rennen um den Senatorenposten auf, als Trump ihn öffentlich unterstützte. «J. D. küsst mir den Hintern, so dringend will er meine Unterstützung», sagte der Präsidentschaftskandidat einmal auf einer Wahlkampfveranstaltung über den Mann, der jetzt sein Running Mate ist.

Von SpotOn am 16. Juli 2024 - 21:10 Uhr