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Seine grössten Erfolge

Warren Beatty wird 85: Vom Womanizer zum Familienmenschen

Er galt einst als grosser Womanizer, inzwischen hat sich Warren Beatty zum Familienmenschen gewandelt. Heute wird der Hollywood-Star 85 Jahre alt.

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Warren Beatty bei einem Auftritt in Los Angeles.
Warren Beatty bei einem Auftritt in Los Angeles. Image Press Agency/ImageCollect

Dass er nicht mehr der Jüngste ist, wissen wir seit etlichen Jahren. Aber 85? Der grösste Womanizer von Hollywood nunmehr ein Greis? Ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Gewiss, seine Haare sind grau geworden, er trägt jedoch immer noch eine volle Mähne. Die Falten haben sein Gesicht gekerbt, doch sein Blick ist ironisch-skeptisch wie früher und sein Lächeln belustigt bis herausfordernd. Und ja: Am heutigen 30. März wird Warren Beatty 85.

Damit gehört er dem Club der Kino-Grandseigneurs von Hollywood an, zu dem Mel Brooks (95), Gene Hackman (92), Clint Eastwood (91), Robert Duvall (91), Michael Caine (89), Robert Redford (85) und Jack Nicholson (84) ebenfalls zu zählen sind und die sich alle - jeder auf seine Art - ganz gut gehalten haben. Liegt es womöglich daran, dass durchweg alle Oscarpreisträger sind?

Der faulste Schauspieler von Hollywood?

Warren Beatty wurde 14 Mal für den Oscar nominiert, so häufig wie kaum ein anderer. Doch erhalten hat er den wichtigsten Filmpreis der Welt nur einmal: 1981 in der Kategorie «Beste Regie» für den Film «Reds». Böse Zungen behaupten, dass er der faulste Schauspieler von Hollywood sei. Von 1961 bis 2016 hat er in 55 Jahren bei nur 23 Kinofilmen als Darsteller mitgewirkt. In dieser Zeit schaffte sein guter Kumpel Jack Nicholson über 60 Filme.

Doch Warren Beatty hat sich selbst nie nur als Schauspieler gesehen. Der zwei Jahre jüngere Bruder des US-Superstars Shirley MacLaine (87) hat seinen Weg vor und hinter der Kamera gemacht, auch als Drehbuchautor, Filmproduzent und Regisseur. Das Metier lag ihm wie seiner Schwester im Blut, denn ihre Mutter war Schauspiellehrerin. Nach dem Studium an der Elite-Hochschule Northwestern-University arbeitete Beatty zunächst als Theaterschauspieler an zahlreichen Bühnen unter anderem am Broadway.

Durchbruch und Kassenschlager

Nach Auftritten in der beliebten TV-Serie «The Many Loves of Dobie Gillis» (1959) hatte er in «Fieber im Blut» (1961) von Elia Kazan (1909-2003) seine erste richtige Filmrolle. Den grossen Durchbruch schaffte er 1967 mit dem von ihm produzierten Gangster-Drama «Bonnie and Clyde», in dem er neben der jungen Faye Dunaway (81) als Bonnie den Verbrecher Clyde Barrow spielte.

Kassenschlager waren auch die Filme «Der Himmel soll warten» (Hauptrolle, Regie, Produktion, Drehbuch: Warren Beatty), «Dick Tracy» (Hauptrolle, Regie, Produktion: Warren Beatty) oder «Bugsy» (Hauptrolle, Produktion: Warren Beatty). Seine Filme, bei denen er für Produktion, Drehbuch oder Regie verantwortlich war, wurden mit insgesamt 13 Oscars prämiert.

Warren Beatty gilt als politisch engagierter Künstler, der aktives Mitglied in der Demokratischen Partei in Kalifornien ist und sogar mal mit dem Gedanken gespielt hat als US-Präsident zu kandidieren. Seine links-liberale Einstellung floss bisweilen auch in seine Hollywood-Arbeit ein.

1981 verfilmte er das abenteuerliche Leben des linken Journalisten und Autors John Reed (1887-1920), der in den USA die kommunistische Partei gründete und in Moskau im Asyl an Typhus starb. Auch bei «Reds» war Warren Beatty für die männliche Hauptrolle, Produktion, Drehbuch und Regie verantwortlich. Der Film wurde für acht Oscars nominiert, erhielt dann drei, darunter den für Regie an Warren Beatty.

Der unersättliche Hollywood-Star

Ein anderer Film, der einiges über die Person Warren Beatty erzählt, war «Shampoo» (1975), eine Komödie über das turbulente Liebesleben eines In-Friseurs (Warren Beatty) während der politischen Nixon-Ära, in der der Regisseur, Drehbuchautor und Produzent Beatty das Liebhaber-Image des angeblich unersättlichen Hollywood-Stars Beatty auf die Schippe nimmt.

Was das anbelangt, war er offenbar bienenfleissig: Zu seinen angeblichen Eroberungen und Lebensabschnittgefährtinnen zählen unter anderem Natalie Wood, Julie Christie, Isabelle Adjani, Brigitte Bardot, Joan Collins, Goldie Hawn, Elle Macpherson, Elizabeth Taylor, Cher, Madonna, Stephanie Seymour, Diane Keaton, Britt Ekland und viele andere, wie es oft im Abspann von Hollywoodfilmen heisst.

Die attraktive Sängerin Carly Simon landete 1972 mit ihrem Song «You're So Vain» («Du bist so eitel») einen Hit, der Popgeschichte geschrieben hat. In der zweiten Strophe heisst es: «Du hattest mich vor einigen Jahren, als ich noch naiv war / Du sagtest, wir würden ein so schönes Paar abgeben und du würdest mich nie verlassen / Aber dann hast du die Dinge verschenkt, die du liebtest, und eines davon war ich.»

In Hollywood haben sie in dem Song sofort einen «Rachefeldzug» gegen einen ehemaligen Lover erkannt und sich auf die Suche gemacht. Zum Kreis der üblichen Verdächtigen gehörten neben dem Plattenmogul David Geffen und Carlys Ex-Gatten James Taylor auch Mick Jagger, Cat Stevens, Kris Kristofferson und Nick Nolte. 15 Jahre später sagte Carly Simon in einem Interview mit dem «People»-Magazin: Sie habe Warren Beatty besungen, mit dem sie eine kurze Affäre hatte. Der habe sie auch gleich angerufen und sich für den schönen Song bedankt...

Wandel zum Familienmensch

1992 heiratete er die Schauspielerin Annette Bening (63), mit der er vier Kinder hat. Seither hat man nie wieder was von seiner Umtriebigkeit gehört. Warren Beatty hat sich zum Familienmenschen gewandelt, der 2016 mit «Regeln spielen keine Rolle» (über den Unternehmer Howard Hughes) «ein feines Spätwerk» («Der Spiegel») abgeliefert hat. Wie gehabt verantwortete er Hauptrolle, Drehbuch, Produktion und Regie.

Filmstoff bietet ihm auch die eigene Familie. So sprach er in «Vanity Fair» über seinen Sohn Stephen (30): Der kam 1992 als Kathlyn Elizabeth zur Welt, mit 14 begann seine Geschlechtsumwandlung. Heute ist Stephen ein bekannter Transgender-Aktivist, der sich selbst «als Überlebender» bezeichnet, «der jahrelang diskriminiert wurde.» Der Vater über den Sohn: «Er ist ein Revolutionär, ein Genie - mein Held».

Von spot on news AG am 30. März 2022 - 09:14 Uhr