Am 23. September 2023 wäre die Schauspielikone Romy Schneider 85 Jahre alt geworden. Ihr kurzes, aber bemerkenswertes Leben war geprägt von Widersprüchen, Glamour und einem alles verändernden Schicksalsschlag. Als «Sissi» erlangte sie schon im Teenageralter Berühmtheit – von der Rolle versuchte sie sich zeitlebens zu emanzipieren. In Frankreich wurde aus dem «zuckersüssen Wiener Mädel» schliesslich eine faszinierende «Femme fatale».
Dennoch ist es bis heute vor allem Ernst Marischkas (1893–1963) «Sissi»–Trilogie, in der sie Kaiserin Elisabeth (1937–1898) verkörpert, die Romy Schneider tief in den Köpfen der Menschen verankert hat. «Sissi» (1955), «Sissi – Die junge Kaiserin» (1956) und «Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin» (1957) sind zu Kultfilmen geworden.
Was würde Romy Schneider wohl heute tun, wenn sie noch leben würde? Wäre sie eine Grande Dame des französischen Kinos, hätte sie sich längst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen oder würde sie belanglose TV–Spielfilme drehen? Darüber kann man nur spekulieren. Denn Romy Schneider ist seit mehr als 40 Jahren tot.
Aber von vorne...
Geboren wurde Romy Schneider am 23. September 1938 als Rosemarie Magdalena Albach–Retty in Wien. Ihre Eltern waren die Augsburger Schauspielerin Magda Schneider (1909–1996) und der österreichische Schauspieler Wolf Albach–Retty (1906–1967). Ihr jüngerer Bruder Wolf–Dieter Albach–Retty kam 1940 zur Welt. Die Ehe ihrer Eltern hielt von 1937 bis 1945 – zwischen Trennung und Scheidung der beiden war die kleine Romy gerade in die Schule gekommen.
Schon früh war der nur 1,61 Meter grossen und zierlichen Romy Schneider klar, dass sie in die Fussstapfen ihrer Eltern treten will. In ihr Tagebuch schrieb sie am 10. Juni 1952: «Wenn es nach mir ging, würde ich sofort Schauspielerin werden.» Bereits ein Jahr später stand sie neben ihrer Mutter Magda Schneider für den Heimatfilm «Wenn der weisse Flieder wieder blüht» erstmals vor der Kamera. Fortan nutzte sie den Künstlernamen Romy Schneider.
Ihren frühen Karriere–Höhepunkt feierte die junge Künstlerin nur wenig später mit besagtem Erfolg der «Sissi»–Filme. Auch hier waren Magda und die zu Beginn der Dreharbeiten erst 16–jährige Romy als Mutter und Tochter zu sehen.
Das neue Leben in Paris
Einem vierten «Sissi»–Film verweigerte sich die junge Schauspielerin. Stattdessen zog sie als 20–Jährige mit dem damals noch unbekannten französischen Schauspieler Alain Delon (87) im Herbst 1958 nach Paris. Kennengelernt hatten sich die beiden bei den Dreharbeiten zu «Christine» (1958). Sie verlobten sich im Frühling 1959, geheiratet haben sie aber nie.
Stattdessen folgte 1963 eine schmerzhafte Trennung. Romy Schneider, die zu der Zeit in Hollywood drehte, erfuhr aus der Presse, dass Alain Delon, der inzwischen ein Weltstar war, eine andere Frau hatte. Als Schneider nach Paris zurückkehrte, war er längst aus der gemeinsamen Bleibe ausgezogen – und bald auch verheiratet.
Auch Romy Schneider ging den Bund der Ehe ein. 1965 lernte sie den Hamburger Regisseur und Schauspieler Harry Meyen (1924–1979) kennen. Die beiden wurden ein Paar, zogen nach Berlin und heirateten im Juli 1966. Ende des Jahres kam der gemeinsame Sohn David Christopher Meyen (1966–1981) zur Welt.
In den 1970er Jahren drehte Romy Schneider überwiegend in Frankreich und schaffte es, sich dort als Charakterdarstellerin zu etablieren. Im Jahr 1973 trennten sich Schneider und Meyen, die Scheidung erfolgte 1975. Zu diesem Zeitpunkt war Schneider bereits mit ihrem französischen Privatsekretär Daniel Biasini (74) liiert. Die beiden heirateten Ende 1975. Im Sommer 1977 kam die gemeinsame Tochter Sarah Magdalena Biasini (46), heute ebenfalls Schauspielerin, zur Welt. Schneider und Biasini liessen sich im Mai 1981 scheiden.
Ein Schicksalsschlag verändert alles
Im Juli 1981 war Romy Schneiders damals 14–jähriger Sohn David beim Überklettern eines Zaunes mit Metallspitzen in Saint–Germain–en–Laye, nordwestlich von Paris, tödlich verunglückt. Der grosse Schicksalsschlag ihres Lebens.
Trotz des Verlustes erschien Schneider kurz darauf im Oktober 1981 zu den Dreharbeiten des Films «Die Spaziergängerin von Sans–Souci». Den deutschen Kinostart ihres letzten Films sollte die Schauspielerin nicht mehr erleben. Am Morgen des 29. Mai 1982 fand ihr damaliger Lebensgefährte, der Filmproduzent Laurent Pétin (72), sie leblos zusammengesunken an ihrem Schreibtisch vor. Die offizielle Todesursache: Herzversagen. Was wirklich zu ihrem Tod mit nur 43 Jahren führte, bleibt wohl für immer ein Rätsel.
Schneider wurde auf dem Friedhof von Boissy–sans–Avoir beigesetzt. Alain Delon organisierte die Beerdigung und sorgte dafür, dass Schneiders Sohn in das Grab seiner Mutter umgebettet wurde. Schneiders Tochter Sarah Biasini war zum Zeitpunkt des Todes ihrer Mutter gerade vier Jahre alt – Erinnerungen hat sie kaum. In ihrem Autorendebüt «Die Schönheit des Himmels» (2021) gesteht die heute 46–Jährige: «Immer wenn ich an sie denke, ist das schmerzhaft. Es erinnert mich an die Leere in mir, weil sie nicht mehr da ist.»