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Erneute Dürre in Italien

Niedriger Wasserstand am Gardasee: Hat der Regen die Lage entspannt?

Der Gardasee ist ein beliebtes Reiseziel an Pfingsten, doch die Region hat erneut mit einem Wassermangel zu kämpfen. Wie wirkt sich das auf den geplanten Urlaub aus und haben die Regenfälle die Lage entspannt?

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Am Gardasee ist der Wassermangel deutlich zu sehen.
Am Gardasee ist der Wassermangel deutlich zu sehen. imago images/Manfred Segerer

An Pfingsten zieht es viele Deutsche an den Gardasee. Kein Wunder: Das grösste Binnengewässer Italiens ist vor allem für die südlichen Bundesländer in wenigen Stunden zu erreichen. Allerdings zeichnet sich seit einiger Zeit ein Problem ab: Der See hat zu wenig Wasser. Jetzt gab es wieder etwas Regen, hat sich die Lage entspannt?

Pegel sinkt in den Keller

Generell hat Italien aktuell mit einem Wassermangel zu kämpfen. Vor allem der Norden des Landes leidet unter der Dürreperiode. Das wirkt sich auch auf den Pegel des Gardasees aus. Laut der Comunità del Garda, ein Informationszentrum für die gesamte Region, lag der Wasserstand am 17. Mai bei 74 Zentimeter. Im Jahr zuvor waren es zur selben Zeit 91 Zentimeter. Generell lässt sich aber sagen, dass sich die Lage verbessert hat. So wurden am 1. Mai nur 53 Zentimeter gemessen. Mitte April waren es sogar nur 45 Zentimeter. Zum Vergleich: 2022 lag der Pegel bei 101 Zentimeter.

Allerdings bedeutet ein Pegelstand von null Zentimeter nicht, dass der See leer wäre - schliesslich ist er 346 Meter tief. Stattdessen wird die Marke «null» jedes Jahr neu festgelegt. Es handelt sich dabei um einen Mittelwert, der sich aus den gemessenen Tiefstständen der vergangenen Jahre ergibt.

Ein Zeichen für die Dürre

Die Wasserknappheit lockt allerdings auch Touristen an. Denn die Insel San Biagio, auch Hasen-Insel genannt, konnte bereits Anfang des Jahres zu Fuss erreicht werden. Der Grund: Ein dünner Streifen Land verband das Festland mit der Insel. Auf den sozialen Medien kursierten einige Fotos, die Touristen bei ihrem Spaziergang zeigen. Normalerweise muss man, um das Eiland am Westufer des Gardasees zu dieser Jahreszeit zu erreichen, ein Wassertaxi nehmen - oder aber durch das knietiefe Wasser marschieren. Das ist auch wieder der Fall, da der Pegel dank Regen wieder gestiegen ist. Aktuell (Stand: 23. Mai) liegt der Wasserstand bei 80 Zentimeter.

Dennoch wurde der freigelegte Weg von Experten als Zeichen einer bevorstehenden Jahrhundertdürre gewertet, das trockene Jahr 2022 und der regenarme Winter 2023 sind schuld daran. Zudem gab es kaum Schnee - damit fehlt das Schmelzwasser, das normalerweise in den See fliessen würde.

Ausnahmezustand in Italien

Die italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni (46) hat bereits Massnahmen zur Vorbeugung und Bekämpfung der Wasserknappheit geplant. Dazu gehört der Ausbau von Sammelbecken für Regenwasser oder die Ernennung eines Sonderkommissars, der mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet wird. Ein Gremium soll alles kontrollieren und ebenfalls Massnahmen planen, um die Krise zu bewältigen. Aber nicht nur der Gardasee ist betroffen, unter anderem auch der Po, der längste Fluss Italiens, hat mit einem sehr niedrigen Wasserstand zu kämpfen.

In den Regionen Emilia-Romagna sowie auf Sizilien machen extreme Wetterverhältnisse den Menschen zu schaffen. Starke Regenfälle sowie heftige Gewitter haben vergangene Woche zu einem Ausnahmezustand geführt. «Im Landesinnern besteht die Gefahr von Überschwemmungen und Erdrutschen; an der gesamten Küste auch Mittel- und Süditaliens können Sturmfluten einsetzen», heisst es auf der Webseite des Auswärtigen Amtes. «Viele Strassen sind unpassierbar und es kommt zu Einschränkungen im regionalen Bahnverkehr.» Die Unwetter haben Schäden in Milliardenhöhe verursacht und mindestens 13 Menschen das Leben gekostet.

Was hat der Wasserstand für die Touristen zu bedeuten?

Auch wenn der niedrige Pegelstand des Gardasees ein Grund zur Sorge ist, wirkt er sich dennoch nicht grossartig auf den Tourismus aus. Denn Fähren und andere Boote fahren wie gewohnt. Pizzerien, Cafés und Eisdielen haben geöffnet und locken die Urlauber mit ihren italienischen Köstlichkeiten. Die Strände des 370 Quadratkilometer grossen Sees sind etwas breiter als sonst. Da die Temperaturen im Mai bereits auf 25 Grad klettern können, ist Sonnenbaden in den Pfingstferien möglich.

Im nördlichen Teil des Sees liegt die durchschnittliche Wassertemperatur aktuell bei maximal 17 Grad, im Süden bei maximal 20 Grad. Wegen seiner perfekten Windverhältnisse ist der nördliche Teil um Riva und Torbole bevorzugtes Ziel für Segler, Windsurfer oder Kitesurfer. Die vielen malerischen Orte rund um den See locken jedes Jahr, zu Recht, viele Urlauber an. Ob das südwestlich gelegene kleine Salò, die historische Altstadt von Lazise oder die Halbinsel Sirmione - am Lago die Garda kommt jeder auf seine Kosten.

Von SpotOn am 23. Mai 2023 - 20:00 Uhr