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Mit Horst Tappert und Fritz Wepper

Vor 50 Jahren startete «Derrick»: Darum wurde die Krimireihe zum Kult

Die erste «Derrick»–Episode wurde vor 50 Jahren ausgestrahlt. Es dauerte etwas, doch dann wurde die Krimireihe mit Horst Tappert und Fritz Wepper in den Hauptrollen Kult.

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Inspektor Harry Klein (Fritz Wepper, 1941-2024, l.) und Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert, 1923-2008) ermittelten 24 Jahre lang in der Krimireihe «Derrick».
Inspektor Harry Klein (Fritz Wepper, 1941-2024, l.) und Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert, 1923-2008) ermittelten 24 Jahre lang in der Krimireihe «Derrick». ddp/ 90060/KPA

Oberinspektor Stephan Derrick (Horst Tappert, 1923–2008) und Inspektor Harry Klein (Fritz Wepper, 1941–2024) ermittelten ab 20. Oktober 1974 – Episode «Waldweg» – 24 Jahre lang in der Krimireihe «Derrick». Die letzte Episode «Das Abschiedsgeschenk» wurde am 16. Oktober 1998 im ZDF ausgestrahlt. Die weltweit erfolgreiche Reihe wurde in mehr als 100 Länder verkauft.

Der Kommissar «mit moralischem Anspruch und psychologischem Tiefgang»

Anfangs kamen Derrick und sein Assistent nicht gut an. «Die Zuschauer mochten es nicht, dass der Täter von Anfang an bekannt war, obwohl das mit ‹Columbo› bestens funktionierte. Als Drehbuch–Autor Herbert Reinecker das änderte, ging es bergauf», erklärte Fritz Wepper in einem Interview.

Hinzukam wohl auch, dass sich die Zuschauerinnen und Zuschauer mit der Zeit «an den grossen Mann mit Toupet und Trenchcoat» gewöhnt hatten. Vom «Tagesspiegel» wurde er 2014 als «in seinem Auftreten ruhig und besonnen, einfühlsam und zurückgenommen, dennoch dezidiert, mit moralischem Anspruch und psychologischem Tiefgang» beschrieben. Das Team wurde langsam Kult.

Im Nachhinein spielt der zeitgeschichtliche Aspekt wohl auch eine Rolle. Denn «Derrick» zeigte neben den Kriminalfällen die Sitten, Bräuche, Moral und Moden hierzulande in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren.

Beeindruckend war ausserdem die Besetzung der Episodenrollen, nicht selten spielten echte Filmstars mit: Lilli Palmer, Curd Jürgens, Klaus Maria Brandauer, Johanna von Koczian, Uschi Glas, Siegfried Rauch, Horst Buchholz, Maria Schell, Christine Kaufmann, Brigitte Horney, Bernhard Wicki, Cornelia Froboess, Ruth Leuwerik, Götz George und viele mehr.

Den Rest der Faszination besorgte die Machart jener Krimis. «Es gab keine Kreuzverhöre, wir leuchteten den Menschen nicht mit der Schreibtischlampe ins Gesicht. Als Ermittler waren wir höflich und fair», erinnerte sich Wepper an die Krimireihe, die darüber hinaus vor allem durch eine nicht spannungsgeladene Inszenierung glänzte.

Aufregung um Horst Tapperts SS–Vergangenheit

Fünf Jahre nach Horst Tapperts Tod kam 2013 seine SS–Vergangenheit ans Licht. Demnach war er mit «19 Jahren in der SS–Flak–Ersatzabteilung im hessischen Bad Arolsen». 2016 meldete die «Bild»–Zeitung unter Berufung auf einen Sendersprecher, dass das ZDF die Krimireihe deswegen nicht mehr wiederholen werde. Als in der Folge ein Mediendienst auf (damals noch) Twitter schrieb «Wegen SS–Vergangenheit: ‹Derrick› aus dem ZDF verbannt», reagierte der Sender prompt und korrigierte: «Vielleicht uns fragen? Richtig: z. Zt keine WH geplant. Von Verbannung keine Rede. Haben wir @BILD im Mai schon gesagt #Sommerloch».

Fakt ist allerdings, trotz des Jubiläums und ehemaligen sowie weltweit grossen Erfolgs sind nach wie vor keine «Derrick»–Krimis in der ZDF/ARD–Mediathek zu finden.

«Hol schon mal den Wagen, Harry»

Fest verbunden mit «Derrick» ist und bleibt der bis heute viel zitierte Kultsatz «Hol schon mal den Wagen, Harry», den Derrick seinem Assistenten gesagt haben soll. Auch wenn der laut «Deutschlandfunk» nie gefallen ist: «Der Satz kommt in keinem Drehbuch vor.»

Dafür sagte Fritz Wepper in einem Interview mit dem «Spiegel» mit einem Hauch Emanzipation über seine Lieblingsfolge: «Einmal im Jahr gab es eine Harry–Episode, ohne Horst Tappert. Am schönsten war es, auch mal allein zu ermitteln.»

Hinter den Kulissen harmonierte es zwischen den beiden Schauspielern jedoch bestens. Der Münchner beschrieb es einmal so: «Trotz des Altersunterschieds mochten wir uns sehr, anstrengende Drehtage haben wir mit Humor überstanden.» Und so haben die beiden «nichts spielen» müssen, bei der letzten Szene der letzten Folge, «die feuchten Augen, die Wehmut beim Auseinandergehen», alles echt.

Von SpotOn am 20. Oktober 2024 - 18:45 Uhr